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vom 06.02.2022, aktuelle Version,

Notitia Arnonis

Die Notitia Arnonis, bisweilen auch Indiculus Arnonis oder Congestum Arnonis, ist ein Verzeichnis von Schenkungen der bairischen Herzöge und anderer Adliger an die Erzdiözese Salzburg seit dem beginnenden 8. Jahrhundert. Die Zusammenstellung stammt aus der Zeit um 790 und wurde für Arno, seit 785 Bischof von Salzburg, erstellt. Sie entstand also kurz nach dem Übergang der Herrschaft über Bayern von den Agilolfingern an die fränkischen Karolinger im Jahr 788. Es bestand also Bedarf, die vorfränkischen Besitzungen zu sichern, zumal einige der Großen sich offenbar bereits Kirchengut angeeignet hatten. Dabei passte man sich sprachlich den fränkischen Gebräuchen insofern an, als Bajuwarismen vermieden wurden. So erscheinen die Zeugen, statt wie unter den Agilolfingern üblich fein differenzierend, bloß als „bayerische Freie“.

Mit der Kompilation der Notitia wurde ein gewisser Benedikt beauftragt, der aber nur die unmittelbar herzoglichen Donationen wie die sogenannten Konsensschenkungen in die Notitia Arnonis aufnahm.[1] Die Überschrift des Verzeichnisses lautet Anno 788 congestum (= im Jahr 788 zusammengetragen).[2] Früher auch als Indiculus Arnonis[3] bezeichnet, nennt es viele Ortsnamen, Siedlungen und Kirchen in Süddeutschland und Österreich zum ersten Mal. Über die bloße Aufstellung der Güter hinaus finden sich weiterführende historische Informationen zu den bayerischen Herzögen und zu den Salzburger Bischöfen.

Karl der Große bestätigte deren Kirchenbesitz im Jahr 790, indem er die registrierten Cartae in der Form der Notitia pauschal anerkannte. Der Bischof erhielt im Dezember 790 eine entsprechende Urkunde, wobei er den Eindruck vermittelte, er habe auch selbst Befragungen (inquisitiones) sehr alter, wahrheitsliebender, adliger Männer durchführen lassen, wobei er deren 52 Namen – erst die Kleriker, dann die Laien – einzeln aufführte. Herwig Wolfram (S. 120) widerlegte die Behauptung, eine solche Befragung sei durchgeführt worden.

Karl veranlasste 798 die Erhebung Arnos zum Erzbischof und zum Metropoliten der Salzburger Kirchenprovinz durch Papst Leo III. Arno ließ später noch die Breves Notitiae anfertigen.

Die Notitia ist nur in einer Abschrift der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts überliefert.

Editionen

Literatur

  • Fritz Lošek: Notitia Arnonis und Breves Notitiae. In: Herwig Wolfram (Hrsg.): Quellen zur Salzburger Frühgeschichte. Oldenbourg, Wien u. a. 2006, S. 9–178 (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 44 = Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde Ergänzungsband 22). ISBN 3-486-57862-6.
  • Herwig Wolfram: Die Notitia Arnonis und ähnliche Formen der Rechtssicherung im nachagilolfingischen Bayern, in: Vorträge und Forschungen 23 (1977) 115–130 (Digitalisat, PDF).

Anmerkungen

  1. Herwig Wolfram: Die Notitia Arnonis und ähnliche Formen der Rechtssicherung im nachagilolfingischen Bayern, in: Vorträge und Forschungen 23 (1977), S. 115–130, hier: S. 118.
  2. Martin Bitschnau, Hannes Obermair (Hrsg.): Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Bd. 1: Bis zum Jahr 1140, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, S. 39 f., Nr. 59.
  3. Arno von Salzburg: Indiculus Arnonis und Brevis notitiae Salzburgenses. Salzburg, ca. 790; nach bekannten und nach bisher unbenützten Handschriften neu herausgegeben und mit Erläuterungen versehen von Friedrich Keinz, München 1869, passim.