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Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt - Weihnachtskrippen in Österreich#

Eine Bilderserie durch die stillste Zeit im Jahr#

Von Ernst Lanz

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Was ist eigentlich eine Weihnachtskrippe? Sie ist eine figürliche Darstellung der Geburt Christi (Lukas-Evangelium) oder weiterer Szenen innerhalb einer Modellandschaft Betlehems. Beginnend mit der Bilderwelt der Adventszeit – Herberg-Suche, Verkündigung an die Hirten – verbunden mit dem Erscheinen der Heiligen Drei Könige (Matthäus-Evangelium). Schon seit dem 12. Jahrhundert wurde eine Nachbildung des Christkinds (Holz oder Wachs) in einer Wiege (Krippe) in der Liturgie eingesetzt (Stift Reichersberg, Oberösterreich). In Spielszenen mit Wiegenliedern und Gebeten agierten Mönche und Laien. In Nonnenklöstern blieb dieser Brauch erhalten. Trotz Kritik hielt das begeisterungsfähige Volk daran fest. Das Kindelwiegen wurde zur ideellen Vorform der Weihnachtskrippe. Und diese hatte ihre Ursprünge in Italien.
Franz von Assisi bietet mit seinen Ordensbrüdern ein Krippenspiel. Er legt ein Kind in die Krippe. An deren Seite unten Ochse und Esel
Legendenhafte Darstellung einer Einrichtung einer Krippe durch Franz von Assisi. Giotto di Bondone, 1295; Basilica San Francesco in Assisi - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Franz von Assisi versuchte mittels einem Krippenspiel (Menschen und Tiere) in einer Stallhöhle den ungebildeten Gläubigen das Geschehen während einer Messe zu vermitteln (Greccio, 1223). Noch Ende des 13. Jahrhunderts schuf der angesehenen italienische Bildhauer Arnolfo di Cambio für die römische Basilika Santa Maria di Maggiore Figuren, bestehend aus Maria mit Kind, den Joseph; dazu die drei Könige und natürlich Rind und Esel. Cambio meißelte sie aus Alabaster und als der Antike verpflichtende kraftvolle Hochreliefs, die offenbar in der Sakralarchitektur eingearbeitet waren. Sie waren auch kein direktes Vorbild für die Weihnachtskrippe, aber die Machart nahm schon viele Eigenheit vorweg.
Hl. Familie; rechts drei Könige; links Rind und Esel
Arnolfo di Cambio: Alabasterfiguren Hl. Familie; drei Könige; Rind und Esel; 1288/1291; Museum in der Basilika Santa Maria di Maggiore, Rom - Ausschnitt-Foto: Stefana Bolognini (25.12.2008), Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Im Verlauf der Gegenreformation versuchten Jesuiten, Serviten und Franziskaner der Bevölkerung mittels anschaulicher figürlicher Szenen die Weihnachtsbegebenheit – aber auch die vorösterliche Passion – nahezubringen. In der Prager Jesuitenkirche St. Klement befand sich die erste Weihnachtskrippe nördlich der Alpen (1562). Sie wurde von den Gläubigen bewundert. Das Krippenbrauchtum ging nach Süddeutschland weiter und darüber hinaus. In der Zeit der Aufklärung brachten weder Maria Theresia und Joseph II. keinerlei Verständnis für das Krippenaufstellen in den Gotteshäusern auf. Das Volk ignorierte das Verbot und brachte diesen Brauch in seinen privaten Räumlichkeiten unter. Seither schufen Holzschnitzer, besonders in Südtirol, beeindruckende Kleinode. Das Bürgertum liebte die Weihnachtskrippe und später kam noch der Weihnachtsbaum hinzu. Die Krippe und der Christbaum sind die Sinnzeichen des Festes aller Feste.
Kulturwissenschaftler sehen in der Krippe ein "eingefrorenes" bzw. erstarrtes Bild. Allerdings wird dieses fixierte Ereignis, wenn wir darüber nachdenken, in Lebendigkeit versetzt. Vergleichbar einem Erinnerungsfotos, über dessen Inhalt wir uns einfach wieder vergegenwärtigen.
In der Religion ist eine Weihnachtskrippe eine anschauliche Darstellung der Geburt Christi im Stall von Bethlehem. Die Geburt eines Kindes ist immer ein Wunder. Und es bedeutet Hoffnung ...
Die Hauptakteure sind das Jesuskind, Maria und Joseph.
Der Engel der Verkündigung. Die Hirten verkörpern das arme Volk. Im Gegensatz dazu sind die drei Magier aus dem Morgenland die Sinngestalten für Wissenschaften, politische Führer sowie Menschenalter und Kontinente. Im Stall harren das Rind und der Esel. Sie kamen erst viel später in die Szenerie, denn ihre Anwesenheit spielt einige alttestamentarische Überlieferungen an: Beharren am Gesetz und kulturelle Erstarrung - zur Erinnerung: Jesus wird als Prediger neue Maßstäbe setzen.
Die Weihnachtskrippe ist generell ein Kunstwerk, gleichgültig welcher Machart, geschaffen aus innigster Religiösität und dem Willen uns die Anfänge Jesu nahezubringen. Seine weitere Lebens- und Wirkungsgeschichte ist bekannt und weist zum österlichen Auferstehungsgedanken hin.

