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Waldviertel#

(Viertel ober dem Manhartsberg)


Waldviertler Blockheide
Waldviertler Blockheide
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU

Das Waldviertel oder "Viertel ober dem Manhartsberg" ist der nordwestliche Teil Niederösterreichs und eine der Hauptregionen des Bundeslandes.

Das Waldviertel ist geologisch ein Teil des Böhmischen Massivs (im Westen vor allem Granit, im Osten Gneis und kristalliner Kalk sowie in der Horner Bucht Löß), hat kontinental geprägtes Hochflächenklima und umfasst eine Fläche von etwa 4600 km²; der Name leitet sich vom früheren Waldreichtum der Region ab.

Im Norden grenzt das Waldviertel an Tschechien, im Westen an Oberösterreich, im Süden bildet die Donau (Wachau) und im Osten der Manhartsberg (537 m) die Grenze. Naturräumlich ist das Waldviertel in ein höher gelegenes westliches Waldviertel (oberes Waldviertel) und ein niedrigeres östliches Waldviertel (unteres Waldviertel) gegliedert.

Zu den höchsten Erhebungen des Waldviertels zählen Großer Peilstein (1061 m), Weinsberg (1041 m), Tischberg (1063 m) und Nebelstein (1017 m). Weitere Besonderheiten des westlichen Waldviertels sind die Granitblöcke bzw. Wackelsteine (zum Beispiel Naturpark Blockheide bei Gmünd) und die Hochmoore. Durch das nordwestliche Waldviertel verläuft die europäische Hauptwasserscheide zwischen Elbe und Donau; die Lainsitz entwässert zur Elbe hin. Weitere wichtige Flüsse im Waldviertel sind Zwettl (im Westen), Thaya (Norden), Krems (Süden) und Ysper (Süden); die Mitte und den Osten des Waldviertels durchfließt der Kamp mit den 3 Kraftwerksstauseen Ottenstein, Dobra und Thurnberg.


Bis zum Fall des Eisernen Vorhangs 1989 war das Waldviertel eine relativ abgeschnittene Region. Durch die Grenzöffnung kam es zum Verlust des Standortvorteils "Billiglohn" - viele Waldviertler Betriebe verlagerten lohnkostenintensive Produktion nach Tschechien. Die Landwirtschaft verlor an Bedeutung; durch einen Mangel an qualifizierten Arbeitsplätzen kam es zur starken Abwanderung der jungen Bevölkerung.

Die moderne Entwicklung setzte zwar etwas langsamer ein, als in anderen Teilen des Landes, doch besitzt das Waldviertel ein bedeutendes Potential an Naturschönheiten und Lebensqualität und setzt mit zukunftsweisenden Umweltprojekten neue Maßstäbe. Seit 1982 besteht das Waldviertel Management, die erste Regionalentwicklungsagentur Österreichs überhaupt. Seit dem EU–Beitritt Österreichs profitierte das Waldviertel vor allem von der Absicht der EU, periphere strukturschwache Regionen zu fördern. (Das gesamte Waldviertel wurde für die Periode 1995-1999 als Ziel 5b Gebiet eingestuft. Daher kann die Region auf EU-Strukturfonds und Fördermittel zurückgreifen.)

Auf die Tradition des Waldviertels als Textilregion (Bandlkramerlandl) verweisen die Textilmuseen in Groß-Siegharts, Waidhofen an der Thaya und Weitra.


Heute werden rund 51% der Fläche landwirtschaftlich genutzt: im westlichen Waldviertel werden Ackerbau (Roggen, Kartoffeln, Mohn, Braugerste) Forstwirtschaft, Grünland- und Viehwirtschaft (Milchvieh, Mutterkuhhaltung) sowie Fischzucht (Waldviertler Karpfen) betrieben; im östlichen Teil hat der Ackerbau (Weizen, Gerste, Mais, Raps, Sonderkulturen, Zuckerrübe) vorrangige Bedeutung. Hervorragende Weine liefern die Lagen im südöstlichen Waldviertel. Viele landwirtschaftliche Produkte, wie der Waldviertler Graumohn und daraus hergestellte Artikel, werden direkt und regional vermarktet, z.B. im "Mohndorf" Armschlag.

In jüngster Zeit besinnt sich das Waldviertel als "Ökoregion" auf seine Naturschönheiten, Kulturgüter und regionalen Spezialitäten und setzt Initiativen in Richtung des "sanften Tourismus", wie im Moorbad Harbach, im Sole-Felsen Bad in Gmünd oder im Dunglzentrum in Gars am Kamp.

Die intakte Umwelt und das leichte Reizklima mit warmen Tagen und kühlen Nächten machen das Waldviertel zu einer der gesündesten Regionen Österreichs. Viele Sportarten können hier gepflegt werden, wie Golf, Mountainbike oder Wandern. Das Waldviertel ist die erste Region mit Wandergütesiegel in Österreich. Jeder der 7 Naturparke (Blockheide-Gmünd, Dobersberg, Nordwald-Großpertholz, Kamptal-Schönberg, Hochmoor Schrems, Heidenreichsteiner-Moor, Geras) weist seinen besonderen landschaftlichen Charakter auf.

Zeugen der reichen Geschichte des Waldviertels sind Klöster (Stifte Zwettl, Altenburg und Geras), Burgen (Heidenreichstein, Rappottenstein), Schlösser (Weitra, Rosenau, Ottenstein, Rosenburg und Riegersburg) und Ruinen, die heutzutage einen stimmungsvollen Rahmen für Kulturereignisse wie Opern-, Operetten- Theateraufführungen und verschiedene Festivals bilden.


Weiterführendes#

Literatur#

  • A. Komlosy, Waldviertler Textilstraße, 1990
  • Wirtschaftsförderungsinstitut (Hg.), Designlandschaft Waldviertel, 1991
  • A. Bartonek, B. Benes, W. Müller-Funk und F. Polleroß (Hg.), Kulturführer Waldviertel, Weinviertel, Südmähren, 1993


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