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Zu meinen Freunden darf ich wieder hinab und auch zu meinen Feinden!
Zarathustra darf wieder reden und schenken und Lieben das Liebste thun!
Meine ungeduldige Liebe fliesst über in Strömen, abwärts, nach Aufgang
und Niedergang. Aus schweigsamem Gebirge und Gewittern des Schmerzes
rauscht meine Seele in die Thäler.
Zu lange sehnte ich mich und schaute in die Ferne. Zu lange gehörte ich der
Einsamkeit: so verlernte ich das Schweigen.
Mund bin ich worden ganz und gar, und Brausen eines Bachs aus hohen
Felsen: hinab will ich meine Rede stürzen in die Thäler.
Und mag mein Strom der Liebe in Unwegsames stürzen! Wie sollte ein
Strom nicht endlich den Weg zum Meere finden!
Wohl ist ein See in mir, ein einsiedlerischer, selbstgenugsamer; aber mein
Strom der Liebe reisst ihn mit sich hinab – zum Meere!
Neue Wege gehe ich, eine neue Rede kommt mir; müde wurde ich, gleich
allen Schaffenden, der alten Zungen. Nicht will mein Geist mehr auf
abgelaufnen Sohlen wandeln.
Zu langsam läuft mir alles Reden: – in deinen Wagen springe ich, Sturm!
Und auch dich will ich noch peitschen mit meiner Bosheit!
Wie ein Schrei und ein jauchzen will ich über weite Meere hinfahren, bis
ich die glückseligen Inseln finde, wo meine Freunde weilen: –
Und meine Feinde unter ihnen! Wie liebe ich nun jeden, zu dem ich nur
reden darf! Auch meine Feinde gehören zu meiner Seligkeit.
Und wenn ich auf mein wildestes Pferd steigen will, so hilft mir mein
Speer immer am besten hinauf: der ist meines Fusses allzeit bereiter Diener: –
Der Speer, den ich gegen meine Feinde schleudere! Wie danke ich es
meinen Feinden, dass ich endlich ihn schleudern darf!
Zu gross war die Spannung meiner Wolke: zwischen Gelächtern der Blitze
will ich Hagelschauer in die Tiefe werfen.
Gewaltig wird sich da meine Brust heben, gewaltig wird sie ihren Sturm
über die Berge hinblasen: so kommt ihr Erleichterung.
Wahrlich, einem Sturme gleich kommt mein Glück und meine Freiheit!
Aber meine Feinde sollen glauben, der Böse rase über ihren Häuptern.
Ja, auch ihr werdet erschreckt sein, meine Freunde, ob meiner wilden
Weisheit; und vielleicht flieht ihr davon sammt meinen Feinden.
Ach, dass ich’s verstünde, euch mit Hirtenflöten zurück zu locken! Ach,
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Buch Also sprach Zarathustra"
Also sprach Zarathustra
- Titel
- Also sprach Zarathustra
- Autor
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 354
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Zarathustras Vorrede 2
- Teil 1 - Die Reden Zarathustras 19
- Von den drei Verwandlungen 20
- Von den Lehrstühlen der Tugend 22
- Von den Hinterweltlern 25
- Von den Verächtern des Leibes 28
- Von den Freuden- und Leidenschaften 30
- Vom bleichen Verbrecher 32
- Vom Lesen und Schreiben 34
- Vom Baum am Berge 36
- Von den Predigern des Todes 39
- Vom Krieg und Kriegsvolke 41
- Vom neuen Götzen 43
- Von den Fliegen des Marktes 46
- Von der Keuschheit 49
- Vom Freunde 51
- Von tausend und Einem Ziele 53
- Von der Nächstenliebe 55
- Vom Wege des Schaffenden 57
- Von alten und jungen Weiblein 60
- Vom Biss der Natter 63
- Von Kind und Ehe 65
- Vom freien Tode 67
- Von der schenkenden Tugend 70
- Teil 2 - Also sprach Zarathustra 75
- Das Kind mit dem Spiegel 77
- Auf den glückseligen Inseln 80
- Von den Mitleidigen 83
- Von den Priestern 86
- Von den Tugendhaften 89
- Vom Gesindel 92
- Von den Taranteln 95
- Von den berühmten Weisen 98
- Das Nachtlied 101
- Das Tanzlied 103
- Das Grablied 106
- Von der Selbst-Ueberwindung 109
- Von den Erhabenen 112
- Vom Lande der Bildung 115
- Von der unbefleckten Erkenntniss 118
- Von den Gelehrten 121
- Von den Dichtern 123
- Von grossen Ereignissen 126
- Der Wahrsager 130
- Von der Erlösung 134
- Von der Menschen-Klugheit 139
- Die stillste Stunde 142
- Teil 3 - Also sprach Zarathustra 145
- Der Wanderer 147
- Vom Gesicht und Räthsel 150
- Von der Seligkeit wider Willen 155
- Vor Sonnen-Aufgang 158
- Von der verkleinernden Tugend 161
- Auf dem Oelberge 167
- Vom Vorübergehen 170
- Von den Abtrünnigen 173
- Die Heimkehr 178
- Von den drei Bösen 182
- Vom Geist der Schwere 187
- Von alten und neuen Tafeln 191
- Der Genesende 222
- Von der großen Sehnsucht 228
- Das andere Tanzlied 231
- Die sieben Siegel 236
- Teil 4 - Also sprach Zarathustra 243
- Das Honig-Opfer 245
- Der Notschrei 248
- Gespräch mit den Königen 251
- Der Blutegel 256
- Der Zauberer 259
- Außer Dienst 267
- Der häßlichste Mensch 271
- Der freiwillige Bettler 276
- Der Schatten 280
- Mittags 283
- Die Begrüßung 286
- Das Abendmahl 291
- Vom höheren Menschen 293
- Das Lied der Schwermut 313
- Von der Wissenschaft 319
- Unter Töchtern der Wüste 322
- Die Erweckung 330
- Das Eselsfest 334
- Das trunkne Lied 339
- Das Zeichen 352