Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 05.09.2021, aktuelle Version,

Platt (Gemeinde Zellerndorf)

Platt (Dorf)
Ortschaft Platt
Katastralgemeinde Platt
Verwaltungssprengel
Platt (Gemeinde Zellerndorf) (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Hollabrunn (HL), Niederösterreich
Gerichtsbezirk Hollabrunn
Pol. Gemeinde Zellerndorf
Koordinaten 48° 40′ 23″ N, 15° 57′ 48″ Of1
Höhe 340 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 441 (1. Jän. 2022)
Fläche d. KG 8,79 km²
Postleitzahl 2051f1
Vorwahl +43/02945f1
Ortsvorsteher Ernst Muckf1
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 03886
Katastralgemeinde-Nummer 18119
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS
441

f0BW

Platt ist eine Ortschaft und Katastralgemeinde im österreichischen Weinviertel und eine der sechs Zellerndorfs. Bekanntheit erlangte die Ortschaft in letzter Zeit aufgrund archäologischer Ausgrabungen auf deren Gebiet.

Geografie

Platt befindet sich im nördlichen Niederösterreich und liegt im „Retzer Land“ in Nähe der Städte Retz und Pulkau. Die Ortschaft – es handelt sich um ein Angerdorf – wird durch den Plattbach (auch Sulzbach genannt) durchflossen und ist von Weinbergen umgeben. Die höchste Erhebung, an deren Nordhang sich Platt befindet, ist der Sandberg mit 340 m Seehöhe. Die Fläche der Ortschaft beträgt 26 Hektar. Die Landschaft selbst ist hügelig und besteht größtenteils aus Weingärten und Feldern.

Platt (Luftaufnahme)

Geologie

Platt liegt direkt an der Diendorfer Störung, einer geologischen Verwerfung die sich von Wieselburg bis nach Boskovice in Tschechien erstreckt. Bedingt durch diese Störung treten in Platt immer wieder Erdbeben auf – spürbare sind für die Jahre 1349, 1443, 1595, 1614, 1768 und 1876 belegt – die an vielen Gebäuden in Platt Risse sowie regelmäßig Schäden am Gleiskörper der Bahn verursacht haben. Vor allem entlang der Hauptstraße nach Zellerndorf traten in der Vergangenheit immer wieder schwere Schäden an Gebäuden auf.

Flurnamen

Noch heute sind folgende Flurnamen in Platt erhalten geblieben:

Aufeld, Bergfeld, Berglüsse, Breitenlüsse, Brunnfeld, Durch´n Grund, Fremdfeld, Gaistalwiesen, Haiden, Höchsten, Hofgaben, Kirchhofgaben, Kirchlüsse, Krautgärten, Landäcker, Mittere Gwanten, Reitfeld, Reitlüsse, Rotbrunnäcker, Scheiben, Wiesäcker, Wolferthaler.

Bevölkerung

Im Jahr 1840 zählte Platt noch 1200 Einwohner; heute sind es knapp 440. Zu den Einwohnern, die in Platt den Hauptwohnsitz haben, kommt noch eine Anzahl von Bewohnern mit Nebenwohnsitz, welche größtenteils aus Wien stammen.

Politik

Platt war bis zum Jahr 1967 eigenständige Gemeinde; seit dem 1. Januar 1967 ist Platt Katastralgemeinde der Großgemeinde Zellerndorf.

Platter Bürgermeister (von 1850 bis 1966):

Ferdinand Klein Ulrich Kamhuber, Mathias Waneck, Jakob Klein, Josef Minihofer, Georg Alber, Mathias Greilinger, Mathias Fidesser, Franz Waneck, Johann Landrichter, Alois Muhm, Josef Fidesser, Josef Haidvogl, Johann Mayer, Leopold Putz, Josef Kamhuber, Josef Haidvogl, Franz Scharinger, Timotheus Windisch, Theodor Fidesser, Karl Schwarz, Stephan Kraus, Johann Lewisch, Josef Kamhuber, Johann Lewisch, Pfeifer Josef,

Ortsvorsteher waren – seit 1967: Josef Pfeifer, Leopold Eber, Josef Stift, Franz Winalek, Herbert Winalek, Ing. Ernst Muck

