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Advent #

Foto: Alfred Wolf, 1961

Der Advent (lat. adventus - Ankunft), Zeit der Ankunft Christi, dient der Vorbereitung auf Weihnachten. Eine Wurzel führt zum Konzil von Ephesus (431), das die Gottesmutterschaft Mariens behandelte, die andere im 6. Jahrhundert nach Gallien. Mehrere Wochen sollte man sich auf das Kommen des Erlösers mit Fasten und guten Werken vorbereiten. Anfangs umfasste die Bußzeit vor Weihnachten 40 Tage, wie die Fastenzeit vor Ostern. Wo die Liturgie im Ambrosianischen Ritus gefeiert wird, wie in Mailand, dauert die Adventzeit noch heute sechs Wochen. Papst Gregor der Große (590-604) beschränkte die Dauer auf vier Wochen. Seither beginnt der Advent am vierten Sonntag vor dem ersten Weihnachtstag (25. Dezember). Der Beginn der Festzeit liegt zwischen 27. November und 3. Dezember. Daher kann sie zwischen 22 und 28 Tage lang dauern. Beim "Straßburger Adventstreit" setzte Kaiser Konrad II. auf einer Synode im Kloster Limburg am 3. Dezember 1038 durch, dass sich der Advent nicht verlängert, wenn der vierte Advent und der Heilige Abend auf einen Tag zusammenfallen. In Jahren, in denen der erste Weihnachtstag auf einen Montag fällt, wird der Heilige Abend als vierter Adventsonntag gezählt; mit der Vesper beginnt dann das Weihnachtsfest. Bis 1917 galt der Advent als Fastenzeit.

Gallien betonte die Ankunft in Herrlichkeit: Gregor von Tours (+ 490) forderte Fasten an drei Tagen pro Woche zwischen St. Martin (11.11.) und Weihnachten (ursprüngliche Vorbereitungszeit auf Taufe an Epiphanie: 8 Wochen x 5 Fasttage = 40 Fasttage). Irische Missionare stellen die endzeitliche Erwartung in den Vordergrund: Buß-und Fastenzeit ohne Gloria und Halleluja .
Rom betonte die "Ankunft im Fleisch" in Betlehem. Dort ist Advent ist Mitte des 6. Jh. spätestens bezeugt mit 4 Adventssonntagen zur Vorbereitung auf Weihnachten. Im 12. Jahrhundert wird die endzeitliche Erwartung, aber kein Fasten.

Für die Liturgie von Interesse sind die O-Antiphonen (17.-23. Dezember) O Sapientia (Weisheit) - O Adonai (Herr) - O Radix Jesse (Wurzel Jesse) - O Clavis David (Schlüssel Davids) - O Oriens (Morgenstern)- O Rex gentium (König der Völker) - O Emmanuel (Immanuel) - Von hinten zu lesen "Ero cras" (= Morgen werde ich da sein). Sie sind biblisch geprägt, gewoben aus meist alttestamentlichen Schrifttexten, verstanden in einer messianischen Ausrichtung. Der Grundstock dürfte ins 7. Jh. zurückreichen und römischer Provenienz sein. Früher als Magnifikat-Antiphon (Vesper/Abendgebet), seit Liturgiereform auch als Halleluja-Vers.

Im Stadtbild ist unübersehbar, dass ein großes Fest bevorsteht. Dekorationen in Parkanlagen, Lichterketten an Häusern, Geschäften und in Einkaufsstraßen haben sich als temporäre Elemente auch in kleineren Orten durchgesetzt. Seit 1992 schmückt Familie Tirok in Wagram (Niederösterreich), Haus und Garten mit mehr als 166.000 Lichtern. In Sulzriegel im Südburgenland dekoriert Sabine Gollnhuber ihr Haus mit 700.000 Lichtern, was das örtliche Stromnetz schon an seine Grenzen gebraht hat. Dazu kommen 280 aufblasbare Figuren, eine der größten derartigen Sammlungen in Europa. Für Wien gilt: Wenn Lichterketten etc. von Mietern an Fassaden und Balkonen angebracht werden, müssen sie um 22 Uhr erlöschen, sturmsicher befestigt sein und dürfen keine religiösen Symbole - wie Kreuze - enthalten. In den Wiener Einaufsstraßen erstrahlt die Weihnachtsbeleuchtung. Zu 85 Prozent bestand sie aus LED- und Energiesparlampen. Im Graben brennen die "Luster", die Rotentumstraße ist mit roten, die Josefstädter Straße mit blauen Kugeln dekoriert. Die Tuchlauben in der City erhielt "Baldachine", sechs 30 m lange Lichterdächer.

In Neustift am Walde (Wien 19) schmückt die Apotheke auf Anregung des Vereins "Denkmal" seit einigen Jahren ein Adventfenster. Am Abend des 5. Dezember 2024 wird zu Punsch und Kuchen eingeladen.

Der Weihnachtsfestkreis erinnert an den österlichen: In den Wochen vor dem Fest, einer "geschlossenen Zeit", waren Tanz und Hochzeitsfeste verboten. Im Gottesdienst entfällt das Gloria. Der rosa Sonntag (Laetare) findet sein Gegenstück im 3. Adventsonntag (Gaudete). Zu Ostern feiern die Gläubigen das Triduum (Gründonnerstag-Abend/Karfreitag, Karsamstag/Osternacht, Ostersonntag), zu Weihnachten drei Messen. Die drei Weihnachtsmessen entstanden aus der römischen Stationsliturgie. Die älteste war die Weihnachtsmesse am Tag (in St. Peter) Die Messtexte betonen die Menschwerdung Christi. Später folgten die Mitternachtsmesse in S. Maria Maggiore – Christmette (von Matutin - nächtliches Stundengebet), und die Weihnachtsmesse am Morgen („Hirtenmesse“) Auf dem Rückweg nach St. Peter feierte in Sant’Anastasia mit den byzantinischen Christen, die ihr Patronatsfest am 25.12. begingen. In der Osternacht, wie in der Christmette, besingen sie die Heilige Nacht. Beiden Hochfesten folgen eine Oktav(Weißer Sonntag - Neujahr), eine Festzeit (sieben bzw. zwei Wochen) und ein Schlussfest Pfingsten - früher Darstellung des Herrn / Maria Lichtmess). Schließlich waren beide Kirchenfeste wichtige weltliche Rechtstermine für Pacht, Zins und Dienstbotenwechsel.


Quellen:
Hermann Bausinger: Adventskranz. Würzburg 1977 Hermann Kirchhoff: Christliches Brauchtum im Jahreskreis. München 1990. S.17
Theodor Schnitzler: Kirchenjahr und Brauchtum neu entdeckt. Freiburg/Br. 1977. S. 14
Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur & Geschichte. Wien 2005. S. 17 f
"Kurier" 21.11.2021
OTS-Aussendung der Wirtschaftskammer Wien, 9.11.2021
"oe 24", 5.12.2022
Geistliche Einführung in die Liturgie der Advent- und Weihnachtszeit. Vortrag von Prof. Dr. Marco Benigni, Veranstaltet vom Pius-Parsch-Institut Klosterneuburg und dem Deutschen Liturgischen Institut Trier, am 30.11.2024

Bild:
Adventkranz, Wien 1961 Foto: Alfred Wolf


Siehe auch:
--> Essay "Ein Lichtlein brennt"
--> Essay "Gefühlte Zeit"
--> Heimatlexikon
Advent in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015jetzt im Buch blättern


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