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© Österreichische Post
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Europa 2005 - Gastronomie#

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Österreich und das Kaffeehaus - das eine ist ohne das andere kaum vorstellbar. Der Ursprung des Wiener Kaffeehauses ist zur Sage geworden: 1683 ließen die Türken Säcke mit grünen Bohnen vor den Toren Wiens zurück (und Gebäck in der Form des Halbmondes, die "Kipferln") und Kolschitzky soll es gewesen sein, der sich die Kaffeesäcke sicherte und als erster Wiener ein Kaffeehaus im Haus "Zur Blauen Flasche" eröffnete. Er wurde Kaffeesieder und hatte nur mäßigen Erfolg. Doch dann eines Tages mischte er Zucker und Milch in das bittere Gebräu und die Wiener Melange war geboren. Tatsache ist, dass es 1714 bereits 11 konzessionierte Kaffeesieder in Wien gab. Schon in der Mitte des 18.Jhs. las man Zeitungen, spielte Karten und trank natürlich das obligate Glas Wasser zu seinem Kaffee. In der Josefinischen Zeit wurde das Kaffeehaus nicht nur im Stadtzentrum sondern auch in den Vorstädten immer beliebter. Es soll das elegante Caf. Taroni gewesen sein, in dem der Schanigarten erfunden wurde. "Schani, trag den Garten ausse!" war laut Überlieferung das Kommando an Piccolo Johann, bei Schönwetter Tische im Freien aufzustellen. Die nächste Blüte war während des Wiener Kongresses. Mitte des 19. Jhs. hatten die Konzertcaf.s ihren Höhepunkt, Lanner, Strauß und Ziehrer spielten zum Tanz auf und die Wiener kamen in Scharen. Die Wiener Weltausstellung 1873 verbreitete den Ruf des Wiener Kaffeehauses in die Welt. Die Intellektuellen und Künstler Wiens traf man traditionell nicht zu Hause an, sondern im Cafe. Man sagt, dass sogar die Briefträger jener Zeit die Post für die Literaten und Künstler automatisch statt an die Wohnadresse ins entsprechende Kaffeehaus brachten. In den Literatencaf.s wie Griensteidl oder Central verkehrten Anton Kuh, Alfred Polgar, Egon Friedell und auch der leidenschaftliche Schachspieler Leonid Trotzky, im Kaffee Sperl trafen sich die Künstler. Der legendäre Ausspruch von Peter Altenberg ist bezeichnend für diese Ära: "Nicht zu Hause und doch nicht an der frischen Luft..." . sein Stammcaf. war übrigens das "Central", das auch er als seine Postanschrift angab. Die Leidenschaft für den Kaffee war so stark, dass es im "Herrenhof" sogar eine Lackiererfarbtafel mit 20 verschiedenen braunen Farbschattierungen gab und die Gäste jeweils nach der gewünschten Farbe den Kaffee bestellten. In den Kriegszeiten griff man der Not gehorchend zu Kaffeeersatz (Zichorie, Feigen, Roggen, Gerste oder Zwetschkenkerne), aber das Kaffeehaus war nicht umzubringen. Es ist und bleibt eine Institution, ein Stück Österreich.