Seite - 217 - in Also sprach Zarathustra
Bild der Seite - 217 -
Text der Seite - 217 -
26
Oh meine Brüder! Bei Welchen liegt doch die grösste Gefahr aller Menschen-
Zukunft? Ist es nicht bei den Guten und Gerechten? –
– als bei Denen, die sprechen und im Herzen fühlen: »wir wissen schon,
was gut ist und gerecht, wir haben es auch; wehe Denen, die hier noch
suchen!« –
Und was für Schaden auch die Bösen thun mögen: der Schaden der Guten
ist der schädlichste Schaden!
Und was für Schaden auch die Welt-Verleumder thun mögen: der Schaden
der Guten ist der schädlichste Schaden.
Oh meine Brüder, den Guten und Gerechten sah Einer einmal in’s Herz, der
da sprach: »es sind die Pharisäer.« Aber man verstand ihn nicht.
Die Guten und Gerechten selber durften ihn nicht verstehen: ihr Geist ist
eingefangen in ihr gutes Gewissen. Die Dummheit der Guten ist
unergrĂĽndlich klug.
Das aber ist die Wahrheit: die Guten müssen Pharisäer sein, – sie haben
keine Wahl!
Die Guten mĂĽssen Den kreuzigen, der sich seine eigne Tugend erfindet!
Das ist die Wahrheit!
Der Zweite aber, der ihr Land entdeckte, Land, Herz und Erdreich der
Guten und Gerechten: das war, der da fragte: »wen hassen sie am meisten?«
Den Schaffenden hassen sie am meisten: den, der Tafeln bricht und alte
Werthe, den Brecher – den heissen sie Verbrecher.
Die Guten nämlich – die können nicht schaffen: die sind immer der Anfang
vom Ende:-
– sie kreuzigen Den, der neue Werthe auf neue Tafeln schreibt, sie
opfern sich die Zukunft, – sie kreuzigen alle Menschen-Zukunft!
Die Guten – die waren immer der Anfang vom Ende. –
zurĂĽck zum
Buch Also sprach Zarathustra"
Also sprach Zarathustra
- Titel
- Also sprach Zarathustra
- Autor
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 354
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Zarathustras Vorrede 2
- Teil 1 - Die Reden Zarathustras 19
- Von den drei Verwandlungen 20
- Von den LehrstĂĽhlen der Tugend 22
- Von den Hinterweltlern 25
- Von den Verächtern des Leibes 28
- Von den Freuden- und Leidenschaften 30
- Vom bleichen Verbrecher 32
- Vom Lesen und Schreiben 34
- Vom Baum am Berge 36
- Von den Predigern des Todes 39
- Vom Krieg und Kriegsvolke 41
- Vom neuen Götzen 43
- Von den Fliegen des Marktes 46
- Von der Keuschheit 49
- Vom Freunde 51
- Von tausend und Einem Ziele 53
- Von der Nächstenliebe 55
- Vom Wege des Schaffenden 57
- Von alten und jungen Weiblein 60
- Vom Biss der Natter 63
- Von Kind und Ehe 65
- Vom freien Tode 67
- Von der schenkenden Tugend 70
- Teil 2 - Also sprach Zarathustra 75
- Das Kind mit dem Spiegel 77
- Auf den glĂĽckseligen Inseln 80
- Von den Mitleidigen 83
- Von den Priestern 86
- Von den Tugendhaften 89
- Vom Gesindel 92
- Von den Taranteln 95
- Von den berĂĽhmten Weisen 98
- Das Nachtlied 101
- Das Tanzlied 103
- Das Grablied 106
- Von der Selbst-Ueberwindung 109
- Von den Erhabenen 112
- Vom Lande der Bildung 115
- Von der unbefleckten Erkenntniss 118
- Von den Gelehrten 121
- Von den Dichtern 123
- Von grossen Ereignissen 126
- Der Wahrsager 130
- Von der Erlösung 134
- Von der Menschen-Klugheit 139
- Die stillste Stunde 142
- Teil 3 - Also sprach Zarathustra 145
- Der Wanderer 147
- Vom Gesicht und Räthsel 150
- Von der Seligkeit wider Willen 155
- Vor Sonnen-Aufgang 158
- Von der verkleinernden Tugend 161
- Auf dem Oelberge 167
- Vom VorĂĽbergehen 170
- Von den AbtrĂĽnnigen 173
- Die Heimkehr 178
- Von den drei Bösen 182
- Vom Geist der Schwere 187
- Von alten und neuen Tafeln 191
- Der Genesende 222
- Von der groĂźen Sehnsucht 228
- Das andere Tanzlied 231
- Die sieben Siegel 236
- Teil 4 - Also sprach Zarathustra 243
- Das Honig-Opfer 245
- Der Notschrei 248
- Gespräch mit den Königen 251
- Der Blutegel 256
- Der Zauberer 259
- AuĂźer Dienst 267
- Der häßlichste Mensch 271
- Der freiwillige Bettler 276
- Der Schatten 280
- Mittags 283
- Die BegrĂĽĂźung 286
- Das Abendmahl 291
- Vom höheren Menschen 293
- Das Lied der Schwermut 313
- Von der Wissenschaft 319
- Unter Töchtern der Wüste 322
- Die Erweckung 330
- Das Eselsfest 334
- Das trunkne Lied 339
- Das Zeichen 352