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Wald#

Wald

Um die erste Jahrtausendwende waren weite Teile Österreichs bewaldet. Man unterschied zwischen dem Urwald (Silva) und dem gehegten Forst (Forestum). "Der Wald barg viel Gefährliches, er bot aber auch Verwertbares: Brennholz und Wild, Kräuter und Pilze, Wurzeln und Knollen, Beeren und Obst, Honig und Wachs, Eicheln, Bucheckern und Nüsse, Pech und Pottasche, Heu, Laub und Reisig. Durch Abbrennen und Beweiden, Laubrechen und Schneiteln, Steusammeln und Abgraben von Walderde erfolgte ein Energie- und Nährstofftransfer vom Wald aufs Feld, ohne den die Landwirtschaft nicht hätte auskommen können. 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung lebten in und von der Landwirtschaft", schreibt Roman Sandgruber.

Der Wirtschaftshistoriker weiß von großer Rodungstätigkeit, die nach 950 einsetzte und bis ins 13./14. Jahrhundert andauerte. Darauf weisen u.a. Ortsnamen auf -reit, -brand, -schlag, - seng oder -schwand hin. Die Reduzierung der Waldflächen betraf den Laubwald, während Fichten-, Föhren- und Lärchen relativ zunahmen. Um das Jahr 1000 standen 68 % Nadelwald 32 % Laubwald (vorwiegend Buchen und Eichen) gegenüber. Das in den 1980er- Jahren befürchtete Waldsterben, eines der bedeutendsten Umweltthemen in den deutschsprachigen Ländern, ist ausgeblieben. 2020 zählt Österreich zu den waldreichsten Ländern Europas, es wachsen rund 60 Baumarten. Aus dem Nachhaltigkeitsbericht 2021 der Bundesforste: Holzerntemenge (Einschlag, in 1000 lfm): 1784. Waldfläche: 510.000 ha. Der Fichtenanteil soll bis 2100 von 60 % auf 40 % zurückgehen.

Glashütten, Salzsud, Köhler und Töpfer fanden im Wald eine vermeintlich unerschöpfliche Energiequelle. Im 18. Jahrhundert machte sich Holzmangel bemerkbar (Holz war das wichtigste Heizmaterial), sodass Maibäume ebenso verboten wurden wie Schindeldächer. Durch die Jahrhunderte blieb der Wald aber auch geheimnisvoll und Angst erregend. Im Wald dachte man Räuber, Schreckgestalten und Hexen, wie z.B. das bekannte Märchen von Hänsel und Gretel zeigt.

Die Redensart "Jemanden in den Wald wünschen" (in eine unwirtliche Gegend wünschen), knüpft daran an, sie findet sich um 1200 bei Walther von der Vogelweide. "Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen" verwendeteten schon römische Dichter für nicht erkennen, was unmittelbar vor einem ist. "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus" ist eine praktische Beobachtung, der "Schilderwald" eine moderne Wendung.


Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S.929 f.
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1992. Bd. 3/S. 1690 f
Roman Sandgruber: Ökonomie und Politik. Wien 1995. S. 15 f.
Forstwirtschaft 2022

Nachhaltigkeitsbericht der Öst. Bundesgorste, Mai 2022

Bild: Nadelwald in Neukirchen (Oberösterreich). Foto: Alfred Wolf


Siehe auch:

--> Essay Wald
--> Essay Bäume und Bräuche