BARON MAX VON GAGERN#
In einem Münchner Verlag erschien ein Buch über Freiherrn Max von Gagern, mit einem Bild, das großteils nach ungedruckten Quellen bearbeitet wurde. Die Familie derer von Gagern, einst Gawern, gehörte der Ritterschaft der Insel Rügen an, wo sie in einem Zweig noch besteht. Der Name leitet sich von ihrem ältesten Lehen auf Rügen, dem 1232 zuerst urkundlich erwähnten Gawarne ab. Ihr süddeutscher Zweig wurde 1731 in die reichsunmittelbare Ritterschaft am Oberrhein aufgenommen. Das Geschlecht ist über Nord- und Süddeutschland, Österreich und Ungarn weitverzweigt.
Max von Gagern begann erst im hohen Alter seine Lebenserinnerungen aufzuzeichnen, und kam daher nur bis 1844. Sein guter Freund von Pastor mit dem er immer wieder in Innsbruck zusammentraf ergänzte nun aus den zahlreichen Erzählungen die weiteren Kapiteln. So konnte auch Gagerns Witwe manches beisteuern, wertvolle Hilfe bot das Familienarchiv und so entstand wieder ein äußerst ausgezeichnetes Werk des Gelehrten, das der Herzogin Sophie von Hohenberg zugeeignet wurde.
Max Freiherr von Gagern ist der Gründer der österreichischen Linie. Max kam am 25. März 1810 als Untertan des Fürsten von Nassau-Weilburg in dessen Residenz Weilburg an der Lahn zur Welt. Seine katholische Mutter übte auf den kränklichen Knaben großen Einfluss aus. Die Erinnerung an den Krieg aus seinen Kindertagen war der Hass auf die Preußen und wie beliebt die „Kaiserlichen“, die österreichischen Weißröcke bei der Bevölkerung waren.
Ab dem Jahr 1816 logierte die Familie auf Gut Monsheim bei Worms, seit 1822 bezogen sie das Landgut Hornau im südlichen Taunus, Ein reformierter Predigtamtskandidaten erhielt er den Elementarunterreicht, doch keinen positiven Unterricht in seiner protestantischen Religion erhalten zu haben.
Seit 1820 er das Gymnasium in Kreuznach. 1824 noch vor Ostern erhielten er und sein Bruder Moritz in Mannheim, Vorbereitungsunterricht zur Konfirmation. Die Religion spielte während der Schulzeit eine große Rolle.
Das Landesgymnasium zu Weilburg hielt 1826 Gagern reif zum Besuch einer Universität, er selbst war anderer Meinung. Er studierte Rechtswissenschaft und neuere Geschichte an den Universitäten Heidelberg, Utrecht und Göttingen. Er trat der Burschenschaft bei.
Ostern 1829 unternahm er mit seinem Vater eine Reise über Weimar, wo sie Zwischenstation machten, um Goethe zu besuchen, weiter nach Berlin und Paris wo sie die französische Sprache fließend erlernen sollten. Für Gagern bedeutete das Eintritt in die Gesellschaft wo er mit interessanten Menschen zusammen traf.
Von 1829 bis 1833 absolvierte er den niederländischen Zivil- und Militärdienst. Eine neue Stellung in seiner Heimat suchte er vergeblich, so wandte er sich dem Studium der deutschen Reichsgeschichte zu, wo er mit dem Frankfurter Bibliothekar Johann Friedrich Böhmer bekannt wurde. Bonn war seine nächste Station wo er Privatdozent für Geschichte an der Universität war. Der Kölner Kirchenstreit entfremdete ihn von der preußischen Regierung und näherte ihn der katholischen Mutterkirche.
1840 trat Gagern als Legationsrat ins Ministerium in den Nassauer Staatsdienst ein und kehrte 1843 zur katholischen Kirche nach Baden-Baden zurück.
Im Frühjahr 1844 kam er erstmals nach Wien wegen einer Titelangelegenheit seines Herzens, wurde dann Gesandter Nassaus am holländischen und belgischen Hof, gleichzeitig übte er als Bürochef für auswärtige Angelegenheiten im Staatsministerium Wiesbadens aus. Nun hatte er auch Gelegenheit die Zulassung der deutsch-katholischen Sekte Johannes Ronges zu verhindern.
Der Höhepunkt seines Lebens war die Teilnahme an den Ereignissen der Jahre 1848 bis 1850. Zu dieser Zeit war er Führer der Gesandtschaft der südwestdeutschen Mittelstaaten in Sachen der Bundesreform und Aussicht eines preußisch-deutschen Kaisertums im März 1848, Präsident des Siebzehner Ausschusses zur Ausarbeitung einer Wahlordnung der Nationalversammlung. Im Frankfurter Parlament führte sein Bruder Heinrich den Vorsitz.
Lange hielt es Gagern auch hier nicht aus und verließ schließlich Nassaus Staatsdienst wegen des Kulturkampfes und ungerechte Zurücksetzung.
König Leopold I., von Belgien und seinem Freund Ludwig von Biegeleben war es zu danken, dass er nach Wien versetzt und als Ministerialrat im außerordentlichen Dienst des österreichischen Ministeriums des Äußern ernannt wurde.
Kurze Zeit darauf ließ er seine Familie in die Kaiserstadt nachkommen und bald fühlte er sich in Österreich heimisch. Er zog loyal alle Konsequenzen aus der österreichischen Staatsstellung und war mit viel Eifer für den Dienst seines kaiserlichen Herrn und für die großdeutsche Idee ein, sowohl in der Leitung der Pressangelegenheiten als auch in der des handelspolitischen Departements.
Das Jahr 1866 bereitete Max von Gagern großen Schmerz, die Unentschiedenheit des Wiener Kabinetts und die Mängeln des österreichischen Heerwesen zuzuschreiben zu müssen versetzte ihn mit noch mehr Trauer. Doch dann kam ein Mann an die Spitze, eine weitere Enttäuschung, Beust, ein Schwindler, der sich mit Schwindlern umgab. Unter dessen Nachfolger Andrassy bat Max von Gagern um seine Pensionierung die ihm am 20. Jänner 1873 unter Verleihung der Würde eines wirklichen Geheimen Rates, gewährt wurde. Das politische Ziel für das er aufopfernd mitgearbeitet hatte, sah er nicht verwirklicht.
Selbst im Ruhestand blieb er für verschiedenen Organisationen tätig. War bei der Eröffnung des Suez Kanals zugegen, wirkte bei der Weltausstellung, 1873 mit. War Mitglied des Herrenhauses, widmete sich der katholischen Presse, dem karitativen Vinzenz Vereine und Anstalten. Das Land ober der Enns war ihm durch seinen Sohn Karl, Gutsbesitzer, Stellvertreter des Landeshauptmannes, sehr vertraut.
Mit Max von Gagern, der von einem schweren Leiden endlich erlöst worden war, ist ein guter Christ und wahrer Edelmann aus der Öffentlichkeit geschieden.
QUELLEN: Reichspost 16. Februar 1912, Linzer Volksblatt 19. März 1913 Österreichische Nationalbibliothek ANNO
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