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Plaudern mit System#

Das Austria-Forum bei Twitter#

von Martin Krusche

Netzkultur bedeutet nicht bloß, im Internet präsent zu sein. Wir leben heute mit dieser hochkomplexen Infosphäre, von der unserer Erfahrungen mit der Kategorie Öffentlicher Raum völlig verändert wurde. Das Austria-Forum findet quasi als ein Vexierspiel zwischen diesen verschiedenen Anwesenheits- und Kommunikationsweisen statt, online und In Real Live.

Hermann Maurer, Gründer des Austria-Forum, beim Aprilfestival 2018. (Foto: Martin Krusche)
Hermann Maurer, Gründer des Austria-Forum, beim Aprilfestival 2018. (Foto: Martin Krusche)

Das Aprilfestival 2018 auf Schloß Freiberg bot nun Gelegenheit für die Entscheidung, daß es bei Twitter eine Teststrecke für das Austria-Forum geben soll. Forum-Gründer Hermann Maurer, ein versierter Informatiker, hat diesen Testlauf freigegeben.

Der weltweit agierende Anbieter jenes Service läßt wissen: „Twitter zeigt, was gerade in der Welt passiert und worüber sich die Leute unterhalten.“ Ganz unter uns, „worüber sich die Leute unterhalten“ ist mir etliche Nummern zu groß und die Welt sowieso, denn für uns geht es hier um sinnvolle, bewältigbaren Kommunikationssituationen. Die sind erfahrungsgemäß nicht grenzenlos.

Das aktuelle Twittert-Logo. (Graphik: Twitter.com)
Das aktuelle Twittert-Logo. (Graphik: Twitter.com)

Es gibt Waffensysteme, deren Raketen werden im Modus Fire and Forget abgeschossen, auf daß sie sich ihr Ziel eigenständig suchen. Ich vermute, das wäre etwas wie eine Analogie zu Propaganda. Derlei bedenkenloses Ausstreuen von Informationen und Geschichten würde uns kaum nützen.

So ein Modus kommt für das Austria-Forum also nicht in Frage. Wir brauchen es merklich konzentrierter. Maurer hat mit seinem Team online über Jahre ein Docuverse aufgebaut, das auf klassischer Autorenschaft beruht. Daher steht eine konkrete Community dahinter, ein Netzwerk von Männern und Frauen, die ihr Wissen und ihre Dokumente einbringen. Dazwischen sind verschiedene Kreise verzahnt, die sich aus verschiedenen Institutionen und Initiativen ergeben, welche auf den Forum-Bestand zugreifen, umgeben von flüchtigem Publikum, das wegen einzelner Suchanfragen hereinkommt oder einfach nach Laune stöbert.

Zum Aprilfestival gehören auch der Kunstdiskurs und kulturpolitische Debatten. (Foto: Martin Krusche)
Zum Aprilfestival gehören auch der Kunstdiskurs und kulturpolitische Debatten. (Foto: Martin Krusche)
Von links: Gemeinderat Karl Bauer, Malerin Helga Hudin und Musiker Reinhard Ziegerhofer, (Foto: Martin Krusche)
Von links: Gemeinderat Karl Bauer, Malerin Helga Hudin und Musiker Reinhard Ziegerhofer, (Foto: Martin Krusche)

Dazu gehört aber auch ein Team, das dieses Austria-Forum im engeren Kreis am Laufen hält, plus ein leistungsstarkes Editorial Board, von dem solches Engagement mit einem ideellen Fundament und etlicher Arbeit unterfüttert wird.

Sie ahnen gewiß, da will nun in der Praxis eines Probelaufs erst herausgefunden werden, was ein Twitter-Account für solche Kommunikationslagen an nützlicher Wirkung bringen kann. Daraus ergibt sich ein weiteres Zwischenglied für unsere komplexe Gesamtsituation zwischen Telepräsenz und realer sozialer Begegnung. (Zu diesem Gefüge gehört seit dem Vorjahr auch eine andere Versuchsstrecke: Austria-Forum LIVE.)

So entfaltet sich der Testbetrieb als eine Art individueller Erzählung, die in knapp gefaßten Absätzen für eine eigene Informationslinie gut ist, also erzählerisch in sich funktioniert, dabei aber Anlässe schafft, um auf Inhalte des Austria-Forum zu linken. Sie speist sich nicht bloß aus Internet-Inhalten, sondern bezieht sich auch aus unseren Wegen im "Realraum".

Auf diese Art bleibt es dem Publikum überlassen, wo und wie weit jemand in die Tiefe gehen möchte. Und zwar über diese neue Pforte des Zugangs, neben der das Austria-Forum auch eine leistungsfähige Suchmaschine, Zufallsbeiträge und einen Newsletter anbietet.


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