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Reichenau an der Rax#

Reichenau an der Rax
Wappen von Reichenau an der Rax

Bundesland: Niederösterreich
Bezirk: Neunkirchen, Markt
Einwohner: 2.567 (Stand 2023)
Bevölkerungsentwicklung: Statistik Austria
Höhe: 484 m
Fläche: 89,46 km²
Postleitzahl: 2651
Website: www.reichenau.at


Reichenau an der Rax ist ein heilklimatischer Luftkur- und zweisaisonaler Fremdenverkehrsort an der Schwarza am Fuß von Rax und Schneeberg. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte er sich dank der Schönheit seiner Lage, seiner Nähe zu Wien und des Baus der Südbahn zu einem beliebten Ausflugsziel und Kurort der adeligen Gesellschaft, wovon die zahlreichen Villen und Parkanlagen Zeugnis geben; die umliegenden Jagdreviere waren dem Kaiserhof vorbehalten. Die "Reichenauer Sommerspiele" im Kurtheater bieten Aufführungen auf höchsten künstlerischen Niveau. Von Reichenau führt eine Seilbahn auf die 1547 m hoch gelegene Bergstation und das ausgedehnte Raxplateau.

Die Rudolfsvilla („Sissis Villa“), erbaut 1856-1857 vom Ringstraßenarchitekten Anton Hefft, diente als Sommerdomizil für Kaiser Franz Josef, Kaiserin Elisabeth, Kronprinz Rudolf und Erzherzogin Gisela, später für den Bruder des Kaisers, Erzherzog Carl Ludwig und seine zahlreichen Kinder, darunter den spätere Thronfolger Franz Ferdinand. Ab 1866 war die Villa Treffpunkt der Schönen und Reichen aus Adel, Gesellschaft, Kunst und Kultur wie Arthur Schnitzler, Julius Graf Andrassy und Theodor Herzl, dessen Vermählung 1889 hier stattfand. Heute ist die Villa im Privatbesitz und Rahmen für gesellschaftliche Ereignisse.

Kaiservilla Wartholz
Kaiservilla Wartholz
Foto: © Kurt Hengl

Zwischen 1870 und 1872 ließ Erzherzog Karl Ludwig die Villa Wartholz inmitten eines bewaldeten Areals nach Plänen von Heinrich Ferstel im neogotischen Stil erbauen. Kaiser Karl erbte die Kaiservilla und bewohnte sie mit Kaiserin Zita, ihr Sohn Otto von Habsburg kam hier zur Welt. Heute wird der Garten des Schlosses mittels eines eleganten Pavillons von einer Garten- und Dekorgesellschaft als Caférestaurant genutzt.

In Reichenau (Ortsteil Hinterleiten) liegt das Schloss Rothschild (daher auch Schloss Hinterleiten genannt). In nächster Nachbarschaft zu Erzherzog Carl Ludwig und auf ähnlich großem Grundstück ließ Nathaniel Meyer Freiherr von Rothschild (1836-1905) , der Philanthrop und reichste Junggeselle des Landes aus dem Wiener Zweig der Rothschilds, seine „Sommervilla“ errichten, mit den zehnfachen Baukosten der benachbarten Habsburgervilla.

Er beauftragte das Pariser Architekturbüro Bauqué und Pio mit dem Entwurf, der 1884-1889 zur Ausführung gelangte, aber nicht vollendet wurde - der Bauherr hatte das Interesse verloren: “ Eine Laune hatte es geschaffen, eine Laune gab es weg“. Dieses Schloß beeindruckt noch heute durch die verschwenderische Verwendung verschiedener Baumaterialien und Bauelemente, die an den Tudorstil und an Loireschlösser erinnern.

Kaiservilla Wartholz
Schloss Rothschild
Foto: © Kurt Hengl

1890 plante Nathaniel Meyer Freiherr von Rothschild, das Schloss in eine Stiftung für Tuberkulosekranke umzuwandeln, nach Protesten der Gemeinde wurde daraus eine Stiftung zur Erholung kriegsinvalider Subalternoffiziere.. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es als Erholungsheim für Potsdamer Waisenkinder und später auch als Lazarett genutzt. Es ist von der „Vereinigten Altösterreichischen Militärstiftung“ an das Verteidigungsministerium vermietet und wird von diesem als Seminarzentrum Reichenau geführt, darunter auch als Ausbildungsheim des Österreichischen Bundesheeres. Ferner wird es fallweise für kulturelle und offizielle Anlässe genutzt. Eine Innenbesichtigung ist im Normalfall nicht möglich.

In der Gemeinde befinden sich das Kurtheater mit seinen Sommerspielen (Juli), die Kuranstalt Thalhof, ein Erholungsheim der Niederösterreichischen Landesbediensteten, die Museumseisenbahn Payerbach- Hirschwang; an Industrie ein Kleinkraftwerk, Stahlbetonbau, Möbelerzeugung, Kartonagenfabrik. In der zu Reichenau gehörenden Katastralgemeinde Hirschwang befinden sich die Seilbahn auf die Raxalpe, ein Erholungs- und Schulungszentrum der Arbeiterkammer, die Forstverwaltung des Magistrats der Stadt Wien, die Betriebsleitung der 1. Wiener Hochquellenleitung (Wasserleitungsmuseum Kaiserbrunn).

Sehenswert sind insbesondere:

  • Pfarrkirche (1846)
  • Schloss (1645) mit Resten der Ringmauer
  • Villa Wartholz (1870)
  • Das sogenanntes Wartholzkreuz (um 1500) - in der Nähe liegt auch die Kammerwandgrotte
  • Schloß Rothschild (1884)

Weiterführendes#

Literatur#

  • G. Zens, Kulturhistorische Studien zur Geschichte der Marktgemeinde Reichenau an der Rax Niederösterreich, Dissertation, Wien 1978
  • J. R. Pap und E. Pusch, Reichenau an der Rax, 1988


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