Jesuiten#
Gesellschaft Jesu (SJ = Societas Jesu), durch Ignatius von Loyola (1491-1556) gegründeter katholischer Männerorden, 1540 vom Papst bestätigt. 1551 von Ferdinand I. nach Wien berufen, Niederlassungen (mit Schul- und Kollegiengründungen) folgten in Innsbruck (1562), Graz (1573), Linz (um 1600) und Klagenfurt. Die Jesuiten leisteten einen entscheidenen Anteil an der katholischen Reform in Österreich. Eingesetzt an den Brennpunkten des geistigen und politischen Lebens, wirkten sie als Beichtväter der Kaiser und ihrer Familien, als Gelehrte an den Universitäten und Schulen, als städtische Seelsorger und Prediger. Die Jesuiten bestimmten das geistige und kulturelle Leben Österreichs entscheidend mit (Jesuitentheater, Jesuitenstil) oder gingen als Missionare und Gelehrte in die Fremde. Namhafte Jesuiten waren als Prediger (Petrus Canisius und Georg Scherer), Historiker und Numismatiker (Sigismund Calles, Markus Hansiz, F. Wagner, E. Fröhlich), Astronomen und Mathematiker (Maximilian Hell, P. Guldin), Botaniker und Mineralogen (Franz Xaver Freiherr von Wulfen, I. Schiffermüller), Dichter (Michael Denis), Geographen und Vermessungstechniker (J. Walcher, Joseph Liesganig) und Theologen tätig. Der Jesuitenorden wurde 1773 von Papst Clemens XIV. aufgehoben und ist seit 1814 wieder zugelassen.
Zu den bedeutenden Jesuiten im 20. Jahrhundert gehören die Konzilsberater Karl Rahner und Josef Andreas Jungmann. Aktuelle Niederlassungen und Wirkungsstätten der Jesuiten in Österreich: Wien (Provinzialat und Jesuitenkirche mit Studentenzentrum Alte Burse, das Kardinal König Haus. Bildungszentrum der Jesuiten, sowie die Pfarren Lainz-Speising und Canisiuskirche), Innsbruck (Katholisch-Theologische Fakultät mit Kolleg sowie Priesterseminar Canisianum), Linz (Haus Manresa und St. Ignatius/ Alter Dom), Steyr (Marienkirche), St. Andrä im Lavanttal (Haus der Einkehr und Pfarre).
Jesuiten in Wien#
Ferdinand an Ignatius wegen der Gründung eines Kollegs in Wien, wo die Jesuiten ihre Mitglieder und auch Auswärtige unterrichten sollten. Im Jänner stimmte 1551 stimmte der Ordensgründer zu, die ersten beiden Jesuiten reisten im April nach Wien, Ende des Jahres lebten bereits 18 hier. Sie begannen gleich mit dem Unterricht von eigenen (Scholastiker) und auswärtigen Studenten. Die Universität fürchtete die Konkurrrenz, weil der Zustrom zur neuen Lehranstalt groß war. Der Unterricht war unentgeltlich.
1563 wurde eine eigene österreichische Jesuitenprovinz gegründet. 1623 kam es zur Einigung mit der Wiener Universität, durch das Dokument der 10 Paragraphen umfassenden "Sanctio pragmatica". Damit begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Wiener Jesuiten.
1624 legte der Kaiser den Grundstein zu Kolleg und Kirche. Kurz vor deren Fertigstellung stürzten die Türme ein. 1631 erfolgte die Weihe der vermutlich von Giovanni Battista Carlone geplanten Universitätskirche. Der hier ausgebildete Typus wurde für mehrere Jesuitenkirchen Mitteleuopas prägend (Linz, Leoben, Tyrnau, Kaschau usw.) 1703-1709 wurde sie durch den Laienbruder Andrea Pozzo, der auch die Ignatiuskirche in Rom mit Deckenfresken ausgestattet hatte, renoviert. Pozzo (1642-1709) erneuerte die Fassade und die Turmhelme. Er gestaltete den eher einfachen Innenraum völlig neu: Der alte Chor wurde entfernt, zahlreiche Seitenkapellen mit prächtigen Altären und Beichtstühlen geschaffen und der riesige Hochaltar mit dem von ihm gemalten Altarbild errichtet. Auch die Deckenfresken schuf Pozzo. Es gelang ihm, im Sinne der im 18. Jahrhundert herrschenden architektonischen Tendenz einen Langraum des 17. Jahrhunderts mit den Mitteln der Ausstattung zum Zentralbau (mit einer Scheinkuppel) umzugestalten. Im Mittelgang, in der Nähe der letzen Bänke, bezeichnet ein weißer Stein die Stelle, von welcher aus man das scheinbare Kuppelgewölbe perspektivisch richtig sieht. Die Jesuitenkirche besitzt einen der prunkvollsten barocken Innenräume Wiens.
Das "Alte Universitätsviertel", das den Jesuiten sein Aussehen verdankt, bildet in seiner Gesamtheit und Größe eines der bedeutendsten Denkmalensembles der Stadt. Es erstreckt sich zwischen Wollzeile, Postgasse Schönlaterngasse und Windhaaggasse. Es besteht aus der Universitätskirche, dem östlich anschließenden Jesuitenkolleg mit Sternwarte- und Bibliothekstrakt, dem zur Postgasse vorgelagerten Stöcklgebäude, der Alten Aula mit Jesuitentheater zwischen Wollzeile und Bäckerstraße, der Neuen Aula (heute Akademie der Wissenschaften) zwischen Sonnenfelsgasse und Bäckerstraße und dem Universitätspedellenhaus ("Domus universitatis") in der Sonnenfelsgasse. Die Generalsanierung begann 1980.
Weiterführendes#
- Historische Bilder zu Jesuiten (IMAGNO)
Quellen#
- Jesuiten. Mitteilungen der österreichischen Jesuiten
- Das alte Universitätsviertel in Wien. Wien 1985
- Dehio Wien I. Bezirk. Horn - Wien 2003
Web-Link#
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