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Ferra-Mikura, Vera #

* 14. 2. 1923, Wien

† 9. 3. 1997, Wien


Lyrikerin, Erzählerin, Kinder- und Jugendbuchautorin


Vera Ferra-Mikura
Vera Ferra-Mikura
© Verlag Jungbrunnen

Vera Ferra-Mikura, wurde am 14. Februar 1923 in Wien als Gertrud Ferra, Tochter von Maria und Raimund Ferra geboren.

Ihr Vater war kriegsversehrt und schrieb Gedichte und Artikel für Fachzeitschriften in seiner Tätigkeit als preisgekrönter Kanarienvogelzüchter.

Getrud besuchte nach der Volks- und Hauptschule Abendkurse der Handelsakademie und arbeitete in der Tierhandlung der Eltern, als Laufmädchen in einem Wiener Warenhaus und während des Zweiten Weltkriegs als Stenotypistin. Nach 1945 war sie landwirtschaftliche Hilfskraft auf einem Gut in der Wachau und arbeitete dann wieder in Wien als Redaktionssekretärin und Lektorin im Wiener Festungsverlag.

Als Lyrikerin wurde sie von Otto Basil entdeckt, der sie in der von ihm herausgegeben Zeitschrift "Plan" mit ihrem Debut-Gedichtband "Melodie am Morgen" (1946) vorstellte.

Ab 1948 war Ferra-Mikura als freie Schriftstellerin und Journalistin tätig und veröffentlichte zunächst zahlreiche Gedichte in den Anthologien Hans Weigels "Stimmen der Gegenwart" und Rudolf Felmayers "Tür an Tür".

1948 heiratete sie den Staatsoperntänzer Ludwig Mikura, mit dem sie zwei Kinder bekam. Sie war mit den Kinder- und Jugendbuchautorinnen Käthe Recheis und Friedl Bauer, dem Schriftstellern Oskar Jan Tauschinsky und Kurt Wölfflin befreundet.

Ferra-Mikura schrieb zunächst für Erwachsene, überraschende Wendungen und Wechsel der Erzählebenen zeichnen ihre Werke aus. Als sie sich der Kinderliteratur zuwandte, ging sie zunächst vom erzieherischen Märchen aus, später schuf sie die ersten phantastische Erzählungen der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur; auch das erste österreichische Kinder-Musical stammt von ihr.

Ein skurril-übersteigerter Witz und Freude am Wortspiel kennzeichnen ihre Werke. Ferra-Mikura setzt in der Kinderliteratur eine Richtung fort, die Herzmanovsky-Orlando in der österreichischen Literatur bekannt gemacht hat. Ihr Anliegen ist es, im Kind schon früh den "Sinn für das Besondere zu erwecken, damit es das Entscheidende erkennt", das dem Handeln des einzelnen gegenüber den Mitmenschen und der Gemeinschaft innewohnt. Wichtig war es Vera Ferra Mikura immer, dass Geschichten für Kinder "gut" ausgehen sollten.

Oskar Jan Tauschinsky sah Ferra-Mikuras Vorbilder überall in der österreichischen Literatur, so im Wiener Singspiel und bei Ferdinand Raimund, bei Arthur Schnitzler und Joseph Roth. Zum Teil waren ihre literarische Wurzeln auch in der Tradition der orientalischen erzählenden Märchen.

Ferra-Mikura war ab 1959 Mitglied des Presseclubs Concordia, ab 1968 Mitglied des österreichischen P.E.N.-Clubs, der sie 1973 in die Jugendschriftenkommission delegiert hatte. Zudem gehörte sie der COMES, dem europäischen Schriftstellerverband an.

32 ihrer Jugendbücher standen auf der Ehrenliste des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst und des Kulturamtes der Stadt Wien.


Auszeichnungen, Preise (Auswahl):

  • 1951 Lyrikpreis der Zeitschrift "Neue Wege"
  • 1951 Literatur-Förderungspreis der Stadt Wien (in diesem Jahr erstmals vergeben)
  • 1954 u. 1961 Förderungspreis der Theodor - Körner - Stiftung
  • 1956, 1962, 1963, 1964,1969, 1970, 1973, 1976 u. 1983 Jugendbuchpreis der Stadt Wien
  • 1959 Staatlicher Förderungspreis für das Hörspiel "Der Schlangenbiss"
  • 1962, 1963 u. 1964 Österreichischer Staatspreis für Kleinkinderbücher
  • 1964 Hörspielpreis für "Der Käfig" (Staatlicher Förderungspreis)
  • 1965 der 1. Preis der Zentralsparkasse und der Gemeinde Wien für "Das Luftschloß des Herrn Wuschelkopf" bei einem Autorenwettbewerb, bei dem die Einreichung anonym erfolgte
  • 1966 Ehrenliste des Andersen-Preises (als einziges österreichisches Kinderbuch für "Unsere drei Stanisläuse")
  • 1971, 1973, 1983/84 Österreichischer Staatspreis für Kinderbücher
  • 1983/84 Österreichischer Staatspreis für das Jugendbuch" Die Oma gibt dem Meer die Hand"
  • 1975 Anerkennung für Mitarbeit am Sprachbastelbuch (Ehrenliste zum Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien 1975, Österreichischer Förderpreis zum Kinder- und Jugendsachbuch 1974/75)
  • 1976 International Board on Books for Young People (innerhalb der Arbeitsgemeinschaft am Sprachbastelbuch)
  • 1977 Kinderbuchpreis der Stadt Wien (innerhalb der Arbeitsgemeinschaft am Buch "Im Fliederbusch das Krokodil singt wunderbare Weisen" Anerkennung für Mitarbeit)
  • 1979 Jugendbuchpreis für "Damals war ich vierzehn" (innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Anerkennung für Mitarbeit)
  • 1982 Buchprämie für "Horoskop für den Löwen" vom Österreichischen Bundesministerium
  • 1983 Würdigungspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Kinder- und Jugendliteratur
  • 1983 Verleihung des Professorentitels
  • 1984 Anerkennung für Mitarbeit an "Hoffentlich bald"
  • 1985 Anerkennung für Mitarbeit an "Macht die Erde nicht kaputt"
  • 1985 Anerkennung für Mitarbeit an "Der Wünschelbaum"
  • 1988 Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien für bedeutende Leistungen
  • 1993 Anerkennung für besondere Leistungen zur Entwicklung der Österreichischen Kinderlyrik des Bundesministeriums und des Österreichischen Rundfunks.


