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Notiz 016: Elektrifizierter Winter#

von Martin Krusche

In den 1960er Jahren, als ich zu verschiedenen Jahreszeiten in diesem oder jenem Zeltlager Ferientage verbrachte, wußte ich über die unverzichtbaren Taschenlampen, daß die Kälte den Batterien zusetzt. Außerdem gab es damals noch die Kategorie Kofferradio. Das war viele Jahre bevor Ghettoblasters auf den Markt kamen. Auch da galt es Kälte und Feuchtigkeit zu meiden, um die Batterien zu schonen. (Zwischenzeitlich hatten wir dann handliche, kleine Transistorradios, die waren in der Hinsicht robuster.)

Solche Kofferradios boten uns einst Gelegenheit, den pflegsamen Umgang mit Batterien zu üben. (Foto: Martin Krusche)
Solche Kofferradios boten uns einst Gelegenheit, den pflegsamen Umgang mit Batterien zu üben. (Foto: Martin Krusche)

Ich kannte als Kind schon Elektroautos, weil der Paketdienst der Post in Graz mit solchen summenden Kästen unterwegs war. Quietschgelb lackierte Quader, die Austro-Fiat ENO 2. (Das Kürzel steht für Elektro-Niederflur-Omnibus.)

Die Jahrzehnte gingen ins Land. Wir haben zwischenzeitlich ganz schlau über so manchen Lohner-Porsche mit Radnaben-Motoren geplaudert. Darunter auch ein Hybrid-Wagen mit der klingenden Bezeichnung „Mixte“. Den hab ich mir im Maßstab 1:43 beschafft, weil er ein exponierter Meilensein der österreichischen Automobilgeschichte ist.

Inzwischen war für mich mehrfach Gelegenheit, manchen Hybrid und auch Vollelektriker zu fahren. Sehr komfortabel, möchte ich betonen. Aber mit erheblichen Einschränkungen, wie sich nun zeigt. Jüngst hatte ich eine Strecke von rund 70 Kilometern zu fahren, eine vertraute Route, auf der mir der BMW i3 bisher noch nie Sorgen gemacht hat.

Der gemietete Bayrische: Komfortabel, zügig, aber nicht gerade rasend winterfest. (Foto: Martin Krusche)
Der gemietete Bayrische: Komfortabel, zügig, aber nicht gerade rasend winterfest. (Foto: Martin Krusche)

Winter, leichtes Schneetreiben, die Kälte belastet Batterien, eh schon wissen. Also hielt ich die Heizung auf 18 Grad, verzichtete auf Radio, Licht und … kam nicht mehr nachhause. Als nach meiner Schätzung noch wenigstens sechs bis acht Kilometer vor mir lagen, bot mir die Karre noch vier Kilometer Reichweite an, während ich davor den Ladestandanzeiger schon hatte herunterfallen sehen, als hätte ihn wer verprügelt.

Der Lohner-Porsche Mixte von 1901 im Maßstab 1:43. (Foto: Martin Krusche)
Der Lohner-Porsche Mixte von 1901 im Maßstab 1:43. (Foto: Martin Krusche)

Also suchte ich schleunigst einen Parkplatz, fuhr bei einer Tankstelle von der Piste runter, um nicht draußen aufzulaufen, wo nur Lärm und Kälte war. Dem folgten ein paar Telefonate, die mir bald darauf einen klassischen Pannenhelfer auf das Set rollen ließen. Solider Mechaniker, vom Wetter und von launiger Kundschaft offenbar geeicht. Der grinste, als ich zu ihm sagte: „Ich hab keine Ahnung, was ich jetzt mit einem leergefahrenen Elektriker anfangen soll.“ Der Mann erwiderte: „Ich auch nicht.“ (Natürlich ist er darauf geschult worden.)

Davor hatte ich schon eine Dame am Service-Telefon der Energiegesellschaft in Verlegenheit gebracht, als ich ihr offenbarte: „Ich hab keine Ahnung, was jetzt zu machen ist.“ Ihr ging es wie mir. Immerhin hatte mir mein antiquiertes Technikverständnis zugeflüstert, die Karre nicht völlig leerzufahren. Das war vorteilhaft, weil sich der Bayrische schließlich noch ein wenig rangieren ließ und für den Rest der Heimreise wie ein konventionelles Auto mit blockierten Hinterrädern zu behandeln war.

Bild 'notiz016d'
Bild 'notiz016e'

Inzwischen ist der fesche Stromer im Online-Fahrtenbuch als defekt markiert und es wird sich weisen, was ihm so zugesetzt hat, bloß die Kälte oder sonst noch was. Wäre ich statt dessen, wie Martin Vormann im vorigen Eintrag, mit dem Haflinger unterwegs gewesen, hätte ich nach seiner Fasson den Hut tief ins Gesicht gezogen, um dem Schneegestöber zu trotzen, mein Jagdmesser plus einen Suppenlöffel gezückt und das Auto ruckzuck repariert.

Allerdings hätte ich dann den freundlichen wie flotten Pannenhelfer nicht kennengelernt, mit dem auf der Heimfahrt wunderbar über Autos zu plaudern war. „Wir mögen die ja nicht so gerne“, sagte er über die Elektriker. Sehr entspannter Bursche, der freilich etwas mehr als ein Jagdmesser plus einen Suppenlöffel dabei hatte. (Voriger Beitrag) (Nächster Beitrag)


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