Speerspitze gegen die Reformation#
Martin Brenner war ab 1585 Fürstbischof der Diözese Seckau und Leiter der Gegenreformation, er wurde als „Ketzerhammer“ und „Apostel der Steiermark“ bezeichnet. Seine Bibliothek wurde nun ins „Memory of the World“-Register aufgenommen.#
Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung
Am 14. September wurden von der österreichischen UNESCO-Kommission 18 historisch und kulturell bedeutende Dokumente und Sammlungen in das nationale „Memory of the World“-Register aufgenommen. Darunter befinden sich das Moskauer Merorandum von 1955, der schriftliche Nachlass von Adolf Loos, der Nachlass von Franz Lehar, die Vorauer Volksbibel von 1467 und die Brenner-Bibliothek, also die Büchersammlung des Seckauer Bischofs Martin Brenner, der von 1585 bis 1615 im Amt war.
„Durch diese Auszeichnung wird von der UNESCO bestätigt, dass wir einen kulturellen Schatz in unseren Depots hüten, der auf eine Stufe mit den wichtigsten historischen Dokumenten Österreichs zu stellen ist. Zugleich ist es für uns aber auch Auftrag, besonders auf unser kulturelles Erbe zu achten und dieses für kommende Generationen zu bewahren“, hebt Diözesanarchivar Matthias Perstling hervor.
Die sogenannte Brenner-Bibliothek umfasst die vom Seckauer Bischof Martin Brenner gesammelten 691 Werke, die er in 1100 Bänden mit repräsentativen Einbänden aus hellem Schweinsleder binden ließ. Im Sinne der katholischen Gegenreformation förderte er die Ausbildung des Klerus und verfasste selbst einige Traktate. Nach eigenen Angaben verwendete der bibliophile Sammler 5400 Gulden für den Ankauf von zeitgenössischen Druckwerken und die entsprechenden Buchbindearbeiten. Die aufgeprägten Supralibros zeigen das Wappen Bischof Brenners - und es ist ein redendes Wappen, denn es stellt einen Mann mit brennender Fackel dar.
Die Bibliothek enthält aber nicht nur die wichtigsten theologischen und philosophischen Schriften jener Zeit, sondern es finden sich darunter auch zahlreiche Werke aus den Bereichen Historiographie, Rechtswissenschaft und Naturwissenschaften, unter denen die medizinischen Bücher einen besonderen Stellenwert einnehmen.
Die Brenner-Bibliothek ist aber untrennbar mit der Person Martin Brenners (1548-1616) verbunden. Brenner, der zu einer Speerspitze der katholischen Gegenreformation in der Steiermark werden sollte, wurde als siebentes von neun Kindern des Metzgermeisters Lorenz Brenner und seiner Frau Walpurga in Dietenheim in Schwaben geboren, besuchte im damals evangelischen Ulm die Lateinschule und studierte danach an der Universität Dillingen Philosophie und Theologie. Bereits mit 31 Jahren wurde er Rektor der Universität Ingolstadt und machte danach im Salzburger Erzbistum Karriere, 1585 wurde er Bischof von Seckau und auch in den steirischen Landtag aufgenommen. 1595 wurde sein Bistum Seckau durch eine Schenkung des Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich um Schloss Seggau und die Herrschaft Leibnitz vergrößert. Aber es war eine unruhige und kriegerische Zeit, ganz im Banne der Türkenkriege und des Religionsstreits.
Die innerösterreichische Gegenreformation wurde von Graz aus vor allem von Brenner und dem Lavanter Bischof Georg Stobaeus von Palmburg getragen, wobei Palmburg als Planer tätig war und Brenner die Leitung der Religions-Reformationskommission über hatte und somit als Vollstrecker der Gegenreformation, also der Rekatholisierung, im landesfürstlichen Auftrag auftrat. In der Steiermark und in Kärnten wurden lutherische Prediger durch militärisch verstärkte Kommissionen vertrieben und reformatorische Bücher verbrannt. Die Gläubigen mussten einen Eid auf den katholischen Glauben leisten oder wurden zur Auswanderung gezwungen. Innerhalb von nur sechs Monaten vollzog hier Brenner im Jahr 1600 äußerst nachhaltig die Gegenreformation (außer im widerspenstigen Klagenfurt) und wurde deshalb von den Protestanten als „Malleus haereticorum“, als Ketzerhammer, gefürchtet, während er von der katholischen Kirche den Titel „Apostel der Steiermark“ erhielt. In seinen späteren Jahren bewirkte Brenners große Leibesfülle und die daraus resultierenden Leiden, dass er an Prozessionen und Romreisen nicht mehr teilnehmen konnte. 1615 verzichtete er auf das Bischofsamt zugunsten seines Neffen Jakob Eberlein und im Sommer 1616 zog sich Martin Brenner auf das Landgut Retzhof bei Leibnitz zurück, wo er bereits am 14. Oktober starb.
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