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Kaum aber hatte Zarathustra diese Worte gesprochen, da stürzte er nieder
gleich einem Toten und blieb lange wie ein Toter. Als er aber wieder zu sich
kam, da war er bleich und zitterte und blieb liegen und wollte lange nicht
essen noch trinken. Solches Wesen dauerte an ihm sieben Tage; seine Tiere
verließen ihn aber nicht bei Tag und Nacht, es sei denn, daß der Adler
ausflog, Speise zu holen. Und was er holte und zusammenraubte, das legte er
auf Zarathustras Lager: also daß Zarathustra endlich unter gelben und roten
Beeren, Trauben, Rosenäpfeln, wohlriechendem Krautwerke und Pinien-
Zapfen lag. Zu seinen Füßen aber waren zwei Lämmer gebreitet, welche der
Adler mit Mühe ihren Hirten abgeraubt hatte.
Endlich, nach sieben Tagen, richtete sich Zarathustra auf seinem Lager auf,
nahm einen Rosenapfel in die Hand, roch daran und fand seinen Geruch
lieblich. Da glaubten seine Tiere, die Zeit sei gekommen, mit ihm zu reden.
»O Zarathustra«, sagten sie, »nun liegst du schon sieben Tage so, mit
schweren Augen: willst du dich nicht endlich wieder auf deine Füße stellen?
Tritt hinaus aus deiner Höhle: die Welt wartet dein wie ein Garten. Der
Wind spielt mit schweren Wohlgerüchen, die zu dir wollen; und alle Bäche
möchten dir nachlaufen.
Alle Dinge sehnen sich nach dir, dieweil du sieben Tage allein bliebst, –
tritt hinaus aus deiner Höhle! Alle Dinge wollen deine Ärzte sein!
Kam wohl eine neue Erkenntnis zu dir, eine saure, schwere? Gleich
angesäuertem Teige lagst du, deine Seele ging auf und schwoll über alle ihre
Ränder. –«
– O meine Tiere, antwortete Zarathustra, schwätzt also weiter und laßt
mich zuhören! Es erquickt mich so, daß ihr schwätzt: wo geschwätzt wird, da
liegt mir schon die Welt wie ein Garten.
Wie lieblich ist es, daß Worte und Töne da sind: sind nicht Worte und Töne
Regenbogen und Schein-Brücken zwischen Ewig-Geschiedenem?
Zu jeder Seele gehört eine andre Welt; für jede Seele ist jede andre Seele
eine Hinterwelt.
Zwischen dem Ähnlichsten gerade lügt der Schein am schönsten; denn die
kleinste Kluft ist am schwersten zu überbrücken.
Für mich – wie gäbe es ein Außer-mir? Es gibt kein Außen! Aber das
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Buch Also sprach Zarathustra"
Also sprach Zarathustra
- Titel
- Also sprach Zarathustra
- Autor
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 354
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Zarathustras Vorrede 2
- Teil 1 - Die Reden Zarathustras 19
- Von den drei Verwandlungen 20
- Von den Lehrstühlen der Tugend 22
- Von den Hinterweltlern 25
- Von den Verächtern des Leibes 28
- Von den Freuden- und Leidenschaften 30
- Vom bleichen Verbrecher 32
- Vom Lesen und Schreiben 34
- Vom Baum am Berge 36
- Von den Predigern des Todes 39
- Vom Krieg und Kriegsvolke 41
- Vom neuen Götzen 43
- Von den Fliegen des Marktes 46
- Von der Keuschheit 49
- Vom Freunde 51
- Von tausend und Einem Ziele 53
- Von der Nächstenliebe 55
- Vom Wege des Schaffenden 57
- Von alten und jungen Weiblein 60
- Vom Biss der Natter 63
- Von Kind und Ehe 65
- Vom freien Tode 67
- Von der schenkenden Tugend 70
- Teil 2 - Also sprach Zarathustra 75
- Das Kind mit dem Spiegel 77
- Auf den glückseligen Inseln 80
- Von den Mitleidigen 83
- Von den Priestern 86
- Von den Tugendhaften 89
- Vom Gesindel 92
- Von den Taranteln 95
- Von den berühmten Weisen 98
- Das Nachtlied 101
- Das Tanzlied 103
- Das Grablied 106
- Von der Selbst-Ueberwindung 109
- Von den Erhabenen 112
- Vom Lande der Bildung 115
- Von der unbefleckten Erkenntniss 118
- Von den Gelehrten 121
- Von den Dichtern 123
- Von grossen Ereignissen 126
- Der Wahrsager 130
- Von der Erlösung 134
- Von der Menschen-Klugheit 139
- Die stillste Stunde 142
- Teil 3 - Also sprach Zarathustra 145
- Der Wanderer 147
- Vom Gesicht und Räthsel 150
- Von der Seligkeit wider Willen 155
- Vor Sonnen-Aufgang 158
- Von der verkleinernden Tugend 161
- Auf dem Oelberge 167
- Vom Vorübergehen 170
- Von den Abtrünnigen 173
- Die Heimkehr 178
- Von den drei Bösen 182
- Vom Geist der Schwere 187
- Von alten und neuen Tafeln 191
- Der Genesende 222
- Von der großen Sehnsucht 228
- Das andere Tanzlied 231
- Die sieben Siegel 236
- Teil 4 - Also sprach Zarathustra 243
- Das Honig-Opfer 245
- Der Notschrei 248
- Gespräch mit den Königen 251
- Der Blutegel 256
- Der Zauberer 259
- Außer Dienst 267
- Der häßlichste Mensch 271
- Der freiwillige Bettler 276
- Der Schatten 280
- Mittags 283
- Die Begrüßung 286
- Das Abendmahl 291
- Vom höheren Menschen 293
- Das Lied der Schwermut 313
- Von der Wissenschaft 319
- Unter Töchtern der Wüste 322
- Die Erweckung 330
- Das Eselsfest 334
- Das trunkne Lied 339
- Das Zeichen 352