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Im Historien-Raumschiff#

Das Büro BWM Architekten gewann den Wettbewerb zur Generalplanung des Hauses der Geschichte.#


Von der Wiener Zeitung (Donnerstag, 27. Juli 2017) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Von

Brigitte Borchhardt-Birbaumer


Geschichtslabor Entwurf
So soll das "Geschichtslabor" in der Hofburg aussehen.
© BWM Architekten

Punktgenau zum 100-Jahr-Jubiläum der Gründung der Ersten Republik, am 12. November 2018, soll die Eröffnungsausstellung des "Hauses der Geschichte Österreich" stattfinden. Für die erste Schau (Laufzeit 18 Monate) werden die bereits viel diskutierten Räume in der Neuen Burg genützt. Das Museum - das vielleicht eines Tages einen eigenen Neubau erhält - ist der Nationalbibliothek angeschlossen und kann auf deren vielseitigen Sammlungen zugreifen, soll aber auch Leihgaben und Schenkungen erhalten. Am Umbau ist das Kunsthistorische Museum als vermietender "Bauherr" maßgeblich, auch finanziell beteiligt. Für die Kooperation musste das KHM bereits seine Sammlung der Musikinstrumente und die Hof-, Jagd- und Rüstkammer verkleinern; auch das angeschlossene, im Herbst 2017 zu eröffnende Weltmuseum musste Raumeinbußen hinnehmen.

Spezialisten erhielten Zuschlag#

Für die Gestaltung der imperialen Räume - darunter das schwierig zu bespielende riesige Stiegenhaus sowie die Vor- und Verbindungsräume, auch hin zum sogenannten "Hitler-Balkon" Richtung Heldenplatz und die Raumflucht zum Burggarten - wurde ein EU-weiter Wettbewerb ausgeschrieben, den BWM Architekten gewonnen haben. Zur Erinnerung: Das Architektenbüro hat auch das Literaturmuseum eingerichtet, gilt als führend bei Museums-Adaptierungen, Ausstellungsgestaltungen und hat zuletzt bei der Weltausstellung in Kasachstan den österreichischen Pavillon eingerichtet. An dem Wettbewerb beteiligten sich 16 Büros aus vier Ländern, davon wurden 13 Einreichungen von einer fünfköpfigen Jury unter Vorsitz von Elke Delugan-Meissl anonym beurteilt. Dass dabei die Spezialisten zum Zug kamen, verwundert nicht.

Die Direktorinnen Johanna Rachinger (ÖNB) und Monika Sommer (Haus der Geschichte Österreich) sind zuversichtlich, dass die Zusagen für die Finanzierung von Umbau und Einrichtung des Museums (geschätzte 8,35 Millionen Euro) sowie für den laufenden Betrieb auch nach der Nationalratswahl im Herbst eingehalten werden: Schließlich sei bereits viel Steuergeld in das Projekt geflossen und der Umbau schon einige Zeit im Gange. Die Beteiligten stehen unter Zeitdruck, sie hegen zugleich einen großen Wunsch: Nach dem Ende der ersten Schau, die den vergangenen 100 Jahren gewidmet ist, hoffen sie auf einen Neubau für ein eigentliches Haus der Geschichte. In Niederösterreich wird ein solches im September seine Pforten öffnen: Der vormalige Landeshauptmann Erwin Pröll ließ es in der bisherigen Landesgalerie einrichten.

Das Haus der Geschichte des Bundes wird im Frühjahr 2018 ein erstes Lebenszeichen aussenden. Im März, zum Jahrestag des "Anschlusses" Österreichs an Nazi-Deutschland, wird der "Hitler-Balkon" ins Zentrum des Interesses gerückt. Hier ist eine Intervention der Gegenwartskunst vorgesehen, die in diesem Herbst ausgesucht werden muss - als erster Teil des gesamten Konzepts der Jubiläumsausstellung.

Deren Inhalte wurden bereits erarbeitet; die BWM Architekten, vor allem Johannes Moser als Spezialist für Innenraumgestaltungen, wollen sie richtig "übersetzen". In den Vorräumen, aber nicht nur dort wird an eine flexible Gestaltung durch Module gedacht: Displays für Neue Medien sollen mit möblierten Raumabschnitten wechseln und dabei für Diskurs und Vermittlung sorgen. Die spät eingebauten Kamine betrachtet Moser als Orientierungspunkte. Insgesamt ringt er sich den Vergleich mit einem "Raumschiff" ab und bezieht diesen auch auf das monumental dimensionierte Stiegenhaus.

Das eigentliche "Labor der Geschichte" wird als neutraler "White Cube" in der Saalflucht des Hauptgeschoßes positioniert und dabei Nischen und Inseln beweglich halten. Die Module besitzen den Vorteil, dass sie beim Auszug in ein neues Gebäude gut verpflanzbar wären.

Von den drei Hauptinhaltsgruppen hat Direktorin Sommer verraten, dass auf die Demokratisierungs-Entwicklung in Österreich mit dem Bruch durch die NS-Zeit die gesellschaftliche Transformation folgt und danach Identitätssymbole verhandelt werden wie etwa die Bundeshymne. Viel Platz für heutige Heimatbegriffe wird auf den 1870 Quadratmetern in der Neuen Burg allerdings nicht bleiben - auch über die Büroräume für Angestellte ist noch nicht einmal diskutiert worden.

Wiener Zeitung, Donnerstag, 27. Juli 2017


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