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Vergrößerungsgläser aller Art. Der Archivkasten selbst erinnerte an jenen im Stift Herzogenburg,
welchen ich [Burgstaller, AdV] einmal sehen durfte. Zwischen den geschwungenen Teilen des
Gesimses befand sich, gleichsam an der Anwuchsstelle der Engelflügel-artigen Holzwellen ein
Engelkopf“.288
In den Laden hätten zahlreiche Kupfer- und Stahlstiche gelegen, auch Skizzen vom Hagen und
seinem Umfeld. Burgstaller habe sich nachher manchmal die zu jenem Zeitpunkt bereits
unbeantwortbare Frage gestellt, ob nicht einige der Skizzen Werke Stifters gewesen sein könnten.
Wer sollte immer wieder Motive des Hagen skizzieren und in einer solchen Genauigkeit und
Präzession hinsichtlich Betrachtung und Ausführung. Ferner lagen in einem der großen über die
Gesamtlänge des Kastens reichenden unteren Fächer zusammengerollte Bilder, die man ihm aber
nicht gezeigt hatte. 289
Auch im „Nachsommer“ finden des Öfteren Kupferstiche und Skizzen Erwähnung. 290
Kommentar und Erläuterungen im Anhang der Reclam-Ausgabe des Nachsommers verweisen auf
Goethe, welcher über eine reiche und kostbare Sammlung von Kupferstichen verfügte, was aber
auch bei den Fürsten Starhemberg in ihren diversen Schlössern und Häusern zweifellos zu erwarten
war. 291
Bezüglich der Bücherkästen hielt Stifter fest: „Sie hatten vorne Glastafeln, hinter den Glastafeln
grünen Seidenstoff, und waren mit Büchern angefüllt“.292
Er präsentierte ähnliche Beschreibungen der Räumlichkeiten und Einrichtung wie im Hagen,
sprach seinerseits vom Bücher- und Lesezimmer und einem langen Tisch in der Mitte des
„Bücherzimmers“. In dessen Lade hätten sich Verzeichnisse der Sammlung befunden. Der Dichter
erwähnt auch eine Art Apothekerkasten, welchen er jedoch dem Eckzimmer zuwies, zur
Verwendung für die Aufbewahrung von Sämereien. 293 Zum „Lesezimmer“ bemerkte er: „In der
Mitte stand wie im Bücherzimmer ein großer Tisch oder Schrein – denn er hatte mehrere Laden -
der dazu diente, dass man Tafeln, Mappen, Landkarten und dergleichen auf ihm ausbreiten
konnte.“294 Auch hier große Ähnlichkeit mit Hagen, was aber nicht zwingend erscheint, als dies vm
in allen solchen Räumen üblich war. An anderer Stelle erwähnt Stifter einen Kamin im
Lesezimmer. 295
Im Hinblick auf die Bibliothek im Schloss Hagen und Adalbert Stifter scheint eine Information
Prof. Burgstallers von Bedeutung: Josef Weingärtner besaß in seiner Bibliothek das komplette
Werk Stifters in Originalen aus der Zeit ihrer Entstehung.296
Reder und Hirschfeld memorierten etliche alte Kachelöfen, so einen mit einem Helm als Aufsatz,
einen anderen mit einem Jünglingskopf (s.o.); einen weiteren, sehr hohen, bunt-glasierten, welcher
besonders farbenfrohen Figuren- und Blumenschmuck aufwies. Josef Weingärtner bezeichnete
dieses Werk des im 16. Jh berühmten Linzer Hafnermeisters Paul Zilpolz stets als „Zippel“. Er wies
gegenüber Reder darauf hin, dass für den Zippel ausschließlich Buchenholz aus dem eigenen Wald in der
Koglerau verwendet werde. 297
Dem sei eine Aussage Stifters gegenübergestellt, welcher betont, dass
288
Burgstaller, PI 16. März 1998, 3. Februar 1999. Den grünen Vorhang schilderte auch Warnecke, PI 8. April 2010.
289
Burgstaller, PI 16. März 1998, 3. Februar 1999.
290
Stifter, Nachsommer, 379 ff. Vgl Stifter, Reclam-Ausgabe Nachsommer, 686, 804, 866 (wegen der Kupferstiche
werden auch Humboldt und Goethe als Vorbilder für Risach erwogen).
291
Stifter, Reclam-Ausgabe Nachsommer, 853 f.
292
Stifter, Nachsommer, 5 f.
293
Stifter, Nachsommer, 81 f, 311, 315.
294
Stifter, Nachsommer, 82.
295
Stifter, Nachsommer, 637.
296
Burgstaller, PI 17. März 1998. Burgstaller durfte diese Bände mit dem Schlossherrn besichtigen.
297
Reder, PI Ende 1999. Hirschfeld, PI Juli 1999. Zu Zilpolz: Schäffer, Persönlichkeiten/Hagen, 14 ff.
Persönlichkeiten/Auszug, 24 f. Der „Zippel“ fiel in die Zeit der Errichtung des Schlosses Hagen, um 1571; Zilpolz
baute Kachelöfen mit besonders reichem Dekor. (Erläuterung Architekt Günther Kleinhanns, PI 9. September 2011.)
Offenbar hatte Christoph Häckhl von Lustenfelden, Zilpolz für die Beheizung seines neuen Schlosses engagiert.
Schäffer, GHft Hagen/Inhaber, Bd I; Schäffer, Quellensammlung GHft Hagen, Bd I/2.
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Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Titel
- Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 97
- Schlagwörter
- Oberösterreich, Biedermeier
- Kategorien
- Biographien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit 1
- Kurzinformation zum Landgut/Schloss Hagen 7
- Adalbert Stifters Umzug nach Linz u. sein Kontakt zu Hagen 11
- Parallelen im Hagen zu Stifters "Nachsommer" 29
- Vergleich - identifizierbare Details zu den äußeren Gegebenheiten Hagens 36
- Vergleich - identifizierbare Details in Innenbereich des Schlosses Hagen 58
- Anregungen zum historischen Epos "Witiko" 76
- Ausklang 82
- Anhang: Wappenwand d. Johannes-Kapelle d. Schloss Hagen 85
- Abkürzungsverzeichnis 88
- Literaturliste 89
- Kurzer Blick auf die Autoren 91