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Ein Kirschbaum an der ebenfalls höchsten Stelle des zum Bauerngut Rosenhof gehörigen
Geländes, mit einer Bank, vier Tischchen und dem ausladenden Blick findet im „Nachsommer“
des Öfteren Erwähnung: 190
„Endlich hatten wir die höchste Stelle erreicht und mit ihr auch das Ende des Gartens. Jenseits
senkte sich der Boden wieder sanft abwärts. Auf diesem Platze stand ein sehr großer Kirschbaum,
der größte Baum des Gartens, vielleicht der größte Obstbaum der Gegend. Um den Stamm des
Baumes lief eine Holzbank, die vier Tischchen nach den vier Weltgegenden vor sich hatte, dass
man hier ausruhen, die Gegend besehen oder lesen und schreiben konnte. Man sah an dieser Stelle
fast nach allen Richtungen des Himmels.….Man mußte an heiteren Tagen von hier aus die ganze
Gebirgskette im Süden sehen, …“191
Bei Stifter als „Raitbühel“ bezeichnet, in dessen Nahbereich sich das (rote) Kreuz befand (s.o.),
hatte eben dieser Arealteil der Herrschaft Hagen den Namen „Rainhügel“.192
Laut eigenem Erleben und begeisterten Schilderungen Rezacs und Schlöderers rodelten und
wedelten die Kinder im Winter den Rainhügel hinunter, durch den „Stiergraben“ weiter bis fast ins
Tal, ebenso die Erwachsenen, welche aber meist von der Spitze des Pöstlingberges starteten. Durch
den als Stiergraben bekannten Gelände - Einschnitt gelangte man vom Rainhügel direkt zum
Meierhof zurück oder aber man wählte den Weg über die „Feldrast“/bei Stifter „Felderrast“
zwischen den Getreidefeldern. Der Kirschbaum und der Ruheplatz dabei existieren nicht mehr,
denn das Gelände wurde im 2. Weltkrieg für die Fliegerabwehrstellungen adaptiert, mittlerweile
teilweise verbaut. 193
Auf der anderen Seite des Rainhügels verlief kurz nach der Böschung nordwestlich und unterhalb
dieses Bühels mit dem großen Kirschbaum, sich abwärts neigend, die ehemalige
Herrschaftsgrenze Hagen. Sie lief den Kaindlweg hinunter, den Windflachweg querend, sich zur
Donau absenkend in einen Graben. In ihm eilte vormals ein Bach Richtung Urfahrwänd und
Donau- Fluss hinunter, der laut alter Überlieferung dereinst als „Zündspanbach“/ Zinispanbach
bekannt, ebenso wie der Bach, welcher den Schildkrötenteich im nord-östlichen Teil des
Schlossgeländes speiste, von großen Erlen gesäumt war. 194
Auch Stifter erwähnt in diesem geschilderten identifizierbaren Bereich alte Erlenstöcke. 195
190
Stifter, Nachsommer, ua 55, 336, 456, 461.
191
Stifter, Nachsommer, 55.
192
Stifter, Nachsommer, 462.
193
Rezac, PI 26. Juni 2001. Durch diesen Geländeeinschnitt trieb man (noch im 1. Drittel des 20. Jh), als der Meierhof
noch ganz und dann partiell landwirtschaftlich genützt wurde, die Tiere auf die Weidegründe und behielt auch danach
den Namen bei. Er wurde im Zuge des Baues der Merkursiedlung eingeebnet. Schlöderer, PI 11. September 2009; und
Ruckerbauer Helmut und Johanna, PI 4. März 2007, berichteten ebenfalls über ihn.
194
Reder Ernestine, PI 16. Juni 2002: Eine in der Schule und privat bekannt gewesene Geschichte berichtete von der
Herstellung und vom Verkauf von Zündspänen, in einer Zeit, da es noch kein elektrisches Licht gab. Lehrer Max
Gielge vermutete, dass dieser Wasserlauf ursprünglich Zinispan-Bach hieß, nach dem Geschlecht der Zinispan aus
Böhmen respektive Freistadt, welches im 15. Jh mit den Herren von Wallsee (vm als deren Schaffer) auch in den
Linzer Raum/Hagen gekommen war und nachweislich den (zeitweilig zum Hagen gehörigen) Burgerhof, den späteren
Spaz-Hof, (benannt nach der berühmten Bildhauerfamilie Spaz) besessen hatte. Sie führten in ihrem Wappen einen
Bund Zündspäne. Schäffer, GHft Hagen, Bd I/1; Bd III, Dorf Hagen, Zinispan. OÖLA, AStbg, Hs 153/12. Schäffer,
Merkwürdiges aus dem Hagen, 5. Vgl Stifter, Nachsommer, 63.
195
Stifter, Nachsommer, 63, 125 f.
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Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Titel
- Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 97
- Schlagwörter
- Oberösterreich, Biedermeier
- Kategorien
- Biographien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit 1
- Kurzinformation zum Landgut/Schloss Hagen 7
- Adalbert Stifters Umzug nach Linz u. sein Kontakt zu Hagen 11
- Parallelen im Hagen zu Stifters "Nachsommer" 29
- Vergleich - identifizierbare Details zu den äußeren Gegebenheiten Hagens 36
- Vergleich - identifizierbare Details in Innenbereich des Schlosses Hagen 58
- Anregungen zum historischen Epos "Witiko" 76
- Ausklang 82
- Anhang: Wappenwand d. Johannes-Kapelle d. Schloss Hagen 85
- Abkürzungsverzeichnis 88
- Literaturliste 89
- Kurzer Blick auf die Autoren 91