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Alles Unheimliche der Zukunft, und was je verflogenen Vögeln Schauder
machte, ist wahrlich heimlicher noch und traulicher als eure »Wirklichkeit«.
Denn so sprecht ihr: »Wirkliche sind wir ganz, und ohne Glauben und
Aberglauben«: also brüstet ihr euch – ach, auch noch ohne Brüste!
Ja, wie solltet ihr glauben können, ihr Buntgesprenkelten! – die ihr
Gemälde seid von Allem, was je geglaubt wurde!
Wandelnde Widerlegungen seid ihr des Glaubens selber, und aller
Gedanken Gliederbrechen. Unglaubwürdige : also heisse ich euch, ihr
Wirklichen!
Alle Zeiten schwätzen wider einander in euren Geistern; und aller Zeiten
Träume und Geschwätz waren wirklicher noch als euer Wachsein ist!
Unfruchtbare seid ihr: darum fehlt es euch an Glauben. Aber wer schaffen
musste, der hatte auch immer seine Wahr-Träume und Stern-Zeichen – und
glaubte an Glauben! –
Halboffne Thore seid ihr, an denen Todtengräber warten. Und das
ist eure Wirklichkeit: »Alles ist werth, dass es zu Grunde geht.«
Ach, wie ihr mir dasteht, ihr Unfruchtbaren, wie mager in den Rippen! Und
Mancher von euch hatte wohl dessen selber ein Einsehen.
Und er sprach: »es hat wohl da ein Gott, als ich schlief, mir heimlich Etwas
entwendet? Wahrlich, genug, sich ein Weibchen daraus zu bilden!
Wundersam ist die Armuth meiner Rippen!« also sprach schon mancher
Gegenwärtige.
Ja, zum Lachen seid ihr mir, ihr Gegenwärtigen! Und sonderlich, wenn ihr
euch über euch selber wundert!
Und wehe mir, wenn ich nicht lachen könnte über eure Verwunderung, und
alles Widrige aus euren Näpfen hinunter trinken müsste!
So aber will ich’s mit euch leichter nehmen, da ich Schweres zu tragen
habe; und was thut’s mir, wenn sich Käfer und Flügelwürmer noch auf mein
Bündel setzen!
Wahrlich, es soll mir darob nicht schwerer werden! Und nicht aus euch, ihr
Gegenwärtigen, soll mir die grosse Müdigkeit kommen. – Ach, wohin soll ich
nun noch steigen mit meiner Sehnsucht! Von allen Bergen schaue ich aus
nach Vater- und Mutterländern.
Aber Heimat fand ich nirgends: unstät bin ich in allen Städten und ein
Aufbruch an allen Thoren.
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Buch Also sprach Zarathustra"
Also sprach Zarathustra
- Titel
- Also sprach Zarathustra
- Autor
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 354
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Zarathustras Vorrede 2
- Teil 1 - Die Reden Zarathustras 19
- Von den drei Verwandlungen 20
- Von den Lehrstühlen der Tugend 22
- Von den Hinterweltlern 25
- Von den Verächtern des Leibes 28
- Von den Freuden- und Leidenschaften 30
- Vom bleichen Verbrecher 32
- Vom Lesen und Schreiben 34
- Vom Baum am Berge 36
- Von den Predigern des Todes 39
- Vom Krieg und Kriegsvolke 41
- Vom neuen Götzen 43
- Von den Fliegen des Marktes 46
- Von der Keuschheit 49
- Vom Freunde 51
- Von tausend und Einem Ziele 53
- Von der Nächstenliebe 55
- Vom Wege des Schaffenden 57
- Von alten und jungen Weiblein 60
- Vom Biss der Natter 63
- Von Kind und Ehe 65
- Vom freien Tode 67
- Von der schenkenden Tugend 70
- Teil 2 - Also sprach Zarathustra 75
- Das Kind mit dem Spiegel 77
- Auf den glückseligen Inseln 80
- Von den Mitleidigen 83
- Von den Priestern 86
- Von den Tugendhaften 89
- Vom Gesindel 92
- Von den Taranteln 95
- Von den berühmten Weisen 98
- Das Nachtlied 101
- Das Tanzlied 103
- Das Grablied 106
- Von der Selbst-Ueberwindung 109
- Von den Erhabenen 112
- Vom Lande der Bildung 115
- Von der unbefleckten Erkenntniss 118
- Von den Gelehrten 121
- Von den Dichtern 123
- Von grossen Ereignissen 126
- Der Wahrsager 130
- Von der Erlösung 134
- Von der Menschen-Klugheit 139
- Die stillste Stunde 142
- Teil 3 - Also sprach Zarathustra 145
- Der Wanderer 147
- Vom Gesicht und Räthsel 150
- Von der Seligkeit wider Willen 155
- Vor Sonnen-Aufgang 158
- Von der verkleinernden Tugend 161
- Auf dem Oelberge 167
- Vom Vorübergehen 170
- Von den Abtrünnigen 173
- Die Heimkehr 178
- Von den drei Bösen 182
- Vom Geist der Schwere 187
- Von alten und neuen Tafeln 191
- Der Genesende 222
- Von der großen Sehnsucht 228
- Das andere Tanzlied 231
- Die sieben Siegel 236
- Teil 4 - Also sprach Zarathustra 243
- Das Honig-Opfer 245
- Der Notschrei 248
- Gespräch mit den Königen 251
- Der Blutegel 256
- Der Zauberer 259
- Außer Dienst 267
- Der häßlichste Mensch 271
- Der freiwillige Bettler 276
- Der Schatten 280
- Mittags 283
- Die Begrüßung 286
- Das Abendmahl 291
- Vom höheren Menschen 293
- Das Lied der Schwermut 313
- Von der Wissenschaft 319
- Unter Töchtern der Wüste 322
- Die Erweckung 330
- Das Eselsfest 334
- Das trunkne Lied 339
- Das Zeichen 352