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Siedlungsformen#

Siedlungsformen

Siedlungskunde ist ein Forschungsgebiet der Geographie und der Volkskunde. Diese unterscheidet nach Adalbert Klaar (1900-1981) grundsätzlich zwischen Sammel- und Streusiedlungen. Als unplanmäßige Sammelsiedlungen entstanden Bauernweiler, Hofgruppen in der Nähe von Meierhöfen, Kirchweiler, Haufendörfer oder lockere Reihendörfer. Als planmäßige Ansiedlungen gelten Zeilendörfer (Verbauung einer Straßenseite, entlang eines Wasserlaufes oder in Hanglage), Straßendörfer (zweizeilig verbaut), Anger- und Platzdörfer sowie Gutshofsiedlungen für Landarbeiter. Angerdörfer sind "Dorfanlagen mit einheitlich gestaltetem Grundriss, wobei die Häuserzeilen, beiderseits von Randstraßen begleitet, eine Grünfläche von ziemlich regelmäßiger Form umfangen (Dreiecksanger, rechteckiger Schmal- oder Breitanger, linsenförmiger Anger usw.), die im Frieden wirtschaftlichen Zwecken diente und bei Bränden und in Kriegsnot einen gesicherten Sammelplatz bot". 

Nach Johann Kräftner bestimmt die Anlage der Verkehrswege die Siedlungsform. Die im Mittelalter angelegten Siedlungen bildeten geschlossene Einheiten, deren Zugänglichkeit auf wenige Punkte beschränkt war. Nach außen schützte sie ein Ring aus Gräben, Wällen und Hecken. Im Inneren wurde von den geschlossenen Zeilen der Gehöfte die Straße oder der Anger umfangen. Von den Hausparzellen nahm 1/3 der Bauernhof, 2/3 der Hausgarten ein. 

  • Das Haufendorf als älteste Art der Sammelsiedlung ist charakterisiert durch unregelmäßige Lage der Parzellen um das Zentrum des Dorfes, vielfältiges Ortsbild, große Bäume im Vorgarten, hölzerne Glockentürme oder gemauerte Kapellen. 
  • Beim Straßendorf sind die einzelnen Hausparzellen entlang einer mehr oder weniger geraden Straße gereiht, entweder an beiden Seiten, oder nur an einer (Zeilendorf). Fließt ein Bach durch die Siedlung, bilden sich zwei Straßen, von denen eine zur Durchzugsstraße wird. Die Parzellenform nähert sich dem Rechteck. Das Gehöft liegt an der Straße, nach hinten schließt es mit Obstgärten oder Hausäckern ab. 
  • Zentrum des Angerdorfes ist die namengebende große Fläche in der Mitte. Sie wird von den Randstraßen gesäumt, die am Angerende gemeinsam oder getrennt aus dem Dorf hinausführen. Die Wohnräume liegen Richtung Anger, Stallungen und Scheunen schließen hinten an und fügen sich an der Rückseite zu einem festen Ring ("Hintaus"-Wirtschaftsweg). Danach folgen mit Speicherbauten durchsetzte Obstgärten. Beim linsenförmigen Angerdorf treffen die Randstraßen an den Enden des Angers zusammen. Beim halbmondförmigen Anger verläuft eine Straße halbkreisförmig, die andere gerade. Beim dreieckförmigen Anger, der aus einer Straßengabelung hervorging, gibt es drei Randstraßen, von denen eine oft nicht verbaut war.


Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 739
Arthur Haberlandt: Taschenwörterbuch der Volkskunde Österreichs. Wien 1953. Bd. 1/S. 128, 8
Johann Kräftner: Naive Architektur II. St. Pölten 1987. S. 58 f.

Bild:
Häuserzeile in Hallstatt (Oberösterreich). Foto: Alfred Wolf, 2002


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