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Nationalpark Thayatal#

Nationalpark Thayatal
Nationalpark Thayatal bei Hardegg / Niederoesterreich
© Österreich Werbung/Popp

1984 gab es erste Pläne zur Gründung eines Nationalparks im Thayatal. Der Park, der im Mai 2000 offiziell eröffnet wurde, umfasst auf der österreichischen Seite 1.330 ha; der tschechische Národní Park Podyjí ist im Vergleich dazu 6.260 ha groß.


Nationalpark Thayatal
Nationalpark Thayatal Weinviertel / Niederoesterreich bei Hardegg
© Österreich Werbung/Popp G.


Das Gebiet gehört zu den kleinsten Nationalparks in Österreich, beherbergt aber dennoch die Hälfte aller in Österreich vorkommenden Pflanzenarten (insgesamt konnten 1288 Arten bestimmt werden).


Auch in der Fauna herrscht eine reiche Artenvielfalt. Von den über 100 in Österreich bekannten Vogelarten, brüten alleine 80 im Park.

Weiterführendes#


Wildkatze: Rückkehr auf leisen Sohlen#

Die Naturschutzforschung im Nationalpark Thayatal konnte im Jahr 2007 einen unglaublichen Erfolg melden. Die in Österreich als ausgestorben oder verschollen geltende Wildkatze wurde im Rahmen eines 2-jährigen Forschungsprojektes nachgewiesen. Mit Baldrian-Lockstöcken wurden Haarproben gewonnen, die genetisch untersucht wurden. Die Untersuchungen werden seit dem weitergeführt. Die Ergebnisse aus dem Jahr 2008 sind ebenfalls sehr erfreulich: Es gelangen zwei weitere Nachweise der scheuen Wildkatze. Seitdem wird vermutet, dass im Nationalpark Thayatal eine kleine versteckte Population existiert, die bislang unentdeckt blieb.

Forschungsprojekt Wildkatze#

wildkatze.jpg
Wildkatze in Österreich
www.wildkatze-in-oesterreich.at
Am Beginn des Forschungsprojektes stand eine kleine fotografische Sensation. Bei einer Wanderung am 1. Dezember 2003 im Bereich Bad Groß-Pertholz entdeckte der Naturfotograf Dieter Manhart bei Einbruch der Dämmerung eine Katze, die auf einen Baum flüchtete. Auffallend waren die dichte Behaarung und die breite Schwanzspitze. Es gelang dem Fotografen, mehrere Bilder von dem Tier zu machen.


In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass im Pulkautal im Weinviertel, ca. 20 km vom Nationalparkgebiet entfernt, 1995 und 1997 von Anton Maier vom Naturhistorischen Museum ebenfalls eine Wildkatze gesichtet wurde. Da die Wildkatze eine Vorliebe für trockene und warme Wälder zeigt, lag die Vermutung nahe, dass auch der Nationalpark Thayatal mit seinen Eichenwäldern und den eingestreuten Trockenrasen als Lebensraum in Frage kommt.


Aufgrund der Hinweise entschied die Nationalparkverwaltung, ein Forschungsprojekt zur Überprüfung des Status der Wildkatze im Nationalpark Thayatal zu starten.

Ein Lebensraum für die Wildkatze?#

Um die Frage der Habitateignung des Thayatales zu beantworten, wurden die Lebensräume des grenzüberschreitenden Nationalparks Thayatal-Podyjí untersucht und ihre naturräumliche Ausstattung beurteilt.

Wildkatzen-Nachweis in Österreich#

Im Nationalpark wurden in den Gebieten mit hoher Aufenthaltswahrscheinlichkeit Lockstöcke positioniert, welche mit Baldrian als Duftköder behandelt wurden. Diese Stöcke verströmen einen eigenartigen Geruch, der für Katzen besonders attraktiv ist. Menschen sind vom Baldrian-Duft weniger angetan. Die Stöcke werden von mehreren Tierarten aufgesucht.


Das Holz der Lockstöcke weist eine raue Oberfläche auf. Beim Reiben am Stock bleiben einige Haare der Tiere hängen. Diese Haarproben werden im Abstand von 14 Tagen von dem Nationalparkranger Thomas Einsiedl eingesammelt und schließlich von der Wildtiergenetik des Forschungsinstituts Senckenberg in Deutschland untersucht. Die Untersuchungsergebnisse sind eine Sensation für Österreich. Insgesamt fünf Haarproben konnten der Wildkatze zugeordnet werden, die Proben stammen von mindestens zwei verschiedenen Tieren. Nachdem die Wildkatzen-Populationen in Österreich seit den Fünfziger Jahren als ausgestorben galten, gab es nun wieder ein kräftiges Lebenszeichen!


2008 wurde die Untersuchung weitergeführt. Die Anzahl der Lockstöcke wurde erhöht, zusätzlich wurden an drei Standorten Fotofallen montiert. Es gab wieder zwei positive Wildkatzen-Proben. Das Ergebnis bestätigt die Vermutung, dass im Thayatal eine Wildkatzen-Population existiert. Die genetische Analyse der Haarproben aus dem Jahr 2009 wird im Frühling 2010 abgeschlossen sein.

