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vom 09.04.2022, aktuelle Version,

Helchenburg

Helchenburg
Staat Österreich
Ort Struden an der Donau
Entstehungszeit 1147 belegt (castrum domine Helchin)
Erhaltungszustand bisher nicht lokalisiert

Die Helchenburg (Helchingburg) ist eine bereits im 12. Jahrhundert abgegangene Burg, die im Strudengau vermutlich nahe bei Struden in der Gemeinde St. Nikola an der Donau in Oberösterreich stand.

Lage

Die Burg stand an einer strategisch wichtigen Stelle und war Teil eines alten Maut- und Sicherungssystems entlang der Donau im Strudengau.

Diese mehrheitlich am Nordufer in Oberösterreich gelegenen Burgen und Türme waren (von West nach Ost): Kosenburg, Greinburg (jüngerer Verwaltungsschwerpunkt), Wörth, Werfenstein (ursprünglicher Verwaltungsschwerpunkt), Helchenburg, Hausstein, Langenstein, Pain, Mautturm und Burg Sarmingstein. In Niederösterreich befand sich Burg Freyenstein am Südufer der Donau.

Die Existenz einer Burg der Frau Helche ist allerdings umstritten.[1] Bisweilen wurde sogar vermutet, dass diese Burg von der mythischen Frau Helche aus der Nibelungensage (angeblich König Etzels erste Ehefrau) abzuleiten sei. Dieser Deutung wird von anderer Seite bestimmt widersprochen, da auf die Existenz der Helchenburg auch in historischen Urkunden hingewiesen wird.[2][3]

Mögliche Standorte

Über den Standort der Helchenburg gibt es mehrere Vermutungen:

  • Krautberg[4] (Lage) im Bereich des Turms am Langenstein
  • Bauernhof Turnegger[5] (Thurnegg, Turneck, Dürnegg, Lage) oberhalb des Dimbaches in der Katastralgemeinde Struden
  • Ein dritter und eher wahrscheinlicher Standort der Helchenburg befindet sich etwa 0,3 km nördlich der Burg Werfenstein auf einem markanten Felskopf, der Abstemmungen aufweist (Lage). Es konnte allerdings bislang nicht einwandfrei geklärt werden, ob die Abstemmungen bei Steinbrucharbeiten entstanden sind oder ob sie doch als Mauerbettungen zu deuten sind. Für die Annahme, dass sich auf dem Felskopf eine Burganlage befand spricht jedoch, dass die Lokalität früher als Altes Strudener Schloss bezeichnet wurde. In der Bevölkerung ist der Felskopf auch bekannt als Schwallenburg oder Schwalbenburg[6] (nicht zu verwechseln mit der Felsformation Schwalleck in Grein).

Nach neuerlichen Überprüfungen durch Christian Steingruber ist die Burg aber weder da noch dort lokalisierbar.

Geschichte

Die Helchenburg wird in historischen Urkunden erwähnt:[6] Eine urkundliche Nennung einer Helchenburg erfolgte anlässlich einer Grenzziehung durch Papst Lucius III. Dieser bestätigte am 11. April 1182 oder 1183 noch

„... videlicet a rivulo, qui Chrewspach [Krebsbach] dicitur, per ascensum usque ad ruptum castrum domine Helchin, item a summitate moncium, sicut nix labitur et ymbres fluunt, usque in alveum Danubii“

Die zweite Nennung findet sich in dem als Fälschung bekannten, zwischen 1265 und 1332 neu aufgelegten zweiten Stiftbrief von Stifts Waldhausen aus dem Jahr 1147, und zwar in einem das Stegrecht betreffenden Zusatz:

„... a loco, ubi rivulus Baeidenpach intrat in Danubium, in ascensu supra usque ad rivulum iuxta ruptum castrum domine Helchin ...“[7]

Daraus folgt unter anderem, dass die Burg bereits im 12. Jahrhundert abgegangen war.

Literatur

  • Klaus Birngruber: Studien zu den frühen Urkunden des Klosters Waldhausen (1147–1332). Edition und Auswahlkommentar. Diplomarbeit an der Universität Wien, 2008 (online auf univie.ac.at).
  • Heinrich Kunstmann: Baiern, Ungarn und die Nibelungen. In: Zeitschrift für Balkanologie. 1, 2007, S. 18–40.
  • Richard Müller: Frau Helchen Burg. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. 13, 1914, S. 112–127 (zobodat.at [PDF]).
  • Josef Reitinger: Die ur- und frühgeschichtlichen Funde in Oberösterreich (= Schriftenreihe des OÖ. Musealvereins. Band 3). Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1968.
  • Christian K. Steingruber: Eine kritische Betrachtung des Historisch-Topographischen Handbuches der Wehranlagen und Herrensitze OÖ. Oberösterreichisches Landesarchiv, Linz 2013.
  • Christian K. Steingruber: Neue Erkenntnisse zu Norbert Grabherrs Historisch-topographischem Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 65, Heft 1/2, Linz 2011, S. 31–33 (Kapitel „Helchenburg“, land-oberoesterreich.gv.at [PDF]).
  • Christian K. Steingruber: Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ von Norbert Grabherr. St. Gotthard 2022, I/19/8a „Thurnegg I (fragliches Erdwerk)“ und I/19/12 „Helchenburg“ (ooegeschichte.at [abgerufen am 9. April 2022]).
  • Norbert Grabherr: Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze Oberösterreichs (= Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte. Band VII–VIII). Wien 1975, S. 89 (Helchenburg – mit anderslautender Lagestelle).

Einzelnachweise

  1. Klaus Birngruber 2008, S. 37.
  2. Heinrich Kunstmann 2007, S. 30.
  3. Richard Müller 1914.
  4. Josef Reitinger 1968, S. 371.
  5. Norbert Grabherr 1975, S. 89, I/19/8; Steingruber, Kritische Anmerkungen, I/19/8a „Thurnegg I (fragliches Erdwerk)“ und I/19/8b „Thurnegg II (Haus am Thurnegg)“.
  6. 1 2 Christian K. Steingruber 2013, S. 262.
  7. Erich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band 2. Wien 1856, CLVI, S. 232 (archive.org „iuxta ruptum Castrum domine helchin“): „1147. 16. Mai. Wien. — Bischof Reginbert von Passau bestätigt die Stiftung des Klosters Waldhausen durch Otto von Machland und verleiht demselben einige Besitzungen.“