Zisterzienser #
(OCist oder SOCist = Sacer Ordo Cisterciensis)
Zweig des Benediktinischen Mönchstums, 1098 in Citeaux (Burgund) gegründet, erlangte durch den Eintritt des heiligen Bernhard von Clairvaux (1112) europäische Bedeutung, fand in Österreich große Verbreitung, Niederlassungen wurden meist in Tälern gegründet. Nachdem bereits 1129 in Rein (Steiermark) das 1. Zisterzienserstift errichtet worden war, brachte Otto von Freising den Zisterzienserorden aus Frankreich nach Niederösterreich, wo die Mönche am Sattelbach im Wienerwald 1133 eine Zisterze (später Heiligenkreuz genannt) erbauten; von Heiligenkreuz aus wurden viele andere Klöster (zum Beispiel Lilienfeld, Zwettl) gegründet. Die Zisterzienser erlangten durch ihre Kolonisationstätigkeit, besonders in entlegenen Waldgebieten, im 12. und 13. Jahrhundert hervorragende Bedeutung. Sie schufen landwirtschaftliche Musterbetriebe, förderten Obst- und Weinbau, Pferde- und Fischzucht, Bergbau und Wollhandel, trugen aber auch sehr zur Verbreitung und Blüte hochmittelalterlicher Kultur in Österreich bei. Heute liegt der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit auf den Gebieten der Seelsorge und des Unterrichts.
Die straffe Organisation des Zisterzienserordens und das Abhängigkeitsverhältnis der einzelnen Klöster zu den Mutterklöstern wirkte sich auch in der Baukunst aus, die durch strenge Baubestimmungen geregelt war (Turmlosigkeit, rechteckig schließende Chöre, flachgedeckte Langhäuser, Ornamentlosigkeit, dafür aber vorzügliche Behandlung und Proportionierung des Steinquaderwerks; Malerei und Plastik, ausgenommen hölzerne Kruzifixe, waren verboten, Glasfenster gab es nur in Grauweißmalerei). Mit der Aufnahme der Gotik lockerten sich diese Bestimmungen, und im Barock entfalteten die Zisterzienser eine ebenso rege Bautätigkeit wie die anderen großen Orden. In künstlerischer Hinsicht verdankt Österreich dem Zisterzienser-Orden die frühe Einführung der gotischen Baukunst (Hallenchöre in Heiligenkreuz, Lilienfeld und Zwettl, zahlreiche Kreuzgänge), die die Baumeister (Ordensbrüder des Zisterzienserordens) in den französischen Mutterklöstern erlernten. Einen bedeutenden Beitrag lieferten Zisterzienser auch zur österreichischen Geschichtsschreibung (Otto von Freising, Johann von Viktring, Gutolf von Heiligenkreuz, Annales Sancrucenses, Chronicon Zwettlense, Reiner Annalen).
In den Hussitenkriegen und in der Reformationszeit wurden viele Klöster der Zisterzienser schwer in Mitleidenschaft gezogen, einige ganz zerstört. Im Barock erlebte der Orden einen erneuten glanzvollen Aufstieg. Während der Josephinischen Reform wurden mehrere Stifte aufgelöst oder anderen Bestimmungen übergeben. Im 20. Jahrhundert erlangte der Zisterzienserorden besonders durch schulische Tätigkeit wieder größere Bedeutung. Daneben begann in beschränktem Maß eine Missionstätigkeit in Südamerika (1928 wurde von Wilhering aus eine Missionsstation in Bolivien errichtet, 1938 von Schlierbach aus eine Abtei in Jequitibà, Brasilien).
Bestehende österreichische Zisterzienserstifte: Österreichische Kongregation vom heiligsten Herzen Jesu: Rein (Steiermark, 1129), Heiligenkreuz (Niederösterreich, 1133), Zwettl (Niederösterreich, 1138), Wilhering (Oberösterreich, 1146), Lilienfeld (Niederösterreich, 1202), Neukloster in Wiener Neustadt (Niederösterreich, 1444, seit 1881 Priorat von Heiligenkreuz), Schlierbach (Oberösterreich, 1620); Mehrerauer Kongregation: Stams (Tirol, 1272), Wettingen-Mehrerau (Vorarlberg, 1854).
Aufgelassene österreichische Zisterzienserstifte: Baumgartenberg (Oberösterreich, 1141-1784), Viktring (Kärnten, 1142-1786), Marienberg (Burgenland, 1194-1532, zerstört), Schlägl (Oberösterreich, 1204, 1218 den Prämonstratensern übergeben), Engelszell (Oberösterreich, 1293-1786, seit 1925 Trappistenkloster), Neuberg (Steiermark, 1327-1786), Säusenstein (Niederösterreich, 1334-1789).
Der Orden der Zisterzienserinnen entstand fast gleichzeitig mit dem männlichen Orden (um 1125 Einsetzung der 1. Äbtissin). Ihre Regeln sind dieselben, sie unterstehen entweder direkt dem Orden oder den Diözesanbischöfen. Ihre Haupttätigkeiten sind Kontemplation und weibliche Handarbeit. Sie hatten Niederlassungen in Wien (vor dem Stubentor und in der Singerstraße), St. Bernhard bei Horn (1277-1610), Ybbs an der Donau (zirka 1280-1598), Friesach (1251-1608) und Schlierbach (1355-1556, 1620 entstand es neu als Männerkloster). Bestehende Klöster in Österreich: Abtei Mariastern in Gwiggen-Hohenweiler (Vorarlberg), Priorat Marienfeld bei Maria Roggendorf (Niederösterreich, Neugründung, geweiht 1982), Abtei Marienkron bei Mönchhof (Burgenland); in Südtirol Mariengarten.
Weiterführendes#
- Historische Bilder zu Zisterzienser (IMAGNO)
Literatur#
- L. Janauschek, Originum Cisterciensium, 1877
- H. Rose, Die Baukunst der Zisterzienser, 1916
- Festschrift zum 800-Jahr-Gedächtnis des Todes Bernhards von Clairvaux. Österreichische Beiträge zur Geschichte des Zisterzienserordens, 1954
- H. Halm, Die frühe Kirchenbaukunst der Zisterzienser, 1957
- L. J. Lekai und A. Schneider, Geschichte und Wirken der weißen Mönche, 1958
- A. Schneider (Hg.), Die Cistercienser. Geschichte, Geist, Kunst, 1986
- J. Sydow, E. Mikkers und A. B. Hertkorn, Die Zisterzienser, 1991
- Die Zisterzienser in Österreich. Stand vom 1. 11. 1993
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