Es gibt bei uns in Österreich verschiedenen Arten von Krippen. Dominant sind Alpenländische und Orientalische Krippen. Sie können noch unterschieden werden. Die Beschaffenheit reicht von der Höhle, dann Ruine bis zur Stallszenerie. Die bildhauerische Umsetzung umfasst Reliefkrippen bis zur mechanischen Krippe. Das Material für Kulisse und Figuren Stein, Holz, Papier, Metall ...


In einer Weihnachtskrippe gibt es sehr viel Symbolik.
Ochs und Esel verkörperten seit den dritten und vierten Jahrhundert Unbeweglichkeit und Starrsinn, besonders in religiösen und kulturellen Fragen. (siehe Altes Testament: Jesaja 1, 3; 800-700 v. Chr.[?]) Ursächlich ist das auf die offizielle Verwendung der - heute bekannten - Bibel zurückzuführen.
Jesus wird als Prediger die Beziehung zu Gott intensiver vertiefen.
Allerdings wurde in den überlieferten Weihnachtsgeschichten (Lukas 2, 1-20; Matthäus 2, 1-23) von den beiden Tieren nichts berichtet. Allerhöchstens vom Stall mit der Futterkrippe, in die der Sohn Gottes gelegt worden war.
Es gibt oft drollige Darstellungen beider an der Jesuskrippe dreinblickenden Rind und Esel. Der eine diente seit langen Zeiten in der Landwirtschaft als Zugtier und der andere als Reit- und Lasttier; allgemein stammte dieser vom Afrikanischen Esel ab.
Der erhöht befindliche Engel mit dem Schriftband IN GLORIA EXCELSIS DEO weist auf die Begegnung mit den Hirten auf dem Feld an. Es waren die ärmeren, die das Recht bekamen, Jesus kennenzulernen und ihm zu huldigen. Dabei sind Schafe und Lämmer (Im alten Judentum dienten sie als Opfertiere). Danach erschienen die Magier (oder Könige. Wer sie waren, darüber schweigt das Neue Testament.) Sie werden zur Interpretation der Lebensalter, der Weltgegenden, weltlichen Führer und Wissenschaften. Die Geschenke, die sie der Heiligen Familie überlassen: Weihrauch, Gold und Myrrhe verraten schon in Ansätzen den weiteren Lebensweg Jesus von Nazareth. Der Stall befindet sich eher als Ruinenarchitektur im Orient - oder (unkorrekt) im alpenländischen Raum. Weil das Wunder im Winter zur dunkelsten und kältesten Zeit geschah, gibt es auch Krippen, die vom weißen Schnee überdeckt sind. Manchmal wird das Geschehen auch nur in unsere Gegenwart übertragen. Die Herberg-Suche ist eines der dramatischen Szenen. Allzu gut werden wir dabei an das Los vieler Flüchtlinge erinnert.
Die Stallruine, oft mit altertümlichen Säulen, könnte den sittlichen und geistigen Verfall im Römischen Reich, das über Judäa herrschte, ansprechen.
Wie zeit- und raumungebunden agiert die Weihnachtskrippe. Manchmal ein Spiegelbild unsere eigenen Familien mit all ihren Problemen. Jesus kam in völlig einfachen Verhältnissen zur Welt, und das sagt schon alles. Vielleicht sollte die Weihnachtskrippe, ob wir nun gläubig sind oder nicht, nur daran erinnern, dass ganz große Ereignisse eher unspektakulär anfangen.

Bilderserie
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Was die technischen, kultur- und kunsthistorischen Angaben zu den einzelnen Objekten betrifft, erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie sind Kleinode, die in Kirchen zur Weihnachtszeit aufgestellt sind. Dann gibt welche, die als adventliches Beiwerk an öffentlichen Plätzen zu erblicken gilt und auch diejenigen in Museen.
Es ist nur eine Auswahl. Wichtig ist nur ...

Begeben wir uns auf die "Kripperlroas" durch Österreich.


Weiterführendes und zum Nachlesen

Allgemein

  • Rudolf Berliner: Die Weihnachtskrippe. München 1955 (Überzeitliches Standartwerk!)
  • Franz Grieshofer (Hrsg.): Krippen. Geschichte - Museen - Krippenfreunde. Innsbruck - Frankfurt am Main 1987 (Bildband, Überblick)

Ernst Lanz 2022-2023