Enns / LAURIACUM#
Lage#
Gemeinde: Enns
Broschüre: Der Donaulimes in Österreich: ENNS - LAURIACUM (PDF-Datei, 504 kb, erstellt: 10.8.2011)
Der römerzeitliche Siedlungsraum von Enns/LAURIACUM liegt westlich des Flusses Enns (antik: ANISUS oder ANISA) in einer Donauebene, die nördliche Zone der sogenannten Traun-Enns-Platte. In der Antike bildete der Strom mehrere Arme, die Schotterinseln umschlossen. Während der mittelalterliche Stadtkern auf der Hochterrasse nahe der Enns liegt, erstreckte sich der antike Siedlungsraum auf den Schotterterrassen, die gegen Norden abfallen und zum Teil mit fruchtbarem Löß bedeckt sind. Östlich liegt der Sporn des Georgenberges, der aus Konglomeratgestein bestehend steil gegen das Ennsufer abfällt und in der Antike als Steinbruch diente. Der sogenannte Tabor, ein Granitrücken nordöstlich der heutigen Ortschaft Endhagen, diente ebenfalls als Abbaustätte. Die südlichen Hochterrassen waren in der Antike sumpfig und mit Auwald bedeckt.
Nördlich der Ennsmündung führten durch das Aisttal (antik: AGISTA) Handelswege in das Moldaugebiet, die bereits in der Prähistorie genutzt wurden. Entlang der Enns und Traun wurde Eisen und Salz transportiert, so dass im Ennser Raum ein Umschlagplatz für diese Waren entstand. Auf diese N-S Verbindung traf die Limesstraße als W-O Verbindung, die südlich des Legionslagers verlief und bei Ennsdorf den Fluss Enns querte. In den antiken Straßenverzeichnissen erscheint Lauriacum als Endpunkt der Straße von Aquileia über die Alpen (Itinerarium Antonini 277,3).
Neben der strategisch wichtigen und verkehrsgünstigen Lage hat der Standort ein durch seine Lößböden fruchtbares Hinterland.
Denkmäler#
Bereits für das 1. Jahrhundert n. Chr. ist eine Siedlung (Mauthausener Straße) entlang der Limesstraße und ein Kultbezirk am Georgenberg nachgewiesen. In der Stadelgasse fanden sich Baustrukturen, die bis Mitte des 2. Jahrhunderts benutzt wurden. Um 200 n. Chr. wurde die legio II Italica von Albing in das neu errichtete Lager in Enns verlegt, wo sie bis gegen Ende des 4. Jahrhunderts stationiert war. Die canabae legionis lagen im Norden auf der Niederterrasse etwas tiefer bis gegen das Donauufer. Im Westen entstand die planmäßig angelegte Zivilsiedlung, die wahrscheinlich unter Caracalla zum municipium erhoben wurde.
Mehrere Gräberfelder geben Aufschluss über die Siedlungschronologie im Großraum Enns/LAURIACUM. Älteste Befunde lagen an der Limesstraße nach Westen, die sich bis nach Kristein ausdehnten. Größere spätantiken Gräberfelder wurden am Espelmayrfeld, im Ziegelfeld, am Steinpaß, westlich der Zivilstadt, östlich des Legionslagers und am Georgenberg ergraben. Gräber östlich der Enns in Ennsdorf markieren den Verlauf der Limesstraße und einen Ennsübergang. Der aus antiken Quellen bekannte Hafen konnte archäologisch noch nicht nachgewiesen werden. Mehrere Nachweise antiker Straßenbefunde ergeben ein dichtes Straßennetz, an dem mehrere Fernstraßen zusammenliefen.
Denkmäler (Fortsetzung)#
Tourismus:#
Der Stadterlebnisweg beginnt am Parkplatz vor der Basilika St. Laurenz, Lorch.
Lateinischer Name: LAURIACUM
Itinerarium Antonini 235,1; 249,1; 256,6; 258,2. Tab. Peut. IV/2 (Blaboriciaco). Notitia dign. 34,39 und 34,43. Vita Sancti Severini. Weitere literarische Quellen: A. Gaheis, Lauriacum. Führer durch die Altertümer von Enns, 1937, 87ff.
"Töpferviertel", Siedlung südwestlich der "Zivilstadt"
Mittelkaiserzeitliche Bestattungen Enns
Gräberfeld Espelmayrfeld/Eichberg
Frühe Gräber Plochbergergründe/Stadelgasse
Gräber und Kultbezirk Georgenberg
Spätantikes Gräberfeld Nordost
Spätantike Gräber Kristein Ost
Zeitstellung#
Datierung: 60 AD - 488 AD
Phase: Römische Kaiserzeit
Literatur#
- A. Gaheis, Lauriacum. Führer durch die Altertümer von Enns, 1937.
- E. M. Ruprechtsberger in: M. Kandler und H. Vetters (Hrsg.), Der römische Limes in Österreich. Ein Führer, Wien 1989, 92ff.
- M. Kandler in: M. Kandler und H. Vetters (Hrsg.), Der römische Limes in Österreich. Ein Führer, Wien 1989, 101ff.
- K. Genser, Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit. Ein Forschungsbericht, Der römische Limes in Österreich 33, 1986, 126ff.
- H. Ubl in: H. Friesinger und F. Krinzinger, Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern, Wien 2002², 187ff.
Text und Bearbeitung: Eva Kuttner
www.limes-oesterreich.at