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Bretterkrippe#

Bretterkrippe

Eintragung in die Chronik der Pfarre Lichtental, 1745 betr. Anschaffung der Bretterkrippe

Neben Kirchenkrippen mit plastischen Figuren waren Ende des 18. Jahrhunderts in Bayern und Westösterreich Bretterkrippen beliebt. Es handelt sich um große, auf Holztafeln gemalte Figuren und Figurengruppen mit ausgeschnittenen Konturen. Die Flachkrippen konnten als "heiliges Theater" kulissenartig erweitert werden, ohne viel Platz zu beanspruchen. Durch künstlerische Beherrschung der Perspektive erzielte die barocke Illusionskunst dreidimensionale Effekte. Etliche Bretterkrippen sind in Franziskanerklöstern in Tirol anzutreffen, wobei jene in Hall und Reutte (beide vom Kunstmaler Franz Hueber 1738 angefertigt) die ältesten sein dürften. Da nach der Überlieferung Franz von Assisi als Vater der Krippen gilt - er veranstaltete 1223 ein Krippenspiel im Wald von Greccio - hatte sein Orden eine besondere Beziehung zur Darstellung des Weihnachtsgeschehens. Für die Franziskanerkirche in Schwaz (Tirol) schuf der bekannte Schwazer Barockmaler Christoph Anton Mayr (1720–1751) eine lebensgroße Bretterkrippe und eine Ganzjahreskrippe aus Karton. Der selbe Künstler fertigte auch eine Wechselkrippe mit drei Darstellungen für die Peter-und-Paul-Kirche in Telfs an. Die Krippe im Kapuzinerkloster Imst stammt vom akad. Maler Franz Seelos (+ 1962). 

Historische Stücke in Wien sind die Weihnachts-Bretterkrippe in der Pfarrkirche Lichtental, Wien 9, und jene der Pfarrkirche Mariabrunn, Wien 14. Die Lichtentaler Pfarrchronik des Jahres 1745 schreibt, dass "ein schönes Krippel verfertigt und über dem Tabernakel des Hochaltares aufgestellt" wurde. Die drei Figurengruppen "Anbetung der Hirten", "Beschneidung" und "Anbetung der Könige" wurden vom bürgerlichen Maler Gottfried Straß aus der Leopoldstadt gemalt und vom Lichtentaler Tischler Peter Ramsperger ausgeschnitten. Die Kosten betrugen 26 Gulden (Zum Vergleich: Der Jahreslohn eines Kirchendieners betrug damals 20 Gulden). Das Kunstwerk galt als verschollen und wurde anlässlich einer Ausstellung von Prof. Alfred Wolf auf dem Kirchendachboden entdeckt. Seit 1978 in der Weihnachtszeit wieder aufgestellt, wurde es 2007 restauriert. 

Bild 'Bretterkrippe2'
Bild 'Bretterlrippe1'
Bild 'Bretterkrippe3'

In Mariabrunn gab es eine Wechselkrippe, von der die barocken Darstellungen der Fastenzeit - Abendmahl, Judaskuss, Jesus am Ölberg - erhalten blieben. In Anlehnung an die Darstellungen aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden 1997 die Weihnachtsszenen rekonstruiert. Der böhmische Künstler Ferenc Borsodi fertigte ein Konturensägebild in Öltechnik mit Maria, Jesus und einem Engel, ein zweites mit Josef. Hirten, Schafe und die heiligen drei Könige sind Versatzstücke. Die Tafeln werden dem Kirchenjahr entsprechend im Heiligen Theater in der Wies-Kapelle der Wallfahrtskirche eingebaut.

Bei Wegkreuzen findet man häufig die Christusfigur auf Metall gemalt und mit ausgeschnittenen Konturen (Blechschnitt, Blechscheibencorpus).

Bild 'Bretterkrippe4'

Die einfache und effektvolle Art der Brettfiguren wird auch für die Werbung genutzt, früher bei Restaurants (Koch mit Speisentafel), neuerdings in Einkaufszentren. Polizistenfiguren sollten an Tempolimits erinnern.

Neue Aktualität erhielten die "Papp-Kameraden" und "Starschnitte" im Zuge der Covid-19-Pandemie 2020. Da die Besucherzahlen bei Veranstaltungen limitiert waren oder auf Publikum verzichtet werden musste, standen oder saßen Brettfiguren als "künstliche Fans" im Zuschauerraum. Zeitungen berichteten dies von der Verleihung der Emmy Awards in den USA und bei Fußballspielen der deutschen Bundesliga.


Quellen: 
Informationen der Pfarren Lichtental und Mariabrunn
"Kurier" 19.4. und 22.9.2020

Bilder:
"Anbetung der Hirten" der Lichtentaler Bretterkrippe, 1745, vor der Restaurierung
Lichtentaler Bretterkrippe: Eintragung in der Pfarrchronik, 1745
Lichtentaler Bretterkrippe nach der Restaurierung. Foto: Doris Wolf 2012
Brettfiguren zur Werbung, Wiener Westbahnhof, Foto Doris Wolf 2012


Siehe auch:
--> Heimatlexikon


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