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vom 26.03.2022, aktuelle Version,

Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik

Osterreich  Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG)
Österreichische Behörde
Staatliche Ebene Bund
Stellung der Behörde teilrechtsfähige Anstalt des Bundes
Aufsicht Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Gründung 23. Juli 1851 als Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus
Hauptsitz Wien-Döbling, Hohe Warte (1)
Behörden­leitung Andreas Schaffhauser
Bedienstete ~300
Website www.zamg.ac.at
Tafel an der Hohen Warte

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) ist der staatliche meteorologische und geophysikalische Dienst Österreichs, der nach seiner Adresse auch Hohe Warte genannt wird.

Sie ist eine nachgeordnete Dienststelle[1] des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung.[2] Die Zentrale der ZAMG befindet sich in Wien-Döbling, Hohe Warte 38. In Salzburg, Innsbruck, Graz und Klagenfurt ist die ZAMG durch Kundenservice-Stellen vertreten. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik hat umfangreiche gesetzliche Aufgaben zu erfüllen und kann im Rahmen der Teilrechtsfähigkeit auch privatrechtlich agieren.

Die ZAMG wurde 1851 gegründet und ist damit der älteste staatliche Wetterdienst der Welt. Ihre Aufgabe ist es nicht nur, in den verschiedenen Fachgebieten Messnetze zu betreiben und zu forschen, sondern auch ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Organisationsstruktur

Sitz und Einrichtungen

Historisches Hann-Haus mit „Wetterhütten-Design“, ZAMG Wien Hohe Warte
Ein Wetterballon kurz vor dem Aufstieg

Die Hohe Warte in Wien-Döbling ist der Hauptsitz der Zentralanstalt für Meteorologie und zugleich die Kundenservicestelle für Wien, Niederösterreich und das Burgenland. Neben dem historischen Hann-Gebäude, das 1872 errichtet wurde, und dem Hauptgebäude verfügt die Zentrale in Wien über ein Ballonfüllhaus, einen Radarturm sowie einen eigenen Windkanal.

Weitere Einrichtungen der ZAMG sind:

Abteilungen

Heute ist die Zentralanstalt, als teilrechtsfähige Einrichtung des Bundes, ein moderner Dienstleistungsbetrieb. Die Aufgabenbereiche der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik gliedern sich unter anderem in folgende Abteilungen:

  • Die synoptische Abteilung ist, unter Zuhilfenahme moderner Technik, für den täglichen Prognosedienst zuständig. Auch amtliche Wetterwarnungen sowie zahlreiche weitere synoptische Dienstleistungen zählen zu ihren Aufgabenbereichen.
  • Die geophysikalische Abteilung führt den Erdbeben- und Geomagnetischen Dienst durch.
  • Die Klimaabteilung erstellt, mittels der aus dem österreichischen Messnetz gewonnenen Daten, Klimastatistiken und -karten. Weiters forscht sie in Bereichen des heimischen Klimas und dessen Veränderung, unter anderem auch in Bereichen der Glaziologie.
    ZAMG-Hauptsitz und Radarturm bei Nacht
  • Die Abteilung für Umweltmeteorologie untersucht die Ausbreitung von Schadstoffen und deren Verhalten in der Atmosphäre. Unter anderem gibt sie in Krisenfällen (z. B. Radioaktivität in der Atmosphäre) direkte Information an die Bundeswarnzentrale ab.
  • Die technische Abteilung betreut das staatliche meteorologische Messnetz, das aus teilautomatischen Wettererfassungssystemen (TAWES-Stationen) und teilautomatischen Klimastationen (TAKLIS-Stationen) besteht. Auch die Betreuung der täglichen Radiosondenaufstiege zählt zu ihren Aufgaben.
  • Die Abteilung für elektronische Datenverarbeitung ist mit modernen Geräten zur Bewältigung der umfangreichen computergesteuerten Abläufe ausgestattet und kümmert sich unter anderem um die hauseigenen Wettermodelle.

Im Jahr 2009 wurde der ZAMG das Erneuerungs-Audit für ihr Qualitätsmanagementsystem ausgestellt. Seit 10. Oktober 2003 ist die ZAMG nach ISO 9001 zertifiziert.

