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KARL FRIEDRICH GAUSS#

Mathematiker
Karl Friedrich Gauss

Zwischen dem 20. und 2. Wiener Gemeindebezirk befindet sich ein Platz der dem berühmten Mathematiker, Naturforscher und Astronomen Karl Friedrich Gauß gewidmet ist.

1857: Von den zahlreichen bedeutenden Mathematiker sind fast alle der großen Welt unbekannt. Nur einer leuchtet hervor, den die Fachgelehrten kennen und bewundern: Karl Friedrich Gauß. Er gilt als der größte Mathematiker aller Zeiten.

Wenn Gauß mit Archimedes und Newton verglichen wurde, so erhält das eine gesteigerte Bedeutung, dass das Urteil, welches Gauß über diese beiden Männer fällte, voll höchster Bewunderung war. Er schätzte Archimedes als den größten Mann des Altertums, obgleich er es ihm nicht verzieh, dass er bei seinen Sandrechnungen das Dezimalsystem nicht erfand, mit welchem die Wissenschaft die größten Fortschritte gemacht hätte. Newton wieder, wurde von Gauß nie anders als summus genannt wie der ernste Denker keinen anderen Sterblichen bezeichnete.

Schon als vierjähriger Knabe rief der am 30. April 1777 in Braunschweig Geborene in eine laut aufgesagte ziemlich komplizierte Rechnung seines Vaters ein „Falsch“ hinein; die Männer stutzten und fanden, dass das Kind Recht hatte. Bald wurde das eminente Talent in höheren Kreisen erkannt und gefördert, Herzog Karl Wilhelm Ferdinand sorgte für die weitere wissenschaftliche Ausbildung des jungen Gauß.

Als achtzehnjähriger Göttinger Student entdeckte Gauß die Methode der kleinsten Quadrate, welche er in seiner Theorie der Bewegung der Himmelskörper darlegte und ein Jahr später fand er die Theorie der Kreisteilung, von welcher die Konstruktion des 17-Ecks als ein spezieller Fall erscheint. Jene Kreisteilung des Euklid, an welcher zweitausend Jahre lang kein Mathematiker etwas geändert hatte, erhielt hier einen wesentlichen Zusatz. Hansen nannte diesen Satz die größte Erfindung von Gauß.

Weder von Kästner in Göttingen noch von Pfaff in Helmstädt lernte Gauß kaum etwas, alles hatte er sich selber erarbeitet.

In der Geschichte der Zahlentheorie beginnt mit diesem Werk ein neuer Abschnitt. Wie Gauß schon vor seinem zwanzigsten Lebensjahr alle Teile der höheren Mathematik reformierte, so war er bald als praktischer Astronom beschäftigt, Kometen, Finsternisse, Polhöhen und Längendifferenzen zu beobachten. Er berechnete die Bahn des von Piazzi in Palerrmo 1801 entdeckten Planeten Ceres zur Bewunderung Zachs und aller Astronomen. Bald darauf berechnete er die Bahn der von Olbers entdeckten Pallas. Sie wurde der Lieblingsplanet des großen Mathematikers, indem er den Störungen derselben langjährige Untersuchungen widmete. Als Direktor der neu gegründeten Sternwarte in Göttingen vollendete er seine umfassende Theorie der Bewegung der Himmelskörper. Mit Grundlage des Newton Gravitationsgesetzes oder der daraus folgenden, durch Induktion gefundenen Kepler Gesetze wurden hier die Methoden entwickelt, um die Bahn eines jeden Himmelskörpers unseres Sonnensystems aus der notwendigen Zahl von Beobachtungen ohne irgend eine Hypothese über die Beschaffenheit derselben auf die zuverlässigsten und einfachste Weise zu bestimmen. Die Berechnung der Kometenbahnen hatten den Astronomen viel größere Schwierigkeiten bereitet, als jene der fünf von Kepler untersuchten Hauptplaneten unseres Sonnensystms. Sie schienen einige Zeit lang regellos umherzuirren; sie waren öfter für besiegt gehalten und hatten sich wieder als Aufständische und Rebellen bewiesen, aber Gauß legte ihnen die Zügel des Newton Graviationsgesetzes an und aus Feinden sind sie Gastfreunde geworden , die sich den berechneten Laufbahnen fügen wie die Planeten und so in religiöser Weise die ewigen Gesetze befolgen. Euler hatte drei Tage unausgestzt zugebracht, die Bahn des Kometen von 1769 zu berechnen und war bei der Anstrengung erblindet. Gauß kam mit seiner Theorie der kleinen Quadrate, indem er die Uhr dazu auf den Tisch legte, in einer Stunde zum Ziel, würde aber, wie er meinte, ebenfalls erblindet sein, wenn er in dieser Weise drei Tage hätte arbeiten sollen. Legendre machte auf die Theorie der kleinen Quadrate gegen Gauß den Anspruch der Priorität, wie Newton ihn bei der Differenzialrechnung gegen Leibnitz erhob. Gauß hatte die Theorie hatte schon 1795 gekannt, während der Franzose erst 1806 damit hervortrat. Sartorius setzt bei der Gelegenheit hinzu, unser großer Landsmann habe auf das persönliche Verdienst keinen Wert gelegt und eben sowenig auf die äußere Anerkennung, welche ihm vom Polarkreis bis zu den Tropen zu Teil wurde. Hansen, der Gauß persönlich kannte, bemerkt, dass er im Gespräch zurückhaltend gewesen, bis er einen Gegenstand publiziert habe. Als der Astronom der Seeberger Sternwarte ihn darauf aufmerksam machte, dass die Strahlenbrechung auf die Erscheinung der Sonnenfinsternis Einfluss habe, gab er zu, noch nicht daran gedacht zu haben

Gauß berechnete die Bahn des großen Kometen von 1811 und wusste im voraus, dass derselbe nach dem Durchgang durch die Sonnennähe seine großartigste Erscheinung zeigen würde.