Geschichte

Frühe Geschichte

Aufgrund von zwischen 2000 und 2010 durchgeführten archäologischen Grabungen durch das Wiener Institut für Ur- und Frühgeschichte konnte eine Besiedelung des Bereichs von Platt und Umgebung bereits für die Jungsteinzeit nachgewiesen werden. Bedeutende nachgewiesene steinzeitliche Kulturen waren die Notenkopfkeramiker vor 7400 Jahren, ab dieser Zeit ist für Platt eine lückenlos durchgehende Besiedelung bis heute belegt. Die folgende Lengyel-Kultur hinterließ mährisch-österreichische Bemaltkeramik (ca. 4000 v. Chr.) in der seltenen Eierschalen-Qualität. Aus dieser Zeit wurde auch eine komplette steinzeitliche Küche in Platt gefunden, welche im lokalen Steinzeitmuseum besichtigt werden kann. Eine Kreisgrabenanlage wird in der Umgebung vermutet, ist aber noch nicht nachgewiesen. Dem folgte in Platt die Trichterbecherkultur, die in Platt ihren südlichsten Ausbreitungspunkt erreichte. Für die Bronzezeit sind die Siedlungsplätze der Aunjetitz-Kultur, Baalberger Kultur und Michelsberger Kultur nachgewiesen. Im lokalen Steinzeitmuseum wird auch ein seltener Michelsberger Tulpenbecher ausgestellt.

Platt beherbergt die größte keltische Freilandsiedlung Österreichs, die sich auf mindestens 22 ha zwischen den Gemeinden Platt und Roseldorf erstreckt hat. Funde zeigen, dass seitens dieser keltischen Siedlung bereits Handelsbeziehungen nach Bayern und in das Rheinland sowie nach Ungarn und in den tschechischen Raum bestanden haben. Eine geomagnetische Prospektion durch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik zeigte einen Begrenzungsgraben sowie innerhalb der Einfriedung 698 Speicher- und Abfallgruben, außerdem 449 Grubenhäuser (die als Wohn- und Wirtschaftsgebäude interpretiert werden) und Straßenzüge. Es gab vermutlich zwei große Marktplätze und fünf quadratische Heiligtümer, wobei eines von ihnen in Asparn an der Zaya für eine Landesausstellung nachgebildet wurde und im dortigen Museum für Urgeschichte besichtigt werden kann. In diesen Heiligtümern (in Form von Quadratbauten) befanden sich absichtlich unbrauchbar gemachte Waffen, aber auch Wagenteile, Pferdegeschirr, Schmuckstücke, Münzen, Keramik und menschliche/tierische Überreste.

Aufmerksam wurde man auf das Vorhandensein einer Besiedelung durch einen im Jahre 1932 gefundenen Gürtelhaken und weitere zahlreiche Oberflächenfunde. So wurden trotz massiver jahrzehntelanger Raubgräberei bisher mehr als 1500 Münzen aus Gold und Silber gefunden. Die Keltenstadt auf dem Sandberg ist die münzreichste Keltensiedlung und älteste Münzprägestätte Österreichs. Die Siedlung am Sandberg orientierte sich bei der Münzprägung an den Vorbildern des Mittelmeerraumes sowie an den Prägungen der Boier in Böhmen. Die Stadt entwickelte auch seinen eigenen Münztyp, der unter der fachlichen Bezeichnung „Roseldorf Typ I-III“ geführt wird. Münzen dieses Roseldorf Typs wurden in großer Zahl in Siedlungen der näheren Umgebung (St. Pölten, Prag) aber auch z. B. in Nemčice (Slowakei) gefunden. Diese Münzen wurden sowohl am Sandberg selbst geprägt, es gibt aber auch zahlreiche „Fremdmünzen“, welche auf umfangreiche und weitreichende Handelsbeziehungen ins Rheinland, nach Bayern, in die Gegend von Prag und in den pannonisch-ungarischen Raum hinweisen. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass man sich damals auch bereits intensiv mit der Fälschung von Münzen befasst hat. Es liegen nämlich auch Münzen vor, die einen Bronzekern aufweisen und nur mit einer dünnen Goldschicht überzogen sind. Eine Vielzahl dieser Fälschungen war interessanterweise mit „falschen“ Prüfhieben versehen, was auf eine bewusste Produktion von Fälschungen am Sandberg schließen lässt. Ein (Prüf-)Hieb in den Goldbarren oder die Münze bewies, dass das Gold massiv durch den ganzen Metallkörper ging.

Mittelalter bis heute

Platt wurde schriftlich erstmals 1185 in einer Schenkungsurkunde der Gräfin Elisabeth von Ortenburg, Gattin Graf Rapotos I. von Ortenburg, erwähnt, in welcher eine Liegenschaft in der Nähe von „Plade“ dem in Bayern gelegenen Kloster Asbach geschenkt wurde.