Forschung und öffentliche Dienstleistungen

Die Forschungsbereiche decken die Bereiche der Meteorologie, Klimatologie und Geophysik ab. Dementsprechend werden auch Dienstleistungen in diesen Sektoren zur Verfügung gestellt.

Synoptik und Umweltmeteorologie

Die ZAMG-Abteilung Synoptik beschäftigt sich in Bereichen der Fernerkundung mit der manuellen und automatischen Auswertung von Satelliten- und Radardaten im Hinblick auf eine Anwendung in der Vorhersage. Im Bereich der numerischen Modelle liegen die Forschungsschwerpunkte in der Weiterentwicklung der in Österreich mitentwickelten Wettermodelle LAM Aladin/ALARO/AROME sowie des Nowcastingmodells INCA. Weiters ist die Zentralanstalt als untergeordnete Dienststelle des Bundes dazu verpflichtet, täglich für das österreichische Bundesgebiet Wettervorhersagen, aber auch Wetterwarnungen zu erstellen und diese der Öffentlichkeit frei zugänglich zur Verfügung zu stellen. Seit 2012 bietet die ZAMG einen Satz an Daten (Temperatur, Niederschlag, Wind, Böen, Bewölkung, Gewitter) in Auflösung von einer Stunde und bis auf Gemeindeebene frei zugänglich an.[3] Außerdem ist sie als Wetterwarndienst eng mit den Bundes- und Landeswarnzentralen vernetzt und im Europanetzwerk Meteoalarm engagiert.

Die ZAMG-Abteilung für Umweltmeteorologie befasst sich unter anderem mit der Ausbreitung von Schadstoffen in der Atmosphäre und jenen meteorologischen Prozessen, die Einfluss auf die Schadstoffausbreitung haben. Dementsprechend wird auch in diese Richtung geforscht, um die Ausbreitung und Wirkung von Schadstoffen besser vorhersagen zu können. Auch Ozonprognosen sowie Krisenmodellsysteme für nukleare Störfälle und deren Ausbreitung gehören in ihren Forschungs- bzw. Aufgabenbereich.

Klimabeobachtung/-forschung

Zittelhaus und Sonnblickobservatorium

Eine der zentralen Aufgaben der ZAMG ist es unter anderem, das Klima in Österreich zu beobachten und zu erforschen. Dazu wurde im Laufe der Jahre zahlreiche Forschungsprojekte angestrebt. Auch wurde ein Netz von über zweihundert teilautomatischen Wetterstationen (TAWES) über Österreich gelegt. Meteorologische Parameter wie Druck, Temperatur, Wind, Niederschlag usw. werden vom Bodensee bis zu Neusiedlersee, aber auch vom Flachland bis hinauf in die Berge (Sonnblick-Observatorium) aufgenommen und kontrolliert. Dieser Datenschatz ist die Grundlage für zahlreiche Klimaforschungen (wie zum Beispiel das Projekt HISTALP) und ist speziell für das Verständnis des laufenden Klimawandels von großer Bedeutung. Klimaexperten der ZAMG beteiligen sich an internationalen Forschungsprojekten zur Untersuchung der Klimaveränderungen und deren Folgen (zum Beispiel auf Tourismus). Auch die Forschung und Untersuchungen im Bereich der heimischen Glaziologie liegt zum Teil im Aufgabenbereich der Zentralanstalt. Eisbohrungen und Vermessungen von heimischen Gletschern sind wesentliche Bestandteile der Forschung.

Geophysikalische Dienste

Die erste geomagnetische Landesaufnahme der österreich-ungarischen Kronländer wurde von Karl Kreil in den Jahren 1846–1851 durchgeführt. Anlässlich des Erdbebens in Laibach in Slowenien (1895) wurde der Österreichische Erdbebendienst, der heute vom ÖGD betrieben wird, gegründet. Das Aufgabenspektrum reicht von der Aufarbeitung historischer Erdbeben bis hin zur aktuellen Messungen. Heute umfassen die Aktivitäten in der Geodynamik auch umweltrelevante geophysikalische Fragen und archäologische Messungen sowie die geomagnetische Erfassung des gesamten Bundesgebietes und deren Veränderung.

