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Das Heidentor von Petronell#

Lage und Umfeld#

Carnuntum Heidentor
Heidentor - Foto: P. Diem

Das Heidentor liegt etwa 900 m südlich der Zivilstadt von Carnuntum Petronell Niederösterreich . Die Einbindung des Heidentors in das antike Siedlungsbild bleibt nach wie vor ungewiss. Es ist fraglich, ob das Monument am Schnittpunkt sich kreuzender Straßen wie bei vergleichbaren Anlagen angelegt wurde (Bernsteinstraße?). Einzelne Straßenzüge lassen sich allerdings in unmittelbarer Nähe des Bauwerks feststellen. Mit Hilfe von geophysikalischen Methoden wurden in der Umgebung des Heidentors auch die Reste von temporären römischen Militärlagern identifiziert. Diese Zeltlager waren durch einen Spitzgraben mit dahinterliegendem Erdwall und aufgepflanzten Schanzpfählen befestigt. Die zeitliche Einordnung kann allerdings nur durch weitere archäologische Grabungen geklärt werden. Vermutlich wurde das Gebiet als militärische Aufmarschzone zur Grenzsicherung, als auch zur Truppenkonzentration im Zuge größerer Feldzüge genutzt.

Geschichte des Denkmals#

Den jüngsten Erkenntnissen zufolge wurde das Heidentor vermutlich in der Regierungszeit des Kaisers Constantinus II. (351-361 n. Chr.) errichtet. Eine erste Beschreibung des Monuments verfasste der Humanist Wolfgang Lazius im Jahr 1551, der es als Stadttor interpretierte. Etwa 100 Jahre später erscheint erstmals der Name „heydnisch Thor“, von dem sich der heutige Name ableitet. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden zahlreiche bildliche Darstellungen des wohl bekanntesten römischen Denkmals in Österreich. Nach ersten Sicherungsmaßnahmen Mitte des 19. Jahrhunderts wurden 1891 Grabungen durchgeführt. Weitere Restaurierungen und kleinere Grabungen folgten Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts. Von 1998 bis 2001 wurde das Heidentor nochmals umfassend archäologisch und baugeschichtlich untersucht und nach international gültigen Standards der Denkmalpflege konserviert.

Antikes Recycling - Not am Stein#

Für die Errichtung des Heidentors wurde auch älteres Ziegel- und Steinmaterial („Spolien“) wiederverwendet. Die mehrfache Verwertung kommt in Carnuntum häufig vor und wurde im Laufe des 4. Jahrhunderts n. Chr. durch den Bedarf an kostengünstig zu gewinnendem Baumaterial im großen Maßstab durchgeführt. Die Spolien des Heidentors waren unter der Verkleidung ursprünglich nicht sichtbar und bezeugen die finanziellen Nöte des Errichters. Mehrere Götteraltäre wurden im Zuge der verschiedenen Renovierungen aus dem Mauerverband entfernt. Die Kopien eines Weihealtars für Iupiter Optimus Maximus wie auch eines weiteren für Diana Augusta sind heute im Umfeld der Ruine aufgestellt. Ihre Wiederverwendung im Heidentor zeugt von den tiefgreifenden religiösen Veränderungen in der Zeit der Spätantike und vom Aufschwung des Christentums, das sich spätestens ab dem beginnenden 4. Jahrhundert n. Chr. auch in Carnuntum ausgebreitet hatte.

Aussehen und Rekonstruktion#

Das Heidentor hatte die Proportionen eines Würfels mit einer Seitenlänge und Höhe von ca. 14,5 m. Die Reste der östlichen Pfeiler wurden zur Sicherung mit Kiesschüttungen überdeckt, deren Einfassungen Größe und Lage der ursprünglichen Pfeiler zeigen. Das heutige Aussehen der westlichen Pfeiler ist durch die Restaurierungen des frühen 20. Jahrhunderts geprägt. Der Bau besteht im Kern aus römischem Gussmörtel und Bruchsteinen und an der Außenschale aus großen Werksteinen und Ziegelmauerwerk. Die Fassaden werden durch horizontale Gesimse beim Ansatz des Gewölbes und oberhalb der Bögen gegliedert. Eine niedrige Wandzone über den Bögen wird von einem kräftigen Gesims abgeschlossen. Darüber folgt die Attikazone, die nach den erhaltenen Funden durch kleine Säulen auf Marmorkonsolen gegliedert und mit Skulpturen aus Marmor geschmückt war. Im Mittelbereich der Attika war vermutlich ein Inschriftenfeld.

Bautypus und Funktion#

Das Heidentor ist ein so genannter Quadrifrons, ein Monument mit doppelten Durchgängen auf vier Pfeilern. Vergleichbar sind der Janus Quadrifrons in Rom sowie der Bogen von Malborghetto nördlich von Rom, errichtet von Konstantin (Vater von Constantius II) vermutlich anlässlich seines Sieges in der Schlacht an der Milvischen Brücke. Eine Besonderheit des Heidentors ist der mächtige Figurensockel im Zentrum, der einen ungehinderten Durchgang verwehrt. Auf dem ca. 4,3 m hohen Sockel befand sich wahrscheinlich eine überlebensgroße Kaiserstatue. Dies legt eine Deutung als Triumphalmonument nahe. Dafür spricht auch eine Bemerkung des antiken Historikers Ammianus Marcellinus, der die Errichtung mehrerer Triumphbögen in Gallien und Pannonien durch Constantius II erwähnt. Der Kaiser hielt sich während seiner Feldzüge gegen die Quaden und Sarmaten von 357 bis 359 n. Chr. in Pannonien auf.


Heidentor
Heidentor aus der Luft gesehen
© Alfred Havlicek
Heidentor
Heidentor
© Alfred Havlicek
Heidentor
Das Heidentor bei Petronell. 1837. Aquarell v. Rudolf von Alt
© IMAGNO/Austrian Archives
Foto: P. Diem
Foto: P. Diem
Foto: P. Diem
Foto: P. Diem
Foto: P. Diem
Foto: P. Diem
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Foto: P. Diem
Foto: P. Diem
Foto: P. Diem
Foto: P. Diem
Foto: P. Diem
Foto: P. Diem
Foto: P. Diem

Weiterführendes#

Quellen#

Redaktion: P. Diem