Kubelka, Peter#
* 23. 3. 1934, Wien
Experimentalfilmer, Künstler
Avantgarde-Filmemacher
Peter Kubelka wurde am 23. März 1934 in Wien geboren, wuchs aber im oberösterreichischen Taufkirchen an der Pram auf.
Nach einigen Jahren bei den Wiener Sängerknaben folgte eine sportliche Karriere als Diskuswerfer und Judoka.
Von 1952 bis 1954 studierte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien (heute 'Universität für Musik und darstellende Kunst'). In dieser Zeit drehte er eine Sportfilmdokumentation, die ihm ein Stipendium des Landes Oberösterreich einbrachte, mit dem er an der römischen Filmhochschule "Centro Sperimentale di Cinematografia" von 1954 bis 1956 das Regie-Studium absolvieren konnte.
Peter Kubelka entwickelte u.a. die Technik des "metrischen Films", dessen Prinzip das Sich-Wiederholende ist. Der erste experimentelle Film "Mosaik im Vertrauen" entstand 1954/55 gemeinsam mit Ferry Radax; es folgten "Adebar", "Schwechater" und "Arnulf Rainer" - heute Klassiker der Filmgeschichte.
Bereits in den späten 1950er Jahren organisierte er Filmveranstaltungen für die Internationale Kunstgespräche der Galerie (nächst) St. Stephan in Wien und während der Hochschulwochen in Alpbach.
1964 gründete Kubelka gemeinsam mit Peter Konlechner das Österreichische Filmmuseum (das sie gemeinsam bis 2001 leiteten), in dem er Jahrzehnte später das Konzept des "Unsichtbaren Kinos" verwirklichte: Wände, Sitze, Boden - alles im Kino ist schwarz, um das optimale Filmerlebnis zu ermöglichen.
Ab Mitte der 1960er Jahre hielt Kubelka kulturtheoretische Vorlesungen an zahlreichen Universitäten, in denen das Kochen als kommunikatives Medium analysiert wurde. 1967 und 1968 war er in der Film Library der UNO in New York tätig und Vorstandsmitglied der New York Film Maker's Coop. Zahlreiche Vorführungen seiner Filme und Lectures an mehr als 50 amerikanischen Hochschulen folgten.
1970 war Peter Kubelka Mitbegründer der Anthology Film Archives in New York, wo er erstmals sein Konzept des 'Invisible Cinema' verwirklichen konnte und als Mitglied der Auswahljury für den Filmzyklus "Essential Cinema" fungierte.
Legendär waren seine kunsttheoretischen Vorträge und Symposien wie beispielsweise "Ursprung und Zukunft des Designs am Beispiel Essen und Trinken" in Bremen. Das Kochen war und ist für Kubelka die älteste schöpferische Tätigkeit des Menschen, aber er suchte auch in anderen Disziplinen nach dem Wesenskern der Kunst - mit der 1980 von ihm gegründeten Gruppe 'Spatium Musicum' gab er zahlreiche internationale Konzerte.
Ab 1978 baute Peter Kubelka die Filmabteilung an der Staatlichen Kunsthochschule (Städelschule) in Frankfurt am Main auf. 1980 wurde der dortige Lehrstuhl für Film umbenannt und er als Professor für "Film und Kochen als Kunstgattung" an die Städelschule berufen, was er bis 2000 blieb (von 1985 bis 1988 war er auch Rektor).
1989 verwirklichte er in Wien das 'Unsichtbare Kino' im Österreichischen Filmmuseum und konzipierte das Zyklische Programm "Was ist Film", das seit 1996 jeden Dienstag im Filmmuseum zu sehen ist.
Seine film- und kulturhistorischen Lectures im Filmmuseum und an mehr als hundert internationalen Museen und Universitäten sind ein eigenständiger Bestandteil seines Schaffens. Das Filmmuseum zeigte 2014 eine Retrospektive des Filmschaffens Kubelkas und organisierte anlässlich seines 80. Geburtstags einen "Monument"-Filmabend in Anwesenheit des Künstlers.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Großer Österreichischer Staatspreis für sein Gesamtwerk, 1980
- Ehrenzeichen der Republik Österreich, 2005
- Ernennung zum Ehrenmitglied der FIAF (Féderation International des Archives du Film), 2006
- Internationalen Eckart Witzigmann Preis für Lebenskultur, 2012
- Goldenes Ehrenzeichen des Landes Wien, 2015
Werke (Auswahl)#
- Mosaik im Vertrauen, 1955
- Adebar, 1957
- Schwechater, 1958
- Arnulf Rainer, 1958-60
- Unsere Afrikareise, 1961-66
- Pause!, 1977
- Dichtung und Wahrheit, 1996/2003
- Zerrspiegel, 2007
- Antiphon, 2012
Historische Bilder zu Peter Kubelka (IMAGNO)
Literatur#
- H. Scheugl und E. Schmidt junior, Eine Subgeschichte des Films. Lexikon des Avantgarde-, Experimental- und Undergroundfilms, 1974
- G. Jutz (Hg.), P. Kubelka, 1995
Quellen#
- AEIOU
- Filmmuseum
- ORF, Ö1
- ORF, FM4
- Wiener Zeitung
- Kurier
- Der Standard
- APA / OTS Presseaussendung
Redaktion: I. Schinnerl