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Zu viel Mensch für die Natur#

Riesige Warane locken auf der Insel Komodo zahlreiche Touristen an - so viele, dass das Ökosystem des Eilands in Gefahr ist.#


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Wiener Zeitung, 3. April 2019


Varanus komodoensis
Varanus komodoensis.
Foto: Bodlina. Aus: Wikicommons, unter CC BY 3.0

Jakarta. (leg) Die Insel Komodo ist ein wahres Naturparadies. Mit einer Fläche von nur 390 Quadratkilometern ist sie eine der kleineren Inseln innerhalb von Indonesien. Sie gehört zu den Kleinen Sundainseln, einer Inselgruppe zwischen der Insel Sumbawa im Westen und Flores im Osten. Die Gewässer in der Region sind ein beliebtes Tauchgebiet, viele Touristen kommen nach Komodo, um die einzigartige Flora und Fauna der Insel zu bestaunen - und das, obwohl das indonesische Eiland keinen eigenen Flughafen besitzt und nur über eine mehrstündige Fahrt mit dem Schiff zu erreichen ist. Hotelburgen gibt es auf der Insel, auf der es nur ein Dorf gibt, ebenfalls keine - die meisten Touristen übernachten am Schiff.

Dass trotz der beschwerlichen Anreise rund 10.000 Menschen jeden Monat Komodo besuchen, hat einen Grund: den Komodowaran. Das Tier, das viele optisch an die ausgestorbenen Dinosaurier erinnert, ist das größte heute lebende Landreptil. Und es lebt hauptsächlich auf Komodo und ein paar Nebeninseln. Rund 5000 dieser Tiere bevölkern das Eiland.

Tödlicher Biss#

Die Warane, die auf der Liste der bedrohten Tierarten stehen, erreichen eine Länge von bis zu drei Metern und werden bis zu 70 Kilogramm schwer. Ihr Aussehen ist furchterregend. Was den Nervenkitzel für die Touristen zusätzlich erhöht, ist der Umstand, dass das Reptil alles andere als harmlos ist: Im Kiefer der mächtigen Warane befinden sich hochentwickelte Giftdrüsen. Ein Biss löst Lähmungen und Krämpfe aus und verringert die Blutgerinnung. Der Waran wartet nach seinem Biss auf den Tod seines Opfers. Dann macht er sich über die Leiche her. Von der Mahlzeit des Komodowarans, etwa massigen Rindern, bleibt am Ende fast nichts übrig. Nur die Haut, das Fell lässt der Waran übrig, der Rest wird verspeist, auch die Knochen. Selbst Menschen würde, wenn man sie nicht rechtzeitig rettet und in ein Spital bringt, ein solches Schicksal ereilen, denn dem Komodowaran ist es egal, welches Fleisch er isst. Tatsächlich wurden immer wieder Menschen, die sich zu nah an die an sich scheuen Tiere wagten, durch den Biss eines Komodowarans getötet. All das trägt zum Respekt einflößenden Image des Komodowarans als "letztem Drachen der Welt" bei.

Doch der Touristenansturm blieb in Komodo nicht ohne Folgen: Das Ökosystem der trockenen Insel leidet unter der Masse an Menschen, die jedes Jahr das Paradies besuchen. Der indonesische Staat hat sich daher entschlossen, die "Dracheninsel" ein Jahr lang dichtzumachen. Sie soll das ganze Jahr 2020 für Touristen gesperrt bleiben. Begründet wurde das mit dem Schutz der seltenen Tiere. In der Zeit der Sperre soll sich das Ökosystem von Komodo vom Touristenansturm erholen. So ist etwa geplant, Bäume anzupflanzen.

Indonesien folgt damit einem Trend, der sich in Asien mehr und mehr ausbreitet: der Reglementierung der oft zerstörerischen Touristenströme. So haben etwa Thailands Behörden im vorigen Jahr ein mehrmonatiges Besuchsverbot für die Maya Bay auf der Insel Ko Phi Phi, die im Süden des Landes liegt, verhängt. Der Strand mit weißem Sand, türkisblauem Wasser und Palmen war nach dem Film "The Beach", der im Jahr 2000 mit Leonardo Di Caprio gedreht wurde, schlagartig weltweit bekannt geworden. Mit dramatischen Folgen: Bis zu 5000 Touristen belagerten oft die Nicht-mehr-Idylle. Die Besucher, die sich ins Wasser stellten und Selfies machten, brachen unter anderem Korallen ab, es kam zu Umweltschäden. Nun soll die Zahl der Urlauber in der Maya Bay beschränkt werden.

Schutz für Geheimtipps#

Ähnlich auf der nahe gelegenen Insel Ko Similan. Dort sind künftig keine Übernachtungen mehr erlaubt, weil es durch den ausufernden Tourismus zu Umweltschäden gekommen ist. Man will nur noch Tagesbesuchern den Zugang gestatten. Und auf den Philippinen hat Präsident Rodrigo Duterte im vergangenen Jahr die bei Urlaubern beliebte Insel Boracay mehrere Monate wegen Umweltschäden gesperrt. Viele Hotels und Geschäfte hatten ihre Abwässer ungeklärt ins Meer geleitet.

Beliebt sind solche Maßnahmen freilich nicht bei allen. Schließlich ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig, leben auch ehemalige Fischer davon. Dennoch setzt in Asien nach und nach ein Umdenken ein. Auch Orte, die bisher noch eher als Geheimtipp gelten, sollen nun besser geschützt werden - damit der Schaden durch die Touristen erst gar nicht eintritt.

Wiener Zeitung, 3. April 2019

Siehe dazu den Bericht von Professor Jontes über seinen Besuch auf der Insel der Warane !!#


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