Die Wildkatze tritt ins Rampenlicht der Öffentlichkeit#

Bereits bei der Veröffentlichung der ersten Nachweise im Jahr 2007 zeigte sich großes öffentliches Interesse. Seither wurden umfangreiche Aktivitäten rund um den scheuen Waldbewohner gestartet. Nach mehreren Aktivistentreffen erfolgte zu Beginn 2009 die Gründung der „Plattform Wildkatze“. Diese Plattform vereint all jene Organisationen, die Maßnahmen zur Förderung der Wildkatze in Österreich umsetzen. Neben dem bereits genannten Naturschutzbund Österreich und den Österreichischen Bundesforsten sind dies der Tiergarten Wels, der Alpenzoo Innsbruck-Tirol, die Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände und der Nationalpark Thayatal. Die Wildkatze wurde auch als eine der 21 Leitarten der Aktion vielfaltleben ausgewählt. Unter der Leitung von Leo Slotta-Bachmayr vom Tiergarten Wels wurde unter Mitarbeit der Mitglieder der Plattform Wildkatze ein österreichischer Wildkatzen-Aktionsplan erstellt, der bereits im März 2010 von Umweltminister Berlakovich und Wildkatzenpatin Claudia Reiterer der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Darin ist festgelegt, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, damit die Wildkatze wieder durch die heimischen Wälder streift.

Weitere Nachweise in Österreich#

Die Wildkatzennachweise im Thayatal blieben kein Einzelfall. In der Steiermark wurde eine weitere Wildkatze nachgewiesen und auch südlich von Wien liegt ein deutlicher Hinweis vor. Einem Förster gelang es, ein Foto einer wildfarbenen Katze zu machen, die von Experten als Wildkatze eingestuft wird.

„Ich hab auch eine Wildkatze gesehen!“#

Die Bevölkerung ist nun aufgerufen, bei der Erforschung der Wildkatze mitzuhelfen. All jene, die ebenfalls eine Wildkatze gesehen haben, können dies mittels Fragebogen auf der Wildkatzenhomepage melden: www.wildkatze-in-oesterreich.at oder sie melden sich telefonisch bei der Wildkatzenmeldestelle: 0681 20 40 86 87. Die österreichische Jägerschaft beteiligt sich ebenfalls an dieser Fragebogenaktion. Für sie ist die Wildkatze längst kein böses Raubtier mehr, das verfolgt werden muss. Vielmehr engagieren sich die Jäger aktiv an der Erforschung und den Schutzmaßnahmen und unterstützen das Projekt auch finanziell.

Ein europäisches Rettungsnetz für die Wildkatze#

Der Nationalpark Thayatal möchte nun verstärkt Sympathien für die Wildkatze gewinnen. Im Rahmen eines von BUND Deutschland initiierten und vom Nationalpark Thayatal in Österreich durchgeführten Öffentlichkeitsarbeitsprojektes soll anhand der Lebenssituation der Wildkatze die Wichtigkeit der Vernetzung von Waldlebensräumen aufgezeigt werden. Ohne die Vernetzung ihrer Lebensräume und dem genetischen Austausch haben die Wildkatzen schlechte Karten im Überlebenskampf! Die Anfälligkeit für Inzucht und Krankheiten wächst, die Verluste auf Straßen reduzieren die Bestände. Die “Insel“-Populationen sind viel zu klein, um langfristig überleben zu können.


Die Wildkatze und ihre Lebensraumansprüche wird im Mittelpunkt vieler Publikationen und Veranstaltungen stehen, eine Ausstellung und andere Bildungsangebote werden gestaltet, die Homepage www.wildkatze-in-oesterreich.at wird weiter ausgebaut. Von der scheuen Wildkatze wird also noch viel zu hören sein! Das Projekt wird im Rahmen von LIFE + durch die Europäische Union gefördert.

Biologie der Wildkatze:#

Nahrung:
Hauptsächlich Mäuse. Seltener junge Kaninchen, Eidechsen, Frösche, Insekten und Kleinvögel.

Spuren:
Pfotenabdruck rundlich, Ballen und vier Zehen; keine Krallen und Daumen sichtbar.

Alter:
Etwa 7 - 10 Jahre, in Gefangenschaft über 15 Jahre.

Reviergröße:
Zwischen 100 und 3000 Hektar je nach Lebensraumqualität.

Aussehen:
Ähnlich einer wildfarbenen Hauskatze, aber mit buschigem Schwanz mit dunklen Ringen und stumpfem Ende. Fellzeichnung verwaschen beige-grau.

Statur:
Wie Hauskatze, jedoch besonders im Winterfell gedrungener und kräftiger wirkend. Bis zu 5 kg schwer.

Nachwuchs:
Nach 63 - 69 Tagen Tragzeit kommen im Frühjahr meist 2 - 4 Junge zur Welt.



Freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Nationalpark Thayatal.

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