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Als hätte ich eine Reise gemacht und wäre an einem entlegenen Ort gelandet.
Als hätte ich eine Reise gemacht und wäre an einem entlegenen Ort gelandet.

Ein Schutzraum#

(Notizen zum Biber-Land)#

Von Martin Krusche#

Ich hab nun erstmals eine Biberburg aus der Nähe gesehen. Fotograf Richard Mayr zeigte mir diesen Abschnitt, den ich kurz davor verfehlt hatte, als ich in die andere Richtung abgebogen war, um dem Mitterwiesenbach zu folgen. Das ist jene Zone, wo ich verwundert dachte, winters einen Storch gesehen zu haben, mir einer Bäuerin dann aber erklärte, das sei ein Reiher gewesen. (Ja, ich muß noch viel lernen.)

Nun eine quasi Nische, an der man im Alltag nicht vorbeikommt, fast ein kleiner Kontinent an der Raab. Man muß diesen Bereich schon vorsätzlich suchen. Ich beschreibe die Gesamtsituation hier etwas ausführlicher, weil sich danach thematisch allerhand Verzweigungen ergeben, die ich noch aufblättern will.

Die Berg- und Naturwacht Gleisdorf betreut jenes sogenannte „Biotop Albersdorf“, das ich eben mit Mayr besucht hab. Er ist ein versierter Tierfotograf und sondiert das Terrain, um die Nager gelegentlich fotografieren zu können. Sowas verlangt erhebliche Geduld. Während sogar ich an der Raab schon Nutrias fotografieren konnte, sind Biber nicht so leicht anzutreffen; schon gar nicht am hellen Tag.

Die Spuren ihrer Aktivitäten kann man derzeit besonders gut entdecken. Viel helles Holz vor dunkleren Hintergründen. Ich habe es so verstanden, daß hier ein Rückhaltebecken angelegt wurde, welches über einen kleinen Kanal mit der Raab verbunden ist. Vielleicht gab es da vorher schon ein natürliches Rinnsal, aber was man heute vorfinde, wurde – so vermute ich – hergestellt und teils sich selbst überlassen, teils gepflegt.

Es ist fast, als habe man ein eigenes Tal betreten. Die Natur durfte hier offenbar eher ungestört wirken. So erkläre ich mir das markante Mäandern des Kanals. Selbst in Gleisdorfs Bächen ereignen sich ja solche Verlagerungen von Bachbetten mitten in massiver Verbauung, wenn dafür genug Platz ist. Das Wasser verändert die Landschaft ständig, wenn man es nicht einsperrt.

Richard Mayr an einer der Biber-Rutschen in die Raab.
Richard Mayr an einer der Biber-Rutschen in die Raab.

Alte agrarische Welt, Industrialisierung, urbanes Leben#

Es ist ein gesamt sehr interessanter Teil des Raabtales, so strukturiert, daß man an dieser Passage exemplarisch ablesen kann, wie sich ein Stück unserer Region entwickelt hat. Wenn man auf der Höhe Albersdorf-Prebuch von Norden nach Süden blickt, ist links dieser dörflich geprägte Siedlungsraum, in dem sich längst auch Nischen des urbanen Lebens entwickelt haben.

Das karge Leben von einst und die stellenweise Armut konnten nach dem Zweiten Weltkrieg überwunden werden. Die Gemeinde liegt an der B 64, der Rechberg-Straße. Rechts davon die Bahnlinie nach Weiz. Dann dieser breite Korridor mit großen Ackerflächen und einer vielfältigen Ansiedlung von Industriebetrieben. Das macht ein Netz solider Straßen nötig. So verzahnen sich alte agrarische Welt und Industriemoderne, was unter anderem jene Kommunlasteuern bringt, die ein Dorf materiell gedeihen lassen.

Magna Heavy Stamping liegt zwischen der Frank Stronach-Straße und der Heinz Stoisser-Straße. (Es gibt dort freilich auch einen Magna-Weg.) Mittendrin Frächter Temmel. Folglich verläuft auf dieser Seite des Raabtales zusätzlich eine eigene Bahntrasse, die Zubringerfunktionen hat.

Da ist man der Raab schon nahe. Quer durch das Tal geblickt also: Dorf, Straße, Bahn, Äcker, Bach, Betriebe, Bahn, Straßen, Raab. In etlichen Abschnitten bestehen Kanäle und Rückhaltebecken, um bei Bedarf ankommendes Hochwasser zu kontrollieren. Eine Art „Wassernetzwerk“.

Wo wir uns umgesehen haben, kreuzt die 110 kV-Leitung das Terrain. Eine Verbindung zum Umspannwerk, das man zwischen Albersdorf und Gleisdorf findet. Von so einer Anlage führen Leitungen mit 10 kV und 20 kV Spannung zu all den Trafohäuschen, die Ihnen gelegentlich auffallen könnten. Darin wird dann die hohe Transportspannung für die Haushalte auf 230 Volt Netzspannung heruntergeholt.

Wie ich es schon beschrieben hab, der Mitterwiesenbach verläuft quer durch das Gewerbegebiet, geht auf Gleisdorfer Boden in einen Altarm der Raab über, der ein Stück südlicher in die Raab mündet. (Drum hab ich vorher ein Wassernetzwerk erwähnt, denn all das ist logischerweise verbunden.) Hier waren wir nun ein Stück nördlicher unterwegs. Ich werde einige Details auf weiteren Blättern zeigen.

Vorhin erwähnte Querverweise#

Ich hab gemeinsam mit Richard Mayr ein Buch über Klein- und Flurdenkmäler erarbeitet. Sie finden in unseren „Wegmarken“ einen eigenen Abschnitt über Albersdorf-Prebuch: (Link)
Bild 'nid_logo250'
Im oben erwähnten „Querschnitt durchs Tal“, an dem man die Sozialgeschichte der Region ablesen könne, klingt an, was wir regional auch in einem anderen Zusammenhang bearbeiten. Siehe dazu: „Die Mechanisierung der Welt“!


Bild 'biberland02'
Bild 'biberland03'

Bild 'biberland05'
Bild 'biberland06'

Hier mündet der kleine Kanal in die Raab.
Hier mündet der kleine Kanal in die Raab.