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Rosenkranz#

Rosenkranz

Gebetshäufung ist ein charakteristisches Phänomen für religiöses Verhalten. Magische Beschwörungsgesten mögen ebenso mitspielen, wie die Vorstellung der Verdienstmaximierung durch gesteigerte Gebetsleistung. Beides trifft wohl auch auf die katholische Variante, das Rosenkranzgebet, zu. Seine entscheidende Entwicklung erfolgte, als sich die Ordnungen des Mittelalters in Kirche und Gesellschaft aufzulösen begannen. Das Gebet ermöglichte den Gläubigen persönliche Frömmigkeitsübung und war zugleich ein gemeinschaftsstiftendes Element in der Kirche. 

Nach verschiedenen Vorläufern gilt der Trierer Kartäuser Dominikus von Preußen (+ 1460) - nicht wie oft behauptet wird der hl. Dominikus (1170-1221) - als Erfinder. Er fasste die Ereignisse des Lebens Jesu in 50 Sätzen (Clausulae) zusammen, die er an den - damals allein üblichen - ersten Teil des Ave Maria anschloss. Durch Reduktion auf 15 "Geheimnisse" und Gliederung in Zehnergruppen entstand der heutige Rosenkranz. Seit 2002 gibt es – in Fünfergruppen aufgeteilt – zwanzig offizielle Formulierungen für die Geheimnisse des freudenreichen, schmerzhaften, glorreichen, und neuerdings des lichtreichen Rosenkranzes. Die Gebetsreihung umrahmt die "Gesätze" mit je einem Vaterunser, zehn Ave Maria und einem "Ehre sei dem Vater". Voraus geht die Einleitung mit einem Glaubensbekenntnis, einem Vaterunser und drei Ave Maria. Deren Beifügung mit der Bitte um Glaube, Hoffnung, Liebe entstand nach dem Tridentinischen Konzil (1545-1563). 

Parallel zum  Gebet entwickelte sich die Gebetszählschnur als eines der am meisten verwendeten Kultgeräte der katholischen Bevölkerung - und in der Gegenreformation sichtbares Zeichen der Konfessionsverschiedenheit. Die Paternostermacher, ein zünftisches Gewerbe, verarbeiteten Holz, Metall, Knochen, Perlen und Edelsteine sowie Materialien, denen man amuletthafte Wirkungen zusprach, wie Natternwirbel oder Korallen, zu Rosenkränzen. Sie dienten als Geschenk zur Erstkommunion und Firmung, Wallfahrtsandenken, Schmuck, Votiv- und Liebesgabe. 

Der Oktober gilt seit Papst Leo XIII. (1810-1903) als Rosenkranzmonat. Doch auch während des Jahres versammeln sich Gläubige vor dem Gottesdienst zum gemeinsamen Gebet. Dabei ist es üblich, nach wöchentlichem Rhythmus in einem bestimmten Schema zu beten. Durch das Beten eines vollständigen Rosenkranzes in der Kirche oder in der Gemeinschaft vor dem Allerheiligsten kann man täglich einen vollkommenen Ablass gewinnen, wenn man die Voraussetzungen (Beichte und Kommunion) erfüllt. 1947 gründete der Franziskanerpater Petrus Pavlicek (1902-1982) den „Rosenkranz-Sühnekreuzzug um den Frieden in der Welt", der 2022 sein 75-Jahr-Jubiläum feierte. Inzwischen zählt die Gebetsgemeinschaft mehr als zwei Millionen Mitglieder in 132 Ländern. In Wien hält sie alljährlich die Maria-Namen-Feier mit Rosenkranzgebet und Eucharistiefeier mit Predigt des Erzbischofs. Das "Glaubensfest" wurde bis 2011 in der Stadthalle gefeiert, seither findet es im Stephansdom statt. Für der Gründer läuft seit 2001 in Rom der Seligsprechungsprozess.


Quellen: 
Rupert Berger: Neues Pastoralliturgisches Handlexikon. Freiburg/Br. 1999. S. 454 f.
Manfred Brauneck: Religiöse Volkskunst. Köln 1979. S. 240 f
Edelsteine, Himmelsschnüre, Rosenkränze und Gebetsketten Salzburg 2010
Wikipedia: Rosenkranz (Stand 3.3.2024)
Rosenkranz-Sühnekreuzzug

Bild: 
"Heiliger Rosenkranz". Kleines Andachtsbild, 19. Jahrhundert. Gemeinfrei


Siehe auch:
--> Alltagsreligiosität

Rosenkranz in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015jetzt im Buch blättern


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