Werke (Auswahl):

Lyrik:

  • Melodie am Morgen, 1948
  • Die 10 kleinen Negerlein, 1961
  • Zeit ist mit Uhren nicht meßbar, 1962

Romane, Kinder- und Jugendbücher:

  • Bürgermeister Petersil, 1952
  • Riki. Roman für junge Mädchen, 1952
  • Die Kinder vom Rabenberg, 1953
  • Der Teppich der schönen Träume" 1955
  • Maxi und die großen Leute, 1956
  • Zaubermeister Opequeh, 1956
  • Der seltsame Herr Sauerampfer, 1957
  • Willi Einhorn auf fremden Straßen, 1958
  • Die zehn kleinen Negerlein, 1958
  • Deine Karoline, 1959
  • Die gute Familie Stengel, 1959
  • Die Lektion, 1959
  • Schuldlos wie die Mohnkapsel, 1961
  • Meine Freundin Rosine, 1961
  • Zeit ist mit Uhren nicht meßbar, 1962
  • Zwölf Leute sind kein Dutzend, 1962
  • Der alte und der junge und der kleine Stanislaus, 1962
  • Peppi und die doppelte Welt, 1963
  • Unsere drei Stanisläuse, 1963
  • Das rosa Haus in der Entengasse, 1963
  • Besuch bei den drei Stanisläusen, 1964
Vera Ferra-Mikura Cover
Vera Ferra-Mikura Cover
  • Bravo Kasperl, 1964
  • Lustig singt die Regentonne, 1964
  • Die Mäuse der drei Stanisläuse, 1965
  • Kasperl und der böse Drache, 1965
  • Das Luftschloß des Herrn Wuschelkopf, 1965
  • Ein Löffel für das Krokodil, 1966
  • Der nette König Mandolin, 1966
  • Tante Rübchen zieht um, 1967
  • Gute Fahrt, Herr Pfefferkorn, 1967
  • Opa Heidelbeer gähnt nicht mehr, 1968
  • Valentin pfeift auf dem Grashalm, 1970
  • Literarische Luftnummer, 1970
  • Herr Plusterflaum erlebt etwas, 1970
  • Ein Vormittag mit Trallala, 1971
  • Lieber Freund Tulli, 1973 - 1. Auflage 1969, steht so im Buch!
  • Sigismund hat einen Zaun, 1973
  • Alles Gute, kleiner Stanislaus!, 1974
  • Mein lieber Teddy, 1974
  • Meine Kuh trägt himmelblaue Socken, 1975
  • Das Sprachbastelbuch, 1975 (als Mitautorin)
  • Kasperl macht Ferien, 1977
  • Nelli aus der Wolkenkratzerstraße, 1977
  • Und übermorgen bin ich 13, 1977
  • Simon und Sabine von der Burgruine, 1978
  • Mein grüngestreiftes Geisterbuch, 1980
  • Die Oma gibt dem Meer die Hand, 1982
  • Horoskop für den Löwen, 1982
  • Der Spion auf dem fliegenden Teppich, 1984
  • Ich weiß einen Flohmarkt, 1984
  • Die unheimliche Tante Elli, 1985
  • Das Denken überlass nicht den Pferden!, 1986
  • Veronika, Veronika, Veronika, rufen die drei Stanisläuse, 1995


Ihre Werke wurden in viele Sprachen, u. a. auch ins dänische, tschechische und japanische übersetzt. Nach ihren Büchern entstanden ein Musical, Theaterstücke für Kinder, Puppenspiele, eine Puppenserie und Sendungen im japanischen Fernsehen, Texte von ihr wurden in Radio und Fernsehen veröffentlicht.

Leseprobe#

aus Vera Ferra-Mikura - "Der alte und der junge und der kleine Stanislaus"


Der alte Stanislaus war der Großvater.
Der junge Stanislaus war der Vater.
Und der kleine Stanislaus war der Bub.
Alle drei wohnten in einem netten, kleinen Haus. Sie wohnten dort mit der Großmutter, mit der Mutter und mit Veronika. Veronika war die Schwester des kleinen Stanislaus.
Jeden Abend vor dem Einschlafen sagte Veronika zu dem kleinen Stanislaus:
"Schlaf gut, Läuschen!" Nur im dunklen Zimmer sagte sie das zu ihm. Bei Tag, wenn die Sonne schien, nannte sie ihn Stanislaus. Der kleine Stanislaus wollte es nicht anders.

Quellen#

AEIOU
Biographische Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen
Verlag Jungbrunnen

Redaktion: I. Schinnerl