Bis zum Jahr 1848 war – nach wechselnden Besitzverhältnissen – die jeweilige Herrschaft der Stadt Schrattenthal Grundherrin in Platt. Von 1850 bis 1966 war Platt eine selbständige Gemeinde, danach wurde Platt mit 1. Januar 1967 Katastralgemeinde von Zellerndorf.

Wirtschaft

Heute existieren in Platt abgesehen von Landwirtschaften kaum mehr Betriebe. Das Dorfgasthaus wird nur noch zu besonderen Anlässen geöffnet, es gibt aber Heurige. Im Jahre 1837 gab es noch 26 Gewerbetreibende, darunter zwei Gasthäuser. 1885 gab es nur mehr 20 Gewerbetreibende. Die Ursache dafür lag vermutlich daran, dass Platt an die Nordwestbahn angeschlossen worden ist, wodurch die Lebensgrundlage für viele Gewerbetreibende versiegte; da Retz oder auch Wien leichter erreichbar wurden. In der Landwirtschaft spielen – natürlich neben dem Weinbau – der Anbau von Getreide, Zuckerrüben, Kürbis, Gemüse, Obst und Sonnenblumen eine große Rolle. Viehwirtschaft wird nur mehr für den Eigenbedarf betrieben.

Verkehr

Seit 1872 ist Platt an die Nordwestbahn angeschlossen, eine direkte Verbindung nach Wien und nach Znaim. Die Haltestelle der Bahn direkt in Platt wurde jedoch erst am 27. September 1981 eröffnet, zuvor befand sie sich im benachbarten Zellerndorf. Weiter existiert noch eine Busverbindung nach Retz und nach Hollabrunn.

Sehenswürdigkeiten

  • Die Pfarrkirche Heiliger Ulrich befindet sich am Ortsrand. Sie wurde im Jahre 1849 geweiht und entstand nach Plänen von Alois Lissek. Sehenswert sind in der Kirche unter anderem die von Paul Troger gemalten Gemälde „Der Tod des heiligen Josef“ und „Maria vom Siege“. Beide Bilder entstanden um das Jahr 1740 und befinden sich heute über den Seitenaltären.
  • Von der alten Ulrichskirche (Ulrichskapelle) ist nur noch der im 18. Jahrhundert barockisierte Turm erhalten. Im Museum im Schottenstift in Wien befindet sich ein dem heiligen Ulrich geweihter Flügelaltar, welcher vermutlich aus der ehemaligen Ulrichskirche bzw. Ulrichskapelle in Platt stammt. Die erste Pfarrgründung in Platt erfolgte am 12. September 1783.
  • Kellergasse (Leith'n, Holzbrunn' & Nusswald)
  • Steinzeitmuseum Platt
  • Aussichtsturm am Sandberg

Sagen und Legenden

Um die Ortschaft Platt ranken sich zahlreiche Sagen und Legenden, die teilweise noch heute erzählt werden. Hier seien nur einige davon – mit der möglichen Erklärung – kurz erwähnt:

Laut einer alten Sage soll sich einmal beim sogenannten Holzbrunnen – damals außerhalb des Ortes – ein Schloss befunden haben, von welchem heute keine Spur mehr zu sehen ist. Der Sage nach wurde es „vom Erdboden verschlungen“, also von einem Erdbeben dem Boden gleichgemacht. Andere Legenden behaupten, es wurde von einfallenden Schweden im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Besagtes Schloss wurde im Jahre 1643 als „Schloss mit klainer Capell“ urkundlich erwähnt und wird auch von Franz Xaver Schweickhardt in der Darstellung des Erzherzogtums unter der Enns (1841) erwähnt. Sofern das Schloss jemals tatsächlich existiert hat, wird dessen Standort heute in der Nähe des Ortsangers vermutet.

Die Felder um Platt waren früher dafür bekannt, dass Personen, Tiere oder auch Gerätschaften einfach im Boden verschwanden. Heute weiß man, dass eine Unzahl an sogenannten Erdställen, regelrechte Ganganlagen samt Kammern unter der Erdoberfläche, existieren, in welche die Personen usw. eingebrochen sind. Wann und zu welchem Zweck diese Erdställe genau errichtet worden sind, ist noch nicht bekannt. In Platt kommen zudem durch die Diendorfer Störung verursachte Bodensenkungen und Setzungen als mögliche Ursache hinzu.

Des Weiteren existieren noch Sagen über Irrlichter und über den Baumeister, der die heutige Ulrichskirche erbaut hat: Er soll für den erfolgreichen Bau einen Bund mit dem Teufel geschlossen und von diesem nach vollbrachtem Werk in die Hölle geholt worden sein.