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Fastenzeit #

Fastenkrippe von Arnold Lobisser, Hallstatt. Foto: Alfred Wolf, 2002

Verhülltes Kreuz in der Piaristenkirche, Wien 8. Foto: Doris Wolf, 2013

Die Fastenzeit (Quadragesima, österliche Bußzeit) beginnt am Aschermittwoch und endet (vom Zweiten Vatikanum so definiert) mit der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag. Die 40 Tage der Fastenzeit sind symbolisch zu verstehen. Einschließlich der Sonntage (die keine Fasttage waren) dauert sie 46 Tage. Sie haben einen mehrfachen biblischen Hintergrund: 40 Jahre wanderten die Israeliten durch die Wüste (Jos 5,6) 40 Tage dauerte die Sintflut (Gen 7,4), hielt sich Moses auf dem Sinai auf (Ex 34,28), war der Prophet Elija zum Horeb unterwegs (1 Kön 19,8) und blieb Jesus in der Wüste (Mt 4,2). Im evangelischen Bereich heißen die 40 Tage Passionszeit, die Sonntage tragen lateinische Namen: Invokavit, Reminiszere, Okuli, Lätare, Judika, sowie Palmsonntag. Seit dem 11. Jahrhundert war es üblich, von Aschermittwoch bis zur Karwoche den Altar mit einem großen, schwarzen oder violetten Fastentuch zu verhüllen.


Die vorösterliche Bußzeit hatte von Anfang an eine soziale Komponente: Was man durch Fasten ersparte, gab man den Armen. Im 2. Jahrhundert nahmen die Christen am Karfreitag und Karsamstag überhaupt keine Speisen und Getränke zu sich. Nach dem Konzil von Nicäa (325) aßen sie während der 40 Tage vor Ostern nur am Abend und genossen weder Wein noch Fleisch. Teilweise waren auch Eier, die man für flüssiges Fleisch hielt, und Milchprodukte verboten. Derzeit sind nur noch Aschermittwoch und Karfreitag Fast- und Abstinenztage. Katholiken ab dem 14. Lebensjahr durften keine Fleischspeisen genießen, für 18- bis 60-Jährige galt außerdem die einmalige Sättigung. Klassische Fastenspeisen waren Fische und Brezel, wie das berühmte Gemälde "Kampf zwischen Fasching und Fasten" von Pieter Breughel d. Ä. (1520-1569) im Wiener Kunsthistorischen Museum zeigt. Vor der Entwicklung der Kühltransporte waren Kabeljau (als Stockfisch getrocknet) und Hering die einzigen Meeresfische, die in Binnenländer exportiert werden konnten. Man salzte die Heringe ein und verfrachtete sie in Fässern. Süßwasserfische blieben den oberen Ständen vorbehalten, denn Jagd und Fischerei waren Herrenrechte. Klöster hatten ihre eigenen Fischteiche. Fastenbrezel, salzige Laugenbrezel, waren lang haltbar. Ihre Form soll an verschränkte Arme als Gebetshaltung erinnern. Ratscher erhielten solche Brezel als Lohn. In Salzburg vertrieb ein Wanderhändler die "Fastenbrezen", bei der Fastendult konnte man sie vielen Ständen kaufen. Man erwarb sie auch nach der Osterbeichte und brachte sie mit heim. Selbst buk man sie zwischen Aschermittwoch und Palmsamstag. Im Land Salzburg war der 3. März (Kunigundentag) der Tag der Brezenspende. Das Gebäck diente auch als Einlage in eine Fastensuppe (Brezensuppe) und als Behang von Palmbuschen.

Fastenbaum in der Donaucity-Kirche, Wien 22. Foto: Doris Wolf, 2011

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird zu individuellen Fastenopfern aufgerufen, wie zum "Autofasten" (2024 im 20. Jahr). Schon seit 1958 besteht die Aktion Familienfasttag der katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö).

Ein anderer neuer Brauch ist der "Fastenbaum", wie in der Wiener Donaucity-Kirche. Die Besucher sind eingeladen, ihre Fastenvorsätze auf Zettel zu schreiben, die sie an einem kahlen Ast im Altarraum aufhängen.

Fastenkrippe am Alt-Wiener Ostermarkt. Foto: Doris Wolf, 2015

Analog zu den Weihnachtskrippen gibt es Fastenkrippen, die mit vielen Figuren die Stationen der Passion schildern. Man findet sie besonders in Nord- und Südtirol und Bayern in Kirchen, Haushalten und Museen. Beim Alt-Wiener Ostermarkt auf der Freyung wurde eine Fastenkrippe aus Tirol (von Philipp Schumann) stark vergrößert gemalt, sodass sie von der Straße her eindrucksvoll zu sehen ist. Die Pfarre Hausleiten - St.Agatha (NÖ) hat 2015 eine Fastenkrippe angeschafft, die im Rahmen eines Festgottesdienstes am Sonntag Laetare Weihbischof Helmut Krätzl segnete.

Nur wenige Kirchen passen ihren Raumschmuck der Fest- bzw. Fastenzeit an. Ein hervorragendes Beispiel bot 2014 die Servitenkirche, Wien 9, wo ein Meisterflorist die Gestaltung übernahm. Die Symbolik der Dornenzweige in der Karwoche sprach unmittelbar an. Eine Gruppe der Pfarrgemeinde verfertigte ein neues Fastentuch.

Bild 'Fasten1'
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Quellen:
Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. München 1994. S. 105, 109 f.
Kurt Lorz: Fasten- Osterkrippen, in: SammlerJournal. Schwäbisch Hall 1984. S. 434 f.
Ludwig A. Veit: Volksfrommes Brauchtum und Kirche im deutschen Mittelalter. Freiburg/Br. 1936. S. 93, 122 f.
Helga Maria Wolf: Österreichische Feste & Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S. 61 f.
Karl Zinnburg: Salzburger Volksbräuche. Salzburg 1972
Kfbö 2021 publiziert 19.2.2021

Bilder:
Fastenkrippe von Arnold Lobisser, Hallstatt. Foto: Alfred Wolf,2002
Fastenbaum in der Donaucity-Kirche, Wien 22. Foto: Doris Wolf, 2011
Verhülltes Kreuz in der Piaristenkirche, Wien 8. Foto: Doris Wolf, 2013
Fastenkrippe am Alt-Wiener Ostermarkt. Foto: Doris Wolf, 2015
Gestecke zur Fastenzeit von e. bosco Blumen und Fastentuch in der Servitenkirche, Wien 9. Foto: Doris Wolf, 2014


Siehe auch:

--> Essay Fastenzeit und Osterfest
--> Essay Fastenzeit
--> Fastenspeisen
--> Heimatlexikon
Fastenzeit in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015jetzt im Buch blättern