In den Jahren 1821 bis 1824 vollzog er mit seiner Lieblingserfindung, dem Heliotrop, der Gradmesser zwischen Göttingen und Altona war.

Mit Wilhelm Weber Ankunft in Göttingen 1831 trat bei Gauß überraschend schnell die Bearbeitung rein physikalischer Fragen in den Vordergrund. Stahl und Stein schlugen hier zusammen und eine ganze Reihe epochemachender physikalischer Arbeiten trat ins Leben. Besonders die magnetischen Resultate sind zu erwähnen.

Außer seinen Vorlesungen beschäftigt sich Gauß mit einer neuen Organisation der Universitätswitwenkasse, um dabei sein außerordentliches Kombinationsvermögen zu bewähren, nur sind über die Verwaltung eines solchen Institutes ausgesprochenen Prinzipien leider nicht in die Öffentlichkeit gelangt.

Als Gauß sein 50jähriges Doktorjubiläums feierte, 1849 überreichte der Jubilar der Göttinger Sozietät der Wissenschaften seine letzte größere Abhandlung: Beiträge zur Theorie der algebraischen Gleichungen, um den Gegenstand, welchen er vor 50 Jahren behandelt hatte.

Wiederholt hatte Gauß die Mathematik die Königin der Wissenschaften genannt und die Arithmetik die Königin der Mathematik. Sie lasse sich bisweilen herab, der Astronomie und den übrigen Naturwissenschaften einen Dienst zu erweisen, sie habe noch eine große Entwicklungsfähigkeit vor sich. Wenn er auf diesem Gebiet arbeitete, so gab er stets „Pauca sed matura“ nur Resultate mit kurzer Beweisangabe.

Das Sprachtalent war außerordentlich groß, so dass Gauß in seinen ersten Universitätsjahren gezweifelt hatte, ob er Philologie oder Mathematik studieren sollte. Neben der genauen Kenntnis der alten Sprachen verstand er alle neuen europäischen Sprachen; russisch lernte er als alter Mann, nur um eine neue Beschäftigung zu haben. Unter den Schriftstellern bevorzugte er Jean Paul, der sein Liebling war, wegen des außerordentlichen Gedankenreichtums, welchen er entfaltet, und wegen des Humors. Goethe dagegen, galt dem Mathematiker, welchen die Formvollendung nicht fesselte, für Gedanken arm und hinsichtlich der Farbenlehre auf dem falschen Weg sei. Auch Schiller fand bei Gauß keine Gnade, das Gedicht „Resignation“ nannte Gauß gotteslästerlich und moralisch verdorben. Nur Wallensteins Lager fand Beifall. Auch „Achimedes“ wurde gelobt.

Von konstitutionellen Formen hielt er wenig und die parlamentarischen Größen mussten sich logische Fehler und Kenntnislosigkeit von ihm vorwerfen lassen. Ganz Deutschland unter einer starken Hand vereinigt zu sehen, wäre nach Gauß Sinn gewesen. Die Fremdherrschaft musste abgeschüttelt werden. Die Abneigung gegen Frankreich ging so weit, dass Gauß es vorzog, seine Theorie der Bewegung der Himmelskörper 1808 in das Lateinische zu übersetzen.

Wahrheit und Gerechtigkeit war Gauß Streben. Über des Menschen Verhältnis zu Gott, würde er mehr Gewicht gelegt haben, als auf die Mathematik, wenn ihre Lösung nicht nach seiner Ansicht unerreichbar wäre. Seine Weltanschauung gab dem Mathematiker Ruhe, Frieden und Zuversicht.

In den dreißiger Jahren betrat Gauß einen ganz neuen Kreis seiner schöpferischen Tätigkeit. Er beschäftigte sich mit magnetischen Beobachtungen, zu welchem die Regierung ihm ein kleines magnetisches Observatorium bei der Göttinger Sternwarte erbauen ließ. Die von ihm aufgestellte Theorie des Erdmagnetismus hat diese schwierige Lehre eine ganz neue Ära begonnen.

Sein Wahlspruch war: „Natur du bist meine Göttin, deinen Gesetzen ist mein Kultus geweiht.“

Auf Befehl des Kaisers Nikolaus von Russland entstand durch Prof. Jensen das Gemälde von Gauß, das als Karte um einen Taler erworben werden konnte.

Karl Friedrich Gauß starb am 23. Februar 1855 an Altersschwäche und Brustwassersucht. Er hinterließ zwei Söhne und eine Tochter, eine an Prof. Ewald verheiratete Tochter ist vor dem Vater gestorben.

Sie schaffen mit ihrer, dem normalen Menschen nahezu unfassbaren Schöpfungskraft Werke, welche ihre Zeit als bleibendes Denkmal weit überragen und in ihrer vollen Bedeutung oft erst von der Nachwelt erfasst zu werden vermögen.

QUELLEN: Illustrierte Zeitung, 21. April 1877, S 1, 17. März 1855, S 7, Bild, Leipziger Zeitung, 23. April 1857, S 4, ANNO Österreichische Nationalbibliothek.

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