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Erwin Musger - Flugzeugkonstrukteur und "Vater" der modernen Puch-Motorräder#

Ein Herzogenburger Herzogenburg Werkmeister als erfolgreichster österreichischer Flugzeugkonstrukteur der Zwischenkriegszeit und "Vater" der Puch- Motorräder

* 20. 3. 1909 Neumarkt in der Krain Ljubljana , Österreich-Ungarn Österreich-Ungarn

Gest. 16. 3. 1985, Graz Graz

Essay

Autor:
Dr. Karl Glaubauf

Ein Erfinder aus Herzogenburg#

Zwei Puch 250 SG vor dem Johann Puch-Museum Graz
Zwei Puch 250 SG vor dem Johann Puch-Museum Graz: Typischer Schalenrahmen nach dem Patent von Musger und Oswald.
Foto: Der.krusche. Aus: Wikicommons unter CC

Auch in kleineren niederösterreichischen Städten sind nicht selten große Geister beheimatet wie etwa Erwin Musger, der in Herzogenburg Herzogenburg in der Zwischenkriegszeit Segel- und Motorflugzeuge konstruierte und mit seinem patentierten Preßstahlrahmen für die Puch - Motorräder, -Roller und -Mopeds die Revolution im gesamten europäischen Motorradbau einleitete.

Dies ermöglichte den Grazer Puch-Werken ab 1952 einen ganz wesentlichen Beitrag zum österreichischen Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit zu leisten, enorme Gewinne zu lukrieren und vor allem viele neue Arbeitsplätze in Graz zu schaffen, was gerade in der schweren Zeit des Wiederaufbaues nach dem Zweiten Weltkrieg von ausschlaggebender Bedeutung war.

Nach Carl Grundmann, der mit seiner Idee, Schließwaren industriell herzustellen, die industrielle Revolution in Österreich definitiv etablierte und in Herzogenburg das größte Schließwarenunternehmen der Monarchie errichtete, war Musger ein weiterer Herzogenburger , der bahnbrechende technische Entwicklungen erdachte und realisierte.

Nutznießer waren vor allem die Puch-Werke in Graz, da dort dadurch hunderte neue Arbeitsplätze geschaffen werden konnten. In der Zeit des schwierigen Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, in der viele Heimkehrer nach Graz zurückkamen und Arbeit suchten, eine nicht zu überschätzende Leistung auch für das gesamte Österreich.

Der von Musger erfundene Presstahlrahmen war völlig verwindungssteif und ermöglichte dadurch auch, das Motorrad besser mit einem Beiwagen zu verbinden, wodurch drei Personen transportiert werden konnten. Musgers Konstruktion erlaubte auch wesentlich höhere Geschwindigkeiten, wodurch die Grazer Motorräder mit dem Rahmen aus Herzogenburg bei den damals üblichen großen Motorradrennen, etwa in Monza, von Sieg zu Sieg eilten. Das internationale Ansehen der Puch-Werke wurde dadurch enorm gefördert, da die Maschinen ihren Konkurrenten wie etwa den NSU-Motorrädern aus dem deutschen Neckarsulm Neckarsulm weit überlegen waren. Der Herzogenburger K. Schirmer war übrigens einer der erfolgreichsten Rennfahrer auf Puch 250, verunglückte aber bei einem Bergrennen in der Wachau Wachau bei Spitz Spitz an der Donau.

Auch die sehr erfolgreichen Puch - Roller und vor allem die doppelsitzigen Mopeds des Puch - Werke wie beispielsweise die DS - 50, ein absoluter Verkaufsschlager, machten sich Musgers Erfindung zu nutze. Musger leistete also Enormes für den Wiederaufbau Österreichs, der ohne Motorisierung nicht gelingen hätte können.

Motorräder, Roller und Mopeds waren damals für den Weg zur Arbeit unentbehrlich, während sie im Gegensatz dazu heute überwiegend der Freizeitgestaltung dienen. Der große wirtschaftliche Erfolg der Puch - Werke im Zwei-Rad-Bereich ist primär also auf die Erfindung des Herzogenburger Werkmeisters Erwin Musger zurückzuführen.

1956 waren übrigens 330.000 Motorräder (!) in Österreich für den Verkehr zugelassen, bei weitem die Masse waren dabei Puch-Motorräder, was die Leistung Musgers unübersehbar dokumentiert. In der Folge führte Musgers Erfindung auch im Bereich der Puch-Roller und Mopeds zu einem bisher nie dagewesenen "Zweirad-Boom" und schuf tausende Arbeitsplätze.

Durch diesen Erfolg konnte sich Puch auch in den Autobau vorwagen, weil nun die finanziellen Mittel dafür zur Verfügung standen. Der kleine Geländewagen Puch-Haflinger und seine Nachfolger,der deutlich größere "Pinzgauer" waren ebenfalls ein enormer Erfolg, da vor allem die benachbarten Armeen wie etwa die Schweizer große Stückzahlen erwarben. Privat war er lange Zeit nicht erhältlich, weil die Produktion nicht nachkam.

Flugzeug- und Motorradkonstrukteur#

_ Dabei hatte nach seiner Übersiedelung nach Herzogenburg anfangs der dreißiger Jahre Musgers Interesse keineswegs den Motorrädern gegolten. Seine große Leidenschaft waren nämlich Flugzeuge, die er im Rahmen des Herzogenburger Fliegerklubs entwickelte und baute. Herzogenburg bietet für die Fliegerei ein hervorragendes Gelände, weshalb auch die Deutsche Wehrmacht nördlich des Stiftes einen Fliegerhorst betrieb, dessen Infrastruktur noch heute deutlich zu erkennen ist.

Musger hatte nach der Bürgerschule in seinem Geburtsort eine jeweils zweijährige Ausbildung in Maschinenbau und Elektrotechnik in Klagenfurt und Wien absolviert. Seine erste Anstellung als Konstrukteur fand er 1930 bei der Firma Voith in St. Pölten.

Nach seiner Entassung 1933 war er als Arbeitsloser nach Herzogenburg übersiedelt, weil es dort einen sehr aktiven Segelfliegerklub gab, in dessen Rahmen er seine Konstruktionen entwickeln konnte.

Dort er sich konzentrierte sich zunächst auf den Bau von Segelflugzeugen, um mehr fliegen zu können als es im Rahmen des Herzogenburger Klubs möglich war. Schon 1937 konnte er aber auch seine erste Motormaschine fertigstellen.

Im Zweiten Weltkrieg war Musger mit der Konstruktion von Lastenseglern in Berlin und am Fliegerhorst Spitzerberg Spitzerberg beschaftigt, da sich sein Ruf als Konstrukteur weit über Herzogenburg hinaus verbreitet hatte. Die Deutsche Wehrmacht wollte auf ein derartiges Talent nicht verzichten.

Lastensegler kamen beispielsweise beim Überfall der Wehrmacht auf das belgische Fort Eben Emael und beim Überfall auf Kreta (Unternehmen "Merkur") bevorzugt zum Einsatz, da sie eine lautlose Annäherung an das Angriffsziel ermöglichten. Infolge ihres hohen Gewichtes war allerdings ihre Steuerung schwierig, Kurskorrekturen konnten mangels Motor kaum durchgeführt werden, die Landung im Angriffsziel führte daher häufig zu schweren Unfällen. Musger war daher in Berlin mit der Entwicklung von Steuerungssystemen für große Segelflugzeuge beschäftigt.

Musger wurde infolge seiner Verdienste im Motorrad und Autobau zum Ingenieur ernannt und starb am 16. 3. 1985 in Graz.

Literatur:#