Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Lehmden, Anton#


* 2. 1. 1929, Neutra (heute Nitra, Slowakische Republik)

† 7. 8. 2018, Wien


Maler und Graphiker
Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus

Anton Lehmden
Anton Lehmden
Foto: Steindy. Aus: Wikicommons

Anton Lehmden wurde am 2. Jänner 1929 als Sohn eines Gärtners in Neutra (heute Nitra, Slowakische Republik) geboren und kam 1945 als 16jähriger nach Wien, wo er an der Akademie der Bildenden Künste in der Meisterklasse von Albert Paris Gütersloh und bei Robin Christian Andersen studierte.

Ab 1948 beteiligte er sich an den Ausstellungen des Wiener Art-Clubs und zählt - gemeinsam mit Ernst Fuchs, Arik Brauer, Wolfgang Hutter und Rudolf Hausner - zu den Begründern und Hauptvertretern der "Wiener Schule des Phantastischen Realismus".

1962 erhielt Anton Lehmden einen Lehrauftrag an der Akademie für Angewandte Kunst in Istanbul. (In Istanbul befindet sich auch eines der Hauptwerke Lehmdens, die Bilder in der St. Georgs-Kirche, die zum österreichischen St. Georgs-Kolleg gehört. )

In den Jahren 1969 und 1975 war er Leiter der Klasse für Malerei an der Sommerakademie Salzburg; von 1971 bis 1997 war Anton Lehmden Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und leitete die Meisterklasse für Malerei.


Anton Lehmden, Flaktürme
Anton Lehmden, Flaktürme. Gemälde, 1953
(Historisches Museum der Stadt Wien)
© Historisches Museum der Stadt Wien, für AEIOU
Seine ersten wichtigen Werke entstanden zwischen 1947 und 1950, er beteiligte sich an mehreren Ausstellungen und unternahm Reisen nach Italien.
Seine Technik hatte Anton Lehmden an den alten Meistern wie P. Breugel und Albrecht Altdorfer geschult, das wichtigste Motiv blieb für ihn von den frühen Bildern bis heute die Landschaft: Angeregt durch seine Liebe zur chinesischen Landschaftsmalerei, beschäftigte er sich in den Anfängen vorwiegend mit dem lyrischen Moment in der Landschaft; doch bald änderten sich seine Landschaften – sie waren nicht mehr nicht "idyllisch", sondern berstende und versinkende Landstriche, die den Menschen ohne Zuflucht lassen. Als immer wiederkehrende Themen in seinen Ölbildern und Radierzyklen finden sich Kriegsereignisse und Naturkatastrophen. (In seinem Bild 'Panzerschlacht' (1954-1956) werden die Schrecken des Krieges auf metaphysische Weise überhöht.)

Schwerpunkt seines Schaffens war über Jahrzehnte hinweg und in immer wiederkehrenden Variationen der Zugang zu mythischen Themen, kosmischen Träumen und apokalyptischen Visionen.

Anton Lehmden gestaltete 1991 die U-Bahn-Station Volkstheater in Wien.

Bereits 1966 hatte Anton Lehmden das Renaissanceschloss Deutschkreutz im Burgenland erworben, wo er seither bis zuletzt lebte und arbeitete. Er gestaltete in Deutschkreutz auch die Pfarrkirche künstlerisch neu und machte den Ort zum Schauplatz zahlreicher Kulturveranstaltungen. Heute ist im Schloss ein Lehmden-Museum untergebracht.

Anton Lehmden starb am 7. August 2018 im 90. Lebensjahr in Deutschkreutz.


Aus dem Nachruf von Anne Katrin Feßler (Der Standard 9.8.2018)
"Es sind leise, lautlose Tragödien, die Anton Lehmden in seinen Landschaften ausgebreitet hat: Wie sein von gigantischen Gräsern überwuchertes Kolosseum zeigen sie Postapokalyptisches, oft menschenleere Orte, an denen sich Wolken zu muschelförmigen Architekturen türmen, Stürme sich in Strichelstakkati auf der Leinwand ausbreiten, Berge sich kristallin zerklüften oder die Erde, sich aufspaltend, bewaldete Felsen wie gigantische Raumschiffe in die Luft hebt. Das Grün seiner Landschaften prägt sich ein: mal düster und bläulich-kalt, mal sich schmutzigBrauntönen an verwandelnd."


U-Bahn-Station Volkstheater
U-Bahn-Station Volkstheater
Foto: P. Diem
U-Bahn-Station Volkstheater
U-Bahn-Station Volkstheater
Foto: P. Diem
U-Bahn-Station Volkstheater
U-Bahn-Station Volkstheater
Foto: P. Diem
U-Bahn-Station Volkstheater
U-Bahn-Station Volkstheater
Foto: P. Diem


Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Kritikerpreis, 1952
  • Förderungspreis der Stadt Wien, 1963
  • 1. Graphik Preis Innsbruck, 1956
  • Förderungspreis des Staatspreises Wien, 1956
  • Preis Mainichi Shinbun Tokio, 1957
  • Goldmedaille der Stadt Rom, 1957
  • Preis der Stadt Wien, 1968
  • Premio Fiorino Florenz, 1968
  • Österreichisches Ehrenkreuz 1.Klasse für Wissenschaft und Kunst Wien, 1978
  • Dürerpreis Nürnberg, 1978
  • Lovis-Corinth-Preis Regensburg, 1983
  • Goldmedaille der Stadt Wien, 1994
  • Ehrenbürger von Deutschkreutz, 1999
  • Komtur-Kreuz des Landes Burgenland, 2000
  • Ehrenmitglied der Accademia delle Arte del Disegno in Florenz

Ausstellungen (Auswahl)#

Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen, darunter Biennale Venedig 1950 und 1954

Einzelausstellungen

  • Turin, 1949
  • Venedig, 1950
  • Wien, 1958
  • Baden-Baden, 1960
  • Wien, 1961
  • Istanbul, 1962
  • Philadelphia, 1963
  • Paris, 1963
  • Klagenfurt, 1964
  • Rom, 1965
  • Warschau, 1967
  • Salzburg,1968
  • Wien, 1968
  • Schloss Deutschkreutz, 1968
  • Rom 1975
  • Schloss Deutschkreutz, 1976
  • Nürnberg, 1978
  • Regensburg, 1983
  • Erlangen, 1984
  • Wien, 1984
  • Schloss Deutschkreutz, 1985
  • Tokio, 1992
  • "Ölmalerei 1946-1997", Schloss Deutschkreutz 1998
  • "Ölmalerei-Aquarelle-Zeichnungen 1950 bis 2000", Schloss Deutschkreutz 2000
  • Schloss Hartberg (Steiermark), 2003
  • Burgenländische Landesgalerie Eisenstadt/Ölbilder, 2004
  • "Galerie 1990"/ Aquarelle, Eisenstadt 2004,
  • ORF Landesstudio Eisenstadt / Graphiken, 2004,
  • Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen, Istanbul 2008

Literatur#

  • A. Schmeller, Anton Lehmden Weltlandschaften, 1968
  • W. Koschatzky, A. Lehmden. Die Graphik, 1970
  • S. Stock, Die Graphik A. Lehmdens, Dissertation, Salzburg 1976
  • Die Phantasten, Ausstellungskatalog, Künstlerhaus Wien, 1990
  • Über die Wahrheit der Malerei, Ausstellungskatalog, Akademie der bildenden Künste in Wien, 1990

Weiterführendes#

Quellen#



Redaktion: I. Schinnerl