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AMM ArchitektInnen machen Möbel
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2120 Die Wahrnehmung Möbel Das Möbel ist kulturgeschichtlich, wenn nicht als Teilbereich der Architektur so doch in Zusammenhang damit zu sehen. Im Laufe der Menschheitsgeschichte waren somit auch Möbel Ausdruck der jeweiligen Kultur und dem damit verbundenen Lebensstil. Die Möbel der sogenannten einfachen Leute unterschieden sich grundsätzlich von denen der herrschenden Schichten in ihrer Zweckbestimmung. Die Reduktion auf das Wesentliche im Sinne einer universellen Gebrauchsfähigkeit zeichnete das Möbel des ‚einfachen Volkes‘ aus. Es gab Behälter, Sitzgelegenheit, Tisch und Liegestätte und von diesen wenige Varianten, wie etwa Schrank, Schubladenkasten, Bank, Stuhl, Eßtisch und Bett. Entsprechend den Fertigungsmöglichkeiten und den material- und funktionsbedingten Gesetzmäßigkeiten entwickelte sich die Form eines Möbels. Dennoch findet man trotz dieser Reduziertheit auch bei diesen einfachen Möbeln immer wieder schmückende Elemente. Der reine Gebrauchsgegenstand wurde auf Grund solcher Zierelemente (Schnitzereien, Bemalungen, Gedrechseltes, …) im Sinne einer ästhetischen Wahrneh- mung für den Benutzer zu einem besonderen, sinnlich erfahrbaren Stück. Die Beschränkung auf das Wesentliche, die hier auf Grund von Lebensumständen erfolgte, machten die Shaker zu ihrem Lebensprinzip, das sich in ihrer Architektur, ihren Möbeln und Gebrauchsgegenständen manifestierte. Entsprechend diesen Prämissen sind unter anderem ihre Möbel ausschließlich von deren Nützlichkeit bestimmt. Ein reichhaltiges Wissen über das Material Holz, die entsprechenden Verarbeitungs- techniken und der bewußte Umgang damit, sowie die genaue Beobachtung von alltäglichen Lebens- abläufen, spiegelt sich in den einzelnen Möbel wieder. Die geistige wie handwerkliche Sensibilität aus der diese Möbel entstanden, generiert ihre ästhetische Qualität. Funktionalität und wirtschaftliche Konstruktionstechnik in Verbindung mit industrieller Fertigung sind Entwurfskriterien der Moderne. Die Auseinandersetzung mit ‚modernen Wohnformen‘ für die Allgemeinheit, brachte eine Reihe von ‚Typenmöbel‘ hervor. Das propagierte Lebensgefühl von Freiheit, Licht und Luft wird trotz der funktionsorientierten Ideologie über eine ästhetische Ebene vermittelt. Glänzende Metallrohre und Glas, deutlich vom Boden abgehobene Korpusmöbel, glatte, meist helle Oberflächen, leichte Beweglichkeit, etc. sind gestalterische Mittel zur Vermittlung sinnlicher Wahrnehmung. Der Versuch der Moderne durch die Architektur eine Lebenshaltung zu vermitteln, die Allgemeingültigkeit hat, ist jedoch gescheitert. Gescheitert vor allem im Sinne einer Auflösung sozialer Hierarchien durch die moderne Architektur. Anstelle dessen beobachten wir das Phänomen, dass heute sowohl der Geldadel als auch die Arbeiter- und Mittelschicht ihre ästhetischen Bilder vornehmlich in einer monarchistischen Vergangenheit suchen. Die elementaren Grundbedürfnisse des Menschen – Essen, Lieben, Schlafen – sind verwurzelt in archaischen Tiefen des Bewusstseins und damit eng verknüpft mit überlieferten Werten und Wertigkeiten. Die