Rorate#
Mit dem Advent - möglicherweise seit dem Konzil von Ephesus (431) - entwickelte sich die Roratemesse als Votivmesse zu Ehren der Gottesmutter Maria. Die Bezeichnung leitet sich von dem als Kirchenlied bekannten Vers „Tauet, Himmel von oben! Ihr Wolken regnet den Gerechten“ (Jes 45,8) - ab. Roratemessen wurden an den Samstagen, mancherorts an allen Werktagen des Advents bis zum 16. Dezember, am zeitigen Morgen gefeiert, früher bei Kerzenlicht und ausgesetztem Allerheiligstem oder mit sakramentalem Segen.
Man nannte die Rorate Engelamt, nach dem Evangelium von der Verheißung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel (Lk 1,26-38). Viele Gläubige versprachen sich von der feierlichen „goldenen Messe“ besondere Wirksamkeit. Romantische Erinnerungen knüpfen sich an den ländlichen Kirchgang zu ungewohnter Stunde. Man erzählt vom Weg durch den Schnee beim Schein der Laternen und der Messe, die im Licht der Kerzen am Altar und der von den Gläubigen mitgebrachten Wachsstöcke, die in den Bänken leuchteten, stattfand. Zur Popularität trugen die liturgischen Spiele der Verkündigungsszene bei, die in der Barockzeit beliebt und in der Aufklärung verpönt waren.
Quellen:
Rupert Berger: Neues pastoralliturgisches Handlexikon. Freiburg 1999. S. 452
Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur & Geschichte. Wien 2005. S. 30 f.
Bild:
Philipp Schumacher: "Der Engel Gabriel verkündet Maria ..." Aus: Wilhelm Pichler, Katholisches Religionsbüchlein. Wien 1913
Siehe auch:
Heimatlexikon Rorate in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015