Internationale Zusammenarbeit

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ist als staatlicher Wetterdienst bemüht, an internationalen Kooperationen und gemeinsamen Forschungsprojekten in ihrem Aufgabenbereich mitzuwirken. Unter anderem ist die Zentralanstalt Mitglied der WMO mit dem Behördenleiter der ZAMG als ständigen Vertreter, der ECOMET sowie der European Meteorological Society. Seit 1993 ist die ZAMG vollwertiges Mitglied bei EUMETSAT.

In den Fach-Bereichen bestehen ebenfalls zahlreiche Kooperationen, an denen die ZAMG beteiligt ist, wie CERAD, MAP, GEO, COST und ECMWF, um nur einige zu nennen.

Weiters betreibt die ZAMG die europaweite Unwetter-Warnplattform Meteoalarm der EUMETNET, an der inzwischen alle Wetterdienste der EU und einiger Assoziierter beteiligt sind.

Geschichte

Mit Allerhöchster Entschließung vom 23. Juli 1851 bewilligte Kaiser Franz Joseph I. die Errichtung „… einer Centralanstalt für meteorologische und magnetische Beobachtungen“, der Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, die auf eine Initiative der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zurückgeht. Diese richtete bereits 1848 das Ersuchen an Karl Kreil, Direktor der Sternwarte zu Prag und wirkliches Mitglied der Akademie, ein meteorologisches Beobachtungssystem für die österreichische Monarchie zu entwerfen.

Karl Kreil (1798–1862) wurde erster Direktor der neu gegründeten Zentralanstalt, die sich vorerst in der Wieden, dem 4. Bezirk Wiens befand, und zugleich Professor für Physik an der Universität Wien. Diese Personalunion, zwischen Direktor einerseits und Universitätslehrer andererseits, blieb bis heute erhalten und beeinflusste nachhaltig die wissenschaftliche Forschung an der Zentralanstalt. Kreil richtete ein meteorologisches Beobachtungssystem für das Gebiet der gesamten österreichischen Monarchie ein und führte für dieses die erste geomagnetische Landesaufnahme durch. 1865 begann man an der Zentralanstalt mit der Herausgabe einer täglichen Wetterkarte. Nach 1867, als der bisherige Gesamtstaat in zwei in Realunion verbundene Monarchien Österreich-Ungarns geteilt wurde, war die Zentralanstalt nur mehr für Cisleithanien zuständig.

Wetterbeobachtungs-Turm des Hann Hauses (ZAMG Wien) errichtet 1872

1872 übersiedelte die Zentralanstalt in ihr von Heinrich Ferstel erbautes neues und endgültiges Quartier an der Hohen Warte (die Gegend wurde 1892 als 19. Bezirk, Döbling, eingemeindet). 1873 organisierte die Zentralanstalt den ersten internationalen Meteorologenkongress in Wien, bei dem die Internationale Meteorologische Organisation (IMO) als Vorläuferin der Weltmeteorologischen Organisation (WMO) gegründet wurde. Ab 1877 erfolgte die Ausgabe des täglichen telegraphischen Wetterberichtes, mit einer synoptischen Karte und der Prognose für den folgenden Tag. Der neue Wetterbericht enthielt die Morgenbeobachtung von 60 Stationen aus allen Teilen Europas, darunter 24 inländische.

Mit Erlass vom 23. Februar 1904 wurde der Zentralanstalt der gesamte seismische Dienst für Österreich übertragen, was auch die Namensänderung in Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik nach sich zog. In seinem Amt als Direktor folgten Kreil hervorragende Wissenschaftler, darunter Julius Hann (1839–1921) und Felix Maria von Exner-Ewarten (1876–1930). War Hanns Bedeutung in der Klimatologie eine weltweite und begann man in seiner Ära von einer ‚österreichischen Meteorologenschule‘ zu sprechen – Hann verfasste auch das umfassende Lehrbuch der Meteorologie (1901) –, so erinnert man sich an Exner als einen großen Theoretiker und an sein Werk der Dynamischen Meteorologie (1925).

