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kommt, denn ich habe hier nicht meinesgleichen. Darum sprach ich ›hier bin
ich heim‹.
Wie lange gehe ich schon diesem einen nach, dem Hirn des Blutegels, daß
die schlüpfrige Wahrheit mir hier nicht mehr entschlüpfe! Hier
ist mein Reich!
– darob warf ich alles andere fort, darob wurde mir alles andre gleich; und
dicht neben meinem Wissen lagert mein schwarzes Unwissen.
Mein Gewissen des Geistes will es so von mir, daß ich eins weiß und sonst
alles nicht weiß: es ekelt mich aller Halben des Geistes, aller Dunstigen,
Schwebenden, Schwärmerischen.
Wo meine Redlichkeit aufhört, bin ich blind und will auch blind sein. Wo
ich aber wissen will, will ich auch redlich sein, nämlich hart, streng, eng,
grausam, unerbittlich.
Daß du einst sprachst, o Zarathustra: ›Geist ist das Leben, das selber ins
Leben schneidet‹, das führte und verführte mich zu deiner Lehre. Und,
wahrlich, mit eignem Blute mehrte ich mir das eigne Wissen!«
– »Wie der Augenschein lehrt«, fiel Zarathustra ein; denn immer noch floß
das Blut an dem nackten Arme des Gewissenhaften herab. Es hatten nämlich
zehn Blutegel sich in denselben eingebissen.
»O du wunderlicher Gesell, wie viel lehrt mich dieser Augenschein da,
nämlich du selber! Und nicht alles dürfte ich vielleicht in deine strengen
Ohren gießen!
Wohlan! So scheiden wir hier! Doch möchte ich gerne dich wiederfinden.
Dort hinauf führt der Weg zu meiner Höhle: heute Nacht sollst du dort mein
lieber Gast sein!
Gerne möchte ich’s auch an deinem Leibe wieder gutmachen, daß
Zarathustra dich mit Füßen trat: darüber denke ich nach. Jetzt aber ruft mich
ein Notschrei eilig fort von dir.«
Also sprach Zarathustra.
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Buch Also sprach Zarathustra"
Also sprach Zarathustra
- Titel
- Also sprach Zarathustra
- Autor
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 354
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Zarathustras Vorrede 2
- Teil 1 - Die Reden Zarathustras 19
- Von den drei Verwandlungen 20
- Von den Lehrstühlen der Tugend 22
- Von den Hinterweltlern 25
- Von den Verächtern des Leibes 28
- Von den Freuden- und Leidenschaften 30
- Vom bleichen Verbrecher 32
- Vom Lesen und Schreiben 34
- Vom Baum am Berge 36
- Von den Predigern des Todes 39
- Vom Krieg und Kriegsvolke 41
- Vom neuen Götzen 43
- Von den Fliegen des Marktes 46
- Von der Keuschheit 49
- Vom Freunde 51
- Von tausend und Einem Ziele 53
- Von der Nächstenliebe 55
- Vom Wege des Schaffenden 57
- Von alten und jungen Weiblein 60
- Vom Biss der Natter 63
- Von Kind und Ehe 65
- Vom freien Tode 67
- Von der schenkenden Tugend 70
- Teil 2 - Also sprach Zarathustra 75
- Das Kind mit dem Spiegel 77
- Auf den glückseligen Inseln 80
- Von den Mitleidigen 83
- Von den Priestern 86
- Von den Tugendhaften 89
- Vom Gesindel 92
- Von den Taranteln 95
- Von den berühmten Weisen 98
- Das Nachtlied 101
- Das Tanzlied 103
- Das Grablied 106
- Von der Selbst-Ueberwindung 109
- Von den Erhabenen 112
- Vom Lande der Bildung 115
- Von der unbefleckten Erkenntniss 118
- Von den Gelehrten 121
- Von den Dichtern 123
- Von grossen Ereignissen 126
- Der Wahrsager 130
- Von der Erlösung 134
- Von der Menschen-Klugheit 139
- Die stillste Stunde 142
- Teil 3 - Also sprach Zarathustra 145
- Der Wanderer 147
- Vom Gesicht und Räthsel 150
- Von der Seligkeit wider Willen 155
- Vor Sonnen-Aufgang 158
- Von der verkleinernden Tugend 161
- Auf dem Oelberge 167
- Vom Vorübergehen 170
- Von den Abtrünnigen 173
- Die Heimkehr 178
- Von den drei Bösen 182
- Vom Geist der Schwere 187
- Von alten und neuen Tafeln 191
- Der Genesende 222
- Von der großen Sehnsucht 228
- Das andere Tanzlied 231
- Die sieben Siegel 236
- Teil 4 - Also sprach Zarathustra 243
- Das Honig-Opfer 245
- Der Notschrei 248
- Gespräch mit den Königen 251
- Der Blutegel 256
- Der Zauberer 259
- Außer Dienst 267
- Der häßlichste Mensch 271
- Der freiwillige Bettler 276
- Der Schatten 280
- Mittags 283
- Die Begrüßung 286
- Das Abendmahl 291
- Vom höheren Menschen 293
- Das Lied der Schwermut 313
- Von der Wissenschaft 319
- Unter Töchtern der Wüste 322
- Die Erweckung 330
- Das Eselsfest 334
- Das trunkne Lied 339
- Das Zeichen 352