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Stein#

Steine aus Ambras

Edelsteine sind Schmucksteine, die drei Kriterien erfüllen: Seltenheit, Mohshärte über 7 (Edelsteinhärte), Transparenz. Bekannte Edelsteinarten sind Diamant (geschliffen: Brillant genannt), Rubin, Saphir, Smaragd und Topas. Edelsteine werden geschliffen, um die Lichtreflexion zu erhöhen und den Glanz zu verstärken. Dadurch erreicht man eine zur Weiterverarbeitung in Schmuck geeignete Form. Eine Weltrarirät befindet sich im Naturhistorischen Museum Wien: Maria Theresias "Edelsteinstrauß" aus dem Jahr 1764 besteht aus 2.102 Brillanten und 761 farbigen Edel- und Schmucksteinen.

Der Glaube an die heilende Wirkung von Mineralien war vermutlich schon im antiken Ägypten üblich. Die erste schriftliche Erwähnung über die Verwendung von Heilsteinen findet sich bei Aristoteles (384-322 v. Chr.) Im Mittelalter nahmen sich u.a. die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098-1178) und der Kirchenlehrer Albertus Magnus (1200-1280) des Themas an. Joseph Görres (1776-1848) kritisierte: "Es war eine seltsame kindisch naive Zeit, in der man glauben konnte, daß der Magnet unter das Haupt einer Frau gelegt, wenn sie unkeusch wäre, sie aus dem Bette fallen mache; daß ein Stein Ophthalmus, in ein Lorbeerblatt gewickelt, Unsichtbarkeit gebe; daß der Stein Meda gestoßen und in Wasser zergangen, dem die Hände abfallen mache, der sich darin wasche; daß der Agat den Menschen gewaltig mache, daß der Saphir Friede und Einigkeit bewirke …" 200 Jahre später finden esoterische Heilsteine einen Massenmarkt, obwohl ihre Wirkung wissenschaftlich nicht nachzuweisen ist.

Steine galten als Abwehrmittel gegen Unheil und Zauberei. Dass man mit ihnen Orakel pflegte, verbot schon Bischof Burchard von Worms (965-1025). Vom Agnesbrünnl auf dem Wiener Kahlenberg hieß es, man solle einen Stein von der dortigen Wiese in den Brunnen tauchen und daheim unter den Kopfpolster legen. Dann werde man jede Woche fünf Glück bringende Lottozahlen ablesen können. 

Flusskiesel

Auf jüdischen Friedhöfen ist es üblich, Steine auf das Grab zu legen. In Deutschland war es Brauch, an Stellen, wo sich Morde oder tödliche Unfälle ereignet hatten, Steine aufzuhäufen. Dies könnte mit älteren Vorstellungen von der Seele und dem Wiedergänger zusammenhängen. Hingegen dienen "Steinmänner" im Gebirge, bei denen jeder Bergsteiger eine Platte darauflegt, als Orientierungshilfe. Wallfahrer in St. Wolfgang (Oberösterreich) schleppten Steine auf den Falkenstein, wodurch im Laufe der Zeit ein langer Wall entstanden ist. 

Manche Steine fallen durch ihre Größe und Form auf und gaben dadurch Anlass zu Sagen. Sie erzählen von Riesen oder dem Teufel, die Felsen schleudern, von Heiligen, die auf Steinen ihre Fußspuren hinterließen, von weinenden, sprechenden oder beseelten Steinen. Versteinerungssagen erklären menschenähnliche Steingebilde (versteinerte Frevler). Steine waren numinose Orte, möglicherweise gehen manche christlichen Wallfahrtsstätten auf früher verehrte Steine zurück, wie Maria Taferl oder der Sonntagberg in Niederösterreich. 

Entsprechend ihrer Bedeutung kommen Steine oft in Redensarten vor. Der "Stein des Anstoßes" findet sich im Alten und Neuen Testament (Jes 8,14, Röm 9,32). Auch "den ersten Stein werfen" ist ein biblisches Bild (Joh.8,7) und kommt von der Todesstrafe der Steinigung, bei der ein Ankläger den ersten Stein auf den Verurteilten warf. Die Prophezeiung "Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben" findet sich im Matthäusevangelium (Mt 24,2). Jemand "einen Stein in den Weg legen", heißt, ihm Schwierigkeiten machen. "Den Stein ins Rollen bringen" bedeutet sowohl eine wichtige Angelegenheit in Bewegung bringen als auch einen Skandal aufdecken. Der Stein, der einem "vom Herzen fällt" kann mit dem Rechtsbrauch des Bagsteins am Pranger zu tun haben, der in aller Öffentlichkeit zu tragen war. "Stein und Bein schwören" war ein Rechtsbrauch: In vorchristlicher Zeit legte man die Hand zum Eid auf einen Altar der Gottheit. Im Christentum trat ein Reliquienkästchen an dessen Stelle. "Zwischen die Mühlsteine geraten" kann tödlich sein. "Zum Steinerweichen" (Mitleid erwecken) verwendeten sinngemäß schon die Römer Cicero (106-43 v. Chr.) und Ovid (43 v. Chr. - 17 n. Chr.). "Einen Stein im Brett" hat man beim Brettspiel (z.B. Tricktrack). Mit dem "Stein der Weisen" suchten die Alchemisten das Universalmittel (Materia prima), um unedles Metall in Gold zu verwandeln.


Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S.773 f.
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1937/1987. Bd. 8 / Sp. 380 f.
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1992. Bd. 3 / S. 1538 f

Bilder:
Edelsteine aus Ambras. (c) Naturhistorisches Museum Wien
Flusskiesel. Foto: Doris Wolf


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