Neurath, Otto#
* 10. 12. 1882, Wien
† 22. 12. 1945, Oxford (Großbritannien)
Nationalökonom, Soziologe, Philosoph
Otto Neurath wurde am 10. Dezember 1882 als Sohn des Nationalökonomen Wilhelm Neurath in Wien geboren.
Nach Studien in Wien und Berlin, in denen er die Geschichte der Antike mit der modernen Volkswirtschaftslehre kombinierte, promovierte Neurath in Berlin mit einer Dissertation zum Thema "Zur Anschauung der Antike über Handel, Gewerbe und Landwirtschaft".
1913 verbrachte er als Stipendiat der Carnegie-Stiftung für Internationalen Frieden mit Studienreisen in Balkan-Länder, insbesondere Serbien.
1918 habilitierte er sich für Politische Ökonomie in Heidelberg und wurde 1919 Präsident des von ihm selbst vorgeschlagenen Zentralwirtschaftsamtes der ersten Münchener Räterepublik. Nach deren Niederschlagung wurde er inhaftiert, verlor die Lehrbefugnis in Heidelberg und wurde nach Österreich ausgeliefert.
1920 wurde er Generalsekretär des Österreichischen Verbandes für Siedlungs- und Kleingartenwesen.
Er arbeitete mit führenden Architekten, Designern und Künstlern seiner Zeit – u.a. Franz Schuster, Josef Frank, Margarete Schütte-Lihotzky – sowie mit Protagonisten des Wiener Kreises, dem er angehörte, zusammen. Gemeinsam mit dem Grafiker Gerd Arntz erwickelte er, mithilfe von Piktogrammen, die sogenannte Wiener Methode der Bildstatistik, die sich als "Isotype-Technik" (International System of Typographic Picture Education) besonders in den USA und Großbritannien durchsetzte - allgemein verständliche, präzise Darstellungen komplexer Sachverhalte, z.B. von Daten und Statistiken.
Ab 1924 leitete er das neugegründete Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum in Wien, er hielt Vorträge zum Siedlungs- und Städtebau und veröffentlichte zahlreiche Publikationen zur Bildstatistik nach der Wiener Methode.
Otto Neurath emigrierte 1934 nach Holland, 1941 flüchtete er nach England und kam in ein Internierungslager auf der Isle of Man. Viele britische Kollegen und Emigranten, darunter auch Albert Einstein, setzten sich für ihn ein, so kam er 1941 noch frei und hielt Vorlesungen über Logischen Empirismus und Sozialwissenschaften an der Universität Oxford.
Am 22. Dezember 1945 starb Otto Neurath in Oxford.
Werke (Auswahl)#
Ausgaben- Gesammelte philosophische und methodologische Schriften, herausgegeben von R. Haller und H. Rutte, 2 Bände, 1981
- Gesammelte bildpädagogische Schriften, herausgegeben von R. Haller und R. Kinross, 1991
- Gesammelte ökonomische und sozialpolitische Schriften, 2 Bände, herausgegeben von R. Haller und U. Höfer, 1998
Weiterführendes#
- Borchhardt-Birbaumer, B.: Otto Neurath. Gipsy Urbanism in Wien nach 1920 (Essay)
- Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum Wien (AustriaWiki)
Web-Links#
Literatur#
- K. Müller, Enzyklopädie, Sozialwissenschaft, Bildstatistik, Roman, Dissertation, Graz 1989
- I. Ackerl, F. Weissensteiner, Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, 1992
- P. Neurath und E. Nemeth, O. Neurath oder Die Einheit von Wissenschaft und Gesellschaft, 1994
- N. Cartwright, O. Neurath. Philosophy between Science and Politics, 1996
- E. Nemeth (Hg.), O. Neurath. Rationalität, Planung, Vielfalt, 1999
- T. Uebel, Vernunftkritik und Wissenschaft. O. Neurath und der erste Wiener Kreis, 2000
Quellen#
- AEIOU
- Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie
- Wirtschaftsmuseum Wien
- Der STANDARD
- Wien.geschichte.Wiki
- Wiener Zeitung
Redaktion: P. Diem, I. Schinnerl