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Was kostet „billig“...?#


Von

Alfred Pleyer (Juni 2020)


Gemüse
Foto: pixabay.com

Wie schön wäre es autonom zu sein? Wie wohltuend wäre der Gedanke, dass wir genug produzieren um damit den Eigenbedarf abdecken zu können?

Die Corona-Krise hat mit all ihren Herausforderungen unsere ökonomischen Schwächen aufgezeigt. Während für die Dauer von drei Monaten vorwiegend Nahrungsmittel konsumiert wurden, konnten (Dienst-)Leistungen kaum in Anspruch genommen werden. Für alle betroffenen Arbeitssuchenden, aber auch Mitarbeiter*innen in Kurzarbeit und den Betrieben wünsche ich Stabilität und Standfestigkeit am jeweiligen Standort.

Sichtbar wurde durch die Krise unter anderem, dass globalisierte Lieferketten und die Jagd auf das ewig Billige den eigenen Bestand nicht garantieren können. Mit der Orientierung am jeweils erzielbaren Maximum wurden möglicherweise Kompromisse zum eigenen Nachteil eingegangen und damit wurde die Selbstbestimmtheit teilweise aufgegeben.

Derzeitige geringe Eigenversorgung trotz teurer Förderungen#

In Österreich wird weniger Obst und Gemüse angebaut, als im Land gebraucht wird. Zugleich wird dreimal (!) so viel Fleisch produziert, als konsumiert wird. Absurd eigentlich, wenn gleichzeitig Tierhaltungs- und Futtermittelbetriebe jährlich mit etwa 30 Mrd. Euro gefördert werden.

Im größten Schlachtbetrieb eines Nachbarlands zerlegten Billigarbeiter Vieh im Akkord und lebten in Sammelunterkünften auf engstem Raum. Die Miete für ein Bett kostete 300,- pro Monat. Die Fleischzerleger schufteten, damit der Fleischpreis niedrig und der Profit hoch blieb. Weil sich dort 1500 Arbeiter ansteckten, mussten Ende Juni 640.000 Menschen in den zweiten Lock-down. Dafür ist ein Kilo Fleisch billiger als eine Kinokarte, menschliche Arbeitskraft und tierisches Leben wurden und werden respektlos ausgebeutet.

Bedenklich ist, dass 60% der Agrarflächen Österreichs für die Tierfutterproduktion verwendet werden. Zusammen mit den Weideflächen dienen ca. 80% der landwirtschaftlichen Fläche der Ernährung von Nutztieren und das, obwohl Österreich nur ein Drittel des produzierten Fleisches selbst konsumiert.

Krise als Chance#

Das bisher vermeintliche leistungsfähige Konzept des Kapitalismus ist mit der Pandemie ins Wanken gekommen. Das Vertrauen auf die globale Vernetzung wurde geschmälert und die Abhängigkeit von außerösterreichischen wirtschaftlichen Strukturen existentiell spürbar.

Was es braucht? Ehrlichkeit, Kostenwahrheit sowie Nachhaltigkeit! In jedem Angebot und Produkt sollten die entstehenden Kosten eingepreist sein, jene die verursacht werden– sowohl für die Natur als auch für Produzenten. Dadurch werden Arbeitsprozesse gebührend entlohnt, die Auslagerung der Produktion und die damit einhergehende Abhängigkeit in essentiellen Lebensbereichen vermieden. Wirtschaftsstandort, Wertschöpfung und Arbeitsplätze können mit nachhaltigen Investitionen besser abgesichert werden.

Mit ökosozialen Reformen, einer zukunftsorientierten und nachhaltigen Wirtschaft können die vereinbarten Klimaziele erreicht und dauerhaft gehalten werden. Das heißt: Wer mit Dienstleistungen, Angeboten und Produkten Schadstoffe emittiert und damit teure Klimaschäden verursacht, muss die Kosten tragen. Wer keine Schadstoffe emittiert soll gefördert werden.

Die einzigartige Natur mit ihrer Arten-und Pflanzenvielfalt soll für die weiteren Generationen Lebensgrundlage bleiben! Schreiten wir krisenfest, verantwortungsbewusst und realistisch in die Zukunft!

Alfred Pleyer, Juni 2020


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