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Vier Erwachsene im Puch-Schammler: geht!
Vier Erwachsene im Puch-Schammler: geht!

Punkt und Pause#

(Die Kulturmaschine und die Nische)#

von Martin Krusche

Mit dieser Session – „Mythos Puch“ - betrachte ich die Gründungsphase unseres „Archipel: Forum für Kunst und Kultur“ als abgeschlossen. Es ist ein weiterer Schritt im Erkunden jener Nische, die ich gegenüber dem Boulevard und der aktuellen „Kulturmaschine“, zu der unser Kulturbetrieb wurde, für wesentlich halte. Damit ist im Augenblick ein Punkt gesetzt, der nach einer Pause verlangt, einer Nacheenkpause.

Manch Menschen zeigten sich verwundert, daß wir für drei Tage Ausstellungsdauer eine Woche Aufbauarbeit und mehrere Wochen an Vorbereitungen eingesetzt haben. Das hat zwei sehr wesentliche Gründe. Erstens muß ein Statement was taugen, ganz egal, wie lange es dann im Raum besteht. Das verlangt solide Arbeit. Auch für bloß drei Tage. Zweitens braucht man abseits des Landeszentrums sehr gute Gründe, eine Ausstellung etwa vier bis acht Wochen offen zu halten und zu betreuen. Damit wäre die Grundsituation skizziert.

Dazu kommt eine Ebene, die für das Publikum nicht offensichtlich ist. Dabei sehe ich ebenfalls zwei vorrangige Punkte. Erstens waren in diesen drei Tagen Begegnungen und vertiefende Gespräche möglich, aus denen sich weiterführende Projekt-Arbeit ergibt und einige nächste Kulturereignisse schon abzeichnen.

Zweitens ist das eine Möglichkeit, sich Partnerinnen und Partnern für zukünftige Kooperationen zu empfehlen. Durch die Qualität der Schau und die Art der Umsetzung. Das bedeutet in unserem Fall überdies, wir haben mit einem konkreten Beispiel völlige Autonomie demonstriert.

„Mythos Puch #10“ ist zur Gänze unsere eigene Leistung, basierend auf unseren eigenen Ressourcen, erweitert um das, was uns Sammler und Kooperationspartner anvertraut haben. Das halte ich für wesentlich, um einen kulturpolitischen Status quo zu markieren.

Die alte Poststaion in Gleisdorf.
Die alte Poststaion in Gleisdorf.

Ich hatte für den Archipel drei Ereignis-Ebenen definiert, wonach dies nun eine Mischung aus Ebene I und Ebene II war; in einem Modus, der es uns immer ermöglicht, aktiv und sichtbar zu bleiben. Und zwar völlig unabhängig von der kulturpolitische Situation der Stadt oder des Landes. (Sieh dazu unten den Link „Die drei archipelischen Ebenen“.)

Außerdem geht es um einige grundlegende Genre-Fragen, die hier implizit behandelt wurden. Ich vermisse im laufenden Betrieb bis heute eine Beachtung dessen, was Kulturwissenschafter Hermann Bausinger als eine „Volkskultur in der technischen Welt“ bearbeitet und beschrieben hat. Wir bearbeiten dieses Thema.

Vor dem Hintergrund, daß die Mehrheit meiner Branche recht widerspruchslos hingenommen hat, wie steirisches Kulturgeschehen in einem Bericht über eine recht teure Serie von Konferenzen mit einem völlig unzeitgemäßen Begriffs-Trio zusammengefaßt wurde: 600 Akteur:innen aus „Volkskultur“, „Hochkultur“ und „freier Szene“. (Das ist voriges Jahrhundert!)

Bei all dem blieb aus meiner Sicht ziemlich ungeklärt, was genau jemand meint, wenn jemand aus Politik und/oder Verwaltung heute das Genre Volkskultur betont. Diese Art der Nutzung trüber Kategorien wird auch dadurch deutlich, daß über die Steiermark aktuell verlautbart wurde, dies sei ein Land „zwischen Tradition und Moderne“. Das grenzt schon an Obskurantismus. (Sie wissen aber schon, daß selbst die Postmoderne längst Geschichte des vorigen Jahrhunderts ist?)

Wir sollten jenseits solcher Schlamperei darüber reden können, wie auf dem Weg in die Vierte Industrielle Revolution und über die inzwischen gängige Medienstützung aus dem heimischen Kulturbetrieb eine Art Kulturmaschine wurde. Daran ist vor allem die umfassende Enthierarchisierung der Kulturformate bemerkenswert und neu. Darauf werde ich hier noch zurückkommen…

Weiterführend#