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Der Pichler Hubert startet das Fichtenmoped.
Der Pichler Hubert startet das Fichtenmoped.

Waldarbeit und so Sachen#

(Zur Bergung des Prototypen Puch 600-M)#

von Martin Krusche
Da war nun diese Session im Wald auf der Teichalm. Ich konnte mir einmal mehr aus der Nähe ansehen, was die Holzarbeit einem abverlangt. Darüber hab ich mir schon allerhand erzählen lassen. Zum Beispiel über fallende Bäume, die sich plötzlich drehen, weil ihre Kronen verfangen haben. Das derrennt man dann nicht mehr, falls man falsch steht. Oder das Losschnellen eines Teils, wenn die Spannung gelöst wird. Kann einem das Bein abschlagen.

Ich hatte den Pichler Hubert dazu einiges fragen können. Auch ganz generell zur alten agrarischen Welt. So Sachen wie: „Hattet ihr noch Einlieger?“ Hubert: „Ich nicht mehr, aber mein Vater schon.“ Das war vor den Modernisierungsschüben und der Produktivitätssteigerung, die nach dem Zweiten Weltkrieg gelungen sind.

Einlieger sind hauslose Leute gewesen, vormalige Dienstboten. Wenn sie nicht mehr erwerbsfähig sein konnten, hat ihre Heimatgemeinde sie bei ansässigen Bauern reihum für eine Weile einquartiert. (Leicht zu erraten, das war kein komfortabler Lebensabend.)

Was wir am 4. September im Wald zu tun hatten? Es war ein Fahrzeug auszugraben, das dort im Jahr 1974 verbuddelt worden ist. Der Prototyp Puch 600-M, ein Unikat. Als das Werk diesen Kübelwagen ausgemustert hatte, dürfte er in einem Keller verstaut worden sein wie so manch anderes Fahrzeug, welches es nicht in die Serie geschafft hat. Die Karosserie wurde schließlich auf ein privates Grundstück verbracht und war dort das Spielgerät für Kinder. Später wurde nahe der Hütte ein kleiner Parkplatz geschaffen und ein neuer Forstweg errichtet. Dabei war dann die Karosse im Weg und wurde in einer Mulde vergraben.

Puchianer Manfred Haslinger mit dem Wrack.
Puchianer Manfred Haslinger mit dem Wrack.

Nein, kein Grund zur Erregung. Das Teil war ohne Motor, Öl und Schadstoffe in die Grube gefahren. Bloßes Metall. Man könnte sagen: es ging zurück, woher es gekommen ist. Nun aber ein Sammler, der die nötigen Mittel aufwendet, um den Wagen wieder aufzubauen. Es geht um rollendes Kulturgut und ein Stück steirischer Industriegeschichte.

Da hatte ich mich nun mit der Schaufel beteiligt und mit der Maurerkelle hineingekniet, um so ein nützlicher Teil dieser Stunden zu werden. Aber was ich vor allem mitnahm, waren diese Beobachtungen der Holzarbeit, denn in jenen zurückliegenden 50 Jahren hatte sich ein stattlicher Baum auf das Wrack gehockt. Das aufzudröseln erwies sich als knifflige Aufgabe.

Und der Pichler Hubert? Was ich erst später kapiert hab: seine Wirtschaft kannte ich schon. Die Waldmühle nahe dem Ursprung der Raab. Dort hatte ich mit Fotograf Richard Mayr zu tun gehabt, als wir uns mit diesem Fluß befaßt haben. Siehe dazu unser NID-Booklet mit einigen Betrachtungen: Die Raab Da mich auch Stege und Brücken faszinieren, war ich bei der Waldmühle fündig geworden: „Simple Holzbrücke“ (Vom Bohlenweg hergeleitet, Raab).

Erstmals 2025 auf der v@n-site publiziert.

Weiterführend#

  • Raab: Eine Erkundung
  • Was der Holzknecht macht, wird Holzrücken genannt. Ich hab mir von einem Bauernsohn erklären lassen, was da so läuft. Davon gibt es hier einen rund sechsminütigen Videoclip: Holzrücken (Axt, Säge und Sapie)

Die Waldmühle nahe dem Raab-Ursprung.
Die Waldmühle nahe dem Raab-Ursprung.
Jänner 2023: Fotograf Richard Mayr in der Waldmühle.
Jänner 2023: Fotograf Richard Mayr in der Waldmühle.