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Schlossobjekt das unter Denkmalschutz steht“, was sich allerdings im Zuge der Abrisstendenzen
als unrichtig herausstellte. 311
Hingegen räumte am 9. Mai 1956 der damalige Landeskonservator Dr. Norbert Wibiral vom BDA
Oberösterreich ein, dass Schloss Hagen doch nicht unter Denkmalschutz gestellt sei. 312
Der
Familie Mayr hingegen, welcher zur Zeit der Wohnungsnot der Fresken- oder Rittersaal zur Miete
überlassen wurde, war ebenfalls vom selben Denkmalschutzbeamten wegen der Schönheit und
Farben der Ritterdarstellungen das Rauchen im Saal strengstens untersagt worden. 313
Daher hegte
zunächst niemand Zweifel an der tatsächlichen offiziellen Unterschutzstellung, und so wurde bei
Baufragen etc stets das BDA informiert und konsultiert. Jeder hielt es für richtig und als Tatsache,
dass das gesamte Schloss unter Denkmalschutz gestellt worden war, zumal dieser Begriff auch bei
diversen Reparatur-Vorhaben, Anboten und Durchführungen immer wieder mündlich und
schriftlich angeführt, dem Landeskonservator im Hinblick auf die Unterschutzstellung stets
Mitspracherecht zugestanden, und dieses auch in Anspruch genommen wurde. 314
Anlässlich der „wild-entschlossenen Abriss-Tendenzen“ des neuen Besitzers, seit 1956 der
„Merkur Wechselseitigen Versicherungsanstalt“ (bis 1960/63 „Merkur Wechselseitige
Krankenversicherung“), - noch im selben Jahr des Erwerbes, 1956 - stellte sich jedoch plötzlich
und für (fast) alle Beteiligten überraschend heraus, dass das Schloss nicht wie stets vorgegeben
unter Denkmalschutz stand 315
und dies eilig nachgeholt werden musste, was, wenn auch spät,
gerade noch rechtzeitig (zur zunächst partiell angestrebten Verhinderung des Abbruches seitens
Wibiral) realisiert werden konnte. 316
Leider blieb der in letzter Minute erhoffte End-Erfolg aus,
auch das BDA stimmte 1961 dem Abbruch-Ansuchen der Merkur (bezgl des im Innenbereich
1953/54 fertig renovierten und sanierten Schlosses) zu. Selbst die Vorsprachen kulturell
interessierter und herausragender Persönlichkeiten wie Prof. Burgstaller, Dr. Pfeffer, Dr. Wacha
u.a. konnten den aus wirtschaftlichen Gründen einmal gefassten Entschluss nicht beeinflussen.
Schlossbewohner, allen voran die „Initiatoren des Widerstandes“ Rudolf Steinbüchler und
Margarete Bauer, übergaben in einem Informations- und Petitionsgespräch Bürgermeister Dr. Ernst
Koref nebst einer Bittschrift und Unterschriftenlisten, Fotografien als Belege des tatsächlich guten
Zustandes des Schlosses Hagen, verwiesen auch auf das Stifterzimmer, für die Erhaltung von
dessen Mobiliar sich Steinbüchler bereits 1949 eingesetzt habe. 317
Steinbüchler wurde auch bei
Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleissner vorstellig mit der Bitte um Einschreiten gegen den
geplanten Abriss und Hilfe für die Erhaltung des Schlosses. 318
Nichtsdestotrotz wurde das Schloss
1963 abgerissen.
311
AStL, AA, 5. Hausakten, Sch. 103, Akt 42. Schäffer, GHft Hagen, Bd II.
312
BDA, Pöstlingberg/Schloß Hagen, Mappe I, 9. Mai 1956.
313
Himmelbauer, Ströbinger, Fehrer, u.a. PI. Ottilie Mayr (geb. 1. Dezember 1905, Gatte Rudolf geb. 3. April 1898)
führte nach dem Krieg, als das Geschäft Sandböck durch Bomben zerstört worden war, in einem Behelfsquartier eine
Greißlerei, in etwa gegenüber dem vormaligen Sudhaus. Auch Info Schlöderer Josef, PI 11. September 2009.
314
Schröckenfuchs Walter, PI 21. November 2009. Himmelbauer, PI 30. Juni 2008. Vgl auch AStL, Altes Archiv, 5.
Hausakten, Sch. 103, Akt 42: … „ein Teil der unter Denkmalschutz stehenden Schlossanlage“. Diverse entsprechende
Hinweise, ua am 16. September 1947, anlässlich des Ansuchens um Errichtung einer Trafik mit Fensterdurchbruch
seitens Alfred Bauer: Abgestempelt vom Bundesdenkmalamt. Anordnung, dass der Fensterdurchbruch 35cm x 30cm
nicht übersteigen dürfe. AStL. Altes Archiv, 5. Hausakten, Sch. 103/Akt 24.
315
Wacha, PI 5. November 2001.
316
Wibiral, persönl. PI 2001.
317
Vgl BDA, Pöstlingberg/Schloß Hagen, Mappe I, Unterschutzstellungsbescheid GZ 9081/19. Dezember 1956;
Abbruchszustimmung GZ 1544/61 vom 28. Februar 1961. Aussagen von etlichen der 32 bis 1960/63 im Schloss,
Meierhof und Sudhaus wohnhaft gewesenen Parteien (Himmelbauer, u.a.) und Anrainern (Reder, Hirschfeld, u.a.),
sowie Wissen von Johanna Steinbüchler, Ingrid Zauner, u.a. Vgl dazu Schäffer, GHft Hagen, Bd II. Schäffer,
Persönlichkeiten/Hagen, 40 ff, Steinbüchler. Persönlichkeiten/Auszug, 29 f.
318
Steinbüchler Johanna, diverse PI, ua August 2013.
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Buch Adalbert Stifter und Schloss Hagen"
Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Titel
- Adalbert Stifter und Schloss Hagen
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 97
- Schlagwörter
- Oberösterreich, Biedermeier
- Kategorien
- Biographien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit 1
- Kurzinformation zum Landgut/Schloss Hagen 7
- Adalbert Stifters Umzug nach Linz u. sein Kontakt zu Hagen 11
- Parallelen im Hagen zu Stifters "Nachsommer" 29
- Vergleich - identifizierbare Details zu den äußeren Gegebenheiten Hagens 36
- Vergleich - identifizierbare Details in Innenbereich des Schlosses Hagen 58
- Anregungen zum historischen Epos "Witiko" 76
- Ausklang 82
- Anhang: Wappenwand d. Johannes-Kapelle d. Schloss Hagen 85
- Abkürzungsverzeichnis 88
- Literaturliste 89
- Kurzer Blick auf die Autoren 91