An der Zentralanstalt arbeiteten unter vielen anderen Forscher wie Max Margules (1856–1920), Mitbegründer der theoretischen Meteorologie, und Victor Conrad (1876–1962), Entdecker der nach ihm benannten Diskontinuität im mittleren Bereich der Erdkruste.

Nur einmal wurde die Tradition der Zentralanstalt unterbrochen: Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich mussten Klima- und Wetterdienst nach Berlin übersiedelt werden, wo sie dem Deutschen Reichswetterdienst unterstellt wurden; die Zentralanstalt in Wien wandelte man in ein Forschungsinstitut um.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt, und es kam zu einer beachtlichen personellen und räumlichen Expansion der Zentralanstalt, die auch in zahlreichen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen reflektiert wird. 1957 konnte ein Haus auf dem Nachbargrundstück erworben und in der Folge für Bürozwecke adaptiert werden. Zwischen 1967 und 1973 wurden ein Radarturm, ein Ballonfüllhaus und ein neues Bürogebäude mit Fachbibliotheken in zwei Baustufen auf dem Gelände der Zentralanstalt errichtet.

Von 1955 bis 2016 wurde am geomagnetischen Cobenzl-Observatorium das Magnetfeld der Erde gemessen.[4]

Stellung der ZAMG in Österreich

Neben der ZAMG gibt es in Österreich noch als weitere Wetterdienste die Austro Control und den Wetterdienst des Bundesheeres. Es gibt aber keine amtlichen Wetterwarnungen, wie es von der World Meteorological Organization der Vereinten Nationen empfohlen wird. Um diesen Umstand Rechnung zu tragen soll die ZAMG aus der teilrechtsfähigen Anstalt des Bundes in eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts umgewandelt werden.[5]

Liste der Direktoren der ZAMG

Name Geburtstag Todestag Wirkungszeit
01 Karl Kreil 04.11.1798 21.12.1862 1851–1862
02 Carl Jelinek 23.04.1822 19.10.1876 1863–1876
03 Julius von Hann 23.03.1839 01.10.1921 1877–1897
04 Josef Maria Pernter 15.03.1848 20.12.1908 1897–1907
05 Wilhelm Trabert 17.09.1863 24.02.1921 1907–1917
06 Felix Maria von Exner-Ewarten 23.08.1876 07.02.1930 1917–1930
07 Wilhelm Matthäus Schmidt 21.01.1883 27.11.1936 1930–1936
08 Heinrich von Ficker 22.11.1881 29.04.1957 1936–1953
09 Ferdinand Steinhauser 05.04.1905 03.10.1991 1953–1976
10 Heinz Reuter 22.01.1914 08.05.1994 1976–1984
11 Peter Steinhauser 03.04.1941 07.08.2021 1985–2004
12 Fritz Neuwirth 2004–2009
13 Ernest Rudel (provisorischer Leiter) 2009–2010
14 Michael Staudinger 12.12.1955[6] 2010–2021
15 Andreas Schaffhauser (provisorischer Direktor) seit 2021

Siehe auch

Literatur

  • Ch. Hammerl, W. Lenhardt, R. Steinacker, P. Steinhauser: Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik 1851 - 2001. ISBN 3-7011-7437-7.
Commons: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Dienste der ZAMG:

Einzelnachweise

  1. teilrechtsfähige Anstalt des Bundes
  2. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Bundeskanzleramt Österreich, abgerufen am 20. Juli 2020.
  3. Kompetenz für Wetterwarnungen, ZAMG → News, 24. August 2012
  4. orf.at - Störeinflüsse: Aus für Cobenzl-Observatorium. Artikel vom 12. April 2016, abgerufen am 12. April 2016.
  5. "Amtliche Wetterwarnung": Gesetz vorgelegt auf ORF vom 18. Juli 2010, abgerufen am 18. Juli 2010.
  6. Michael Staudinger – Salzburgwiki. Abgerufen am 29. Dezember 2017.

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Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien 19 Eigenes Werk Gugerell
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