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vom 12.06.2022, aktuelle Version,

Zwentendorf an der Donau

Marktgemeinde
Zwentendorf an der Donau
Wappen Österreichkarte
Wappen von Zwentendorf an der Donau
Zwentendorf an der Donau (Österreich)
Zwentendorf an der Donau (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Tulln
Kfz-Kennzeichen: TU
Fläche: 53,90 km²
Koordinaten: 48° 21′ N, 15° 55′ O
Höhe: 182 m ü. A.
Einwohner: 4.181 (1. Jän. 2022)
Bevölkerungsdichte: 78 Einw. pro km²
Postleitzahlen: 3435, 3454
Vorwahl: 02277
Gemeindekennziffer: 3 21 41
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Rathausplatz 4
3435 Zwentendorf an der Donau
Website: www.zwentendorf.at
Politik
Bürgermeisterin: Marion Török (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020)
(23 Mitglieder)
14
8
1
14  8  1 
Insgesamt 23 Sitze
Lage von Zwentendorf an der Donau im Bezirk Tulln
Lage der Gemeinde Zwentendorf an der Donau im Bezirk Tulln (anklickbare Karte)
Lage der Gemeinde Zwentendorf an der Donau im Bezirk Tulln (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Rathaus
Rathaus
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria
Gedenkstein für NS-Opfer im I.G.-Farben-Werk Moosbierbaum

Zwentendorf an der Donau ist eine Marktgemeinde mit 4181 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2022) im Bezirk Tulln in Niederösterreich. Bekannt geworden ist der Ort als Standort des einzigen, allerdings nie in Betrieb genommenen, Kernkraftwerkes Österreichs.

Geografie

Zwentendorf an der Donau liegt im Tullnerfeld am südlichen Donauufer in Niederösterreich. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 53,85 Quadratkilometer. 37,42 Prozent der Fläche sind bewaldet.

Gemeindegliederung

Das Gemeindegebiet umfasst folgende 11 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2022[1]):

  • Bärndorf (108)
  • Buttendorf (77)
  • Dürnrohr (500)
  • Erpersdorf (1542)
  • Kaindorf (74)
  • Kleinschönbichl (119)
  • Maria Ponsee (114)
  • Oberbierbaum (208) samt Badeseeanlage Maria Ponsee
  • Pischelsdorf (127)
  • Preuwitz (122)
  • Zwentendorf an der Donau (1190)

Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Bärndorf, Dürnrohr, Erpersdorf, Kaindorf, Kleinschönbichl, Maria Ponsee, Pischelsdorf, Preuwitz und Zwentendorf.

Nachbargemeinden

Grafenwörth Kirchberg am Wagram Königsbrunn am Wagram
Traismauer (PL) Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Langenrohr
Sitzenberg-Reidling Atzenbrugg Michelhausen

Geschichte

Zwentendorf war vom 1. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. Standort des römischen Kastells, Piro Torto oder Asturis, über seinen tatsächlichen Namen sind sich die Historiker allerdings bis heute nicht einig geworden. Die Siedlung hatte eine Ausdehnung von etwa sieben Hektar und bestand aus Grubenhäusern. Auch ein seltenes Mansio, eine Raststation, wurde bei geophysikalischen Messungen, die im Jahr 2011 durchgeführt wurden, entdeckt. Grabungen sollen auf diesem Gebiet aber keine durchgeführt werden.[2]

Nach der endgültigen Eroberung des Awarenreiches durch den fränkischen Kaiser Karl den Großen im Jahr 803 setzte die Sicherung und Besiedlung beim ehemaligen römischen Kastell ein. Der entstehende Ort befand sich nun auf dem Gebiet des Baierischen Ostlandes.[3] Die erste urkundliche Nennung als „Zewentendorf“ erfolgte 1147. Die Wallfahrtskirche Maria Ponsee entstand aus einer Kapelle des 12. Jahrhunderts. Um 1420 erfolgte der Ausbau mit einem dreijochigen Seitenschiff und Kreuzrippengewölben. 1716 bis 1726 wurde die Kirche nach Plänen von Jakob Prandtauer vergrößert und barockisiert. 1529 und 1683 richteten berittene türkische Streifscharen große Schäden und Verwüstungen in der Gemeinde an.

1917 wurde nahe Moosbierbaum die Pulverfabrik Skoda-Wetzler AG erbaut. Hier zur Arbeit eingesetzte und verstorbene rumänische Kriegsgefangene wurden auf dem sogenannten Rumänenfriedhof beigesetzt.[4] Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Industriestandort zum Hydrierwerk Moosbierbaum und einer Ölraffinerie ausgebaut. Vor Kriegsende wurde die Raffinerie und das Tullnerfeld von mehr als 40.000 Bomben getroffen. Zur Arbeit wurde hier eine große Zahl Kriegsgefangener, zivile Zwangsarbeiter, politische Gefangene und ungarischer Juden gezwungen. Ihnen gelang es, mit der Bevölkerung Kontakte zu schließen, welche aber im Jänner 1945 verraten wurden. Von rund 200 Verhafteten – darunter auch Einheimische – wurden über 120 Personen ins KZ Mauthausen gebracht. Sieben Menschen starben dort an den Haftbedingungen, 40 weitere wurden am 27. April 1945 ermordet. An sie erinnert ein Gedenkstein auf dem Friedhof von Zwentendorf.[5]

Die Raffinerie wurde während der sowjetischen Besatzung wiederaufgebaut und blieb bis 1961 in Betrieb. Am 1. Jänner 1971 wurde die damalige Gemeinde Maria Ponsee nach Zwentendorf eingegliedert.[6] Am 30. Juli 1983 wurde der Gemeinde Zwentendorf das Marktrecht verliehen und sie bekam auch ihr eigenes Wappen.[7]

Seit 1988 pflegt Zwentendorf eine Partnerschaft mit der tschechischen Stadt Břeclav. Berühmtheit erlangte der Ort durch das einzige kommerzielle Kernkraftwerk Österreichs, das Kernkraftwerk Zwentendorf, das hier errichtet, aber dessen Inbetriebnahme durch eine Volksabstimmung am 5. November 1978 verhindert wurde. Eine knappe Mehrheit von 50,47 % stimmte gegen die Inbetriebnahme.

Einwohnerentwicklung

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Röm.-kath. Pfarrkirche hl. Stephan

Wirtschaft und Infrastruktur

Kraftwerk Dürnrohr
Kernkraftwerk Zwentendorf

Wirtschaftssektoren

Von den 59 landwirtschaftlichen Betrieben des Jahres 2010 wurden 33 im Haupt-, 24 im Nebenerwerb und 2 von Personengemeinschaften geführt. Im Produktionssektor arbeiteten 314 Erwerbstätige im Bereich Herstellung von Waren, 169 in der Energieversorgung, 109 in der Wasserver- und Abfallentsorgung, 44 in der Bauwirtschaft und 11 im Bergbau. Die wichtigsten Arbeitgeber des Dienstleistungssektors waren die Bereiche soziale und öffentliche Dienste (195), Handel (179) und Verkehr (61 Mitarbeiter).[8][9][10]

Wirtschaftssektor Anzahl Betriebe Erwerbstätige
2011 2001 2011 2001
Land- und Forstwirtschaft 1) 59 85 56 60
Produktion 36 29 647 611
Dienstleistung 133 83 531 307

1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999

Ansässige Unternehmen

In Zwentendorf befinden sich

  • das Kraftwerk Dürnrohr (1986) und daran angeschlossen die
  • GK Dürnrohr auf dem Areal des Umspannwerks Dürnrohr (1983, 1996 stillgelegt) mit einer Übertragungsleistung von 550 Megawatt bei einer Gleichspannung von 145 kV. Diese Anlage diente bis 1996 zum Energieaustausch mit der Tschechoslowakei (ab 1993 Tschechien) über eine von der HGÜ-Kurzkupplung Dürnrohr zum Umspannwerk Slavětice führende 380-kV-Drehstromfreileitung (Lage: 48° 19′ 28″ N, 15° 55′ 30″ O)
  • In Pischelsdorf ist ein bedeutender chemischer Betrieb der Donau Chemie. Am selben Standort befindet sich auch die erste
  • Bioethanolanlage Österreichs. Die von dem Unternehmen Agrana betriebene Anlage erzeugt jährlich bis zu 240.000 t Bioethanol und wird von der EVN Wärme mit Dampf für den Raffinationsprozess beliefert.[11]

Öffentliche Einrichtungen

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat 23 Mitglieder.

Bürgermeister

Wappen

Der Gemeinde wurde 1983 gemeinsam mit der Markterhebung das neue Gemeindewappen verliehen.[20]

Persönlichkeiten

Literatur

  • Anton Handelsberger: Chronik der Marktgemeinde Zwentendorf. 1994.
  • Marktgemeinde Zwentendorf an der Donau (Hrsg.): Zwentendorfer Heimatbuch. 2010.
Commons: Zwentendorf an der Donau  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2022 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2022) (ODS)
  2. Römische Siedlung unter Acker entdeckt auf ORF vom 16. November 2011, abgerufen am 16. November 2011.
  3. Hans Krawarik: Siedlungsgeschichte Österreichs: Siedlungsanfänge, Siedlungstypen, Siedlungsgenese, Verlag Lit, 2006, S. 126f
  4. http://rote-spuren.gpa-djp.at/2015/04/12/der-rumaenenfriedhof-in-zwentendorf/
  5. http://www.doew.at/cms/download/fdth1/2_tulln.pdf
  6. Gemeindeänderungen ab 1945. Statistik Austria, S. 42. In: Änderungen in der Verwaltungsgliederung. Statistik Austria (ZIP, 1,3  MB; Inhalt PDF); abgerufen am 8. Juni 2022
  7. Gemeindeänderungen ab 1945. Statistik Austria, S. 122. In: Änderungen in der Verwaltungsgliederung. Statistik Austria (ZIP, 1,3  MB; Inhalt PDF); abgerufen am 8. Juni 2022
  8. Ein Blick auf die Gemeinde Zwentendorf an der Donau, Land- und forstwirtschaftliche Betriebe. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 11. November 2021.
  9. Ein Blick auf die Gemeinde Zwentendorf an der Donau, Arbeitsstätten. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 11. November 2021.
  10. Ein Blick auf die Gemeinde Zwentendorf an der Donau, Erwerbstätige. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 11. November 2021.
  11. AGRANA Bioethanol – Jetzt tankt die Umwelt auf (Memento vom 15. März 2010 im Internet Archive), Stand: 19. Juni 2010.
  12. Schulensuche. In: Schulen online. Abgerufen am 28. September 2020.
  13. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Zwentendorf an der Donau. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 31. Januar 2020.
  14. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Zwentendorf an der Donau. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 31. Januar 2020.
  15. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Zwentendorf an der Donau. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 31. Januar 2020.
  16. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Zwentendorf an der Donau. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 31. Januar 2020.
  17. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Zwentendorf an der Donau. Amt der NÖ Landesregierung, 1. Dezember 2015, abgerufen am 31. Januar 2020.
  18. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Zwentendorf an der Donau. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 31. Januar 2020.
  19. 1 2 3 NÖN: Zwentendorf hat eine Bürgermeisterin. Artikel vom 14. Februar 2019, abgerufen am 9. April 2019.
  20. Topothek Zwentendorf: Topothek Zwentendorf: Unsere Geschichte, unser Online-Archiv. Abgerufen am 11. November 2021.

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Gedenkstein für NS-Opfer aus dem IG-Farben-Werk in Moosbierbaum Eigenes Werk GuentherZ
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Datei:2016-02-27 GuentherZ (44) Zwentendorf Friedhof Gedenkstein Opfer des Faschismus.JPG
Coat of arms of Zwentendorf an der Donau, Lower Austria de:Datei:Zwentendorf.gif de:User:ZL
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Positionskarte von Österreich Eigenes Werk mittels: United States National Imagery and Mapping Agency data World Data Base II data File:Austria location map.svg von User:Lencer NordNordWest
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Compass card with German wind directions Eigenes Werk User:Madden
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Südostansicht des Dampfkraftwerkes in Dürnrohr , ein Ortsteil der niederösterreichische Marktgemeinde Zwentendorf an der Donau . Das kalorische Kraftwerk mit einem rd. 205 m hohen Schornstein und zwei Kraftwerksblöcken mit je einer Leistung von rd. 350 MW wurde 1987 in Betrieb genommen und ist das letzte Kohlekraftwerk Österreichs. Der Wirkungsgrad wird durch die Auskopplung von Fernwärme, mit der St. Pölten und die Ortschaften Zwentendorf sowie Pischelsdorf versorgt werden, erhöht. Zusätzlich liefert das Kraftwerk der Bioethanolanlage der AGRANA einen Großteil des benötigten Prozessdampfes und erhält Dampf von der unmittelbar östlich situierten EVN-Abfallverwertung-Anlage . Anfang August 2019 wurde die Stromerzeugung mittels Kohleverbrennung zur Gänze eingestellt. Eigenes Werk C.Stadler/Bwag
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Datei:Dürnrohr - Kraftwerk (1).JPG
Karte des österreichischen Bundeslandes Niederösterreich, Bezirk Tulln hervorgehoben (Bezirksgrenzen gültig ab Jänner 2017) Eigenes Werk AleXXw
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Datei:Karte A Noe TU 2017.svg
nur ein roter Punkt Eigenes Werk Ttog
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Westansicht der katholischen Pfarrkirche hl. Stephan in der niederösterreichischen Marktgemeinde Zwentendorf an der Donau . Eigenes Werk C.Stadler/Bwag
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Datei:Zwentendorf - Kirche3.JPG
Südostansicht des nie in Betrieb genommenen Kernkraftwerks in der niederösterreichische Marktgemeinde Zwentendorf an der Donau . Der Spatenstich für das Atomkraftwerk mit dem rd. 110 m hohen Schornstein erfolgte am 4. April 1972 und war das erste von mehreren geplanten. Nach vier Jahren fand die Fertigstellung des Siedewasserreaktors mit einer Leistung von rd. 750 Megawatt (elektr. Energie für rd. 1,8 Mio. Haushalte) statt. Bei einer Volksabstimmung am 5. Nov. 1978 - die 1. Volksabstimmung in der 2. Republik - entschied das Wahlvolk mit 50,47%, dass der Atommeiler nicht in Betrieb genommen werden darf. Bis zur „stillen Liquidierung“ im März 1985 waren Kosten von etwa 14 Milliarden Schilling (1 Mrd. Euro) angefallen. Eigenes Werk C.Stadler/Bwag
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Datei:Zwentendorf - Kraftwerk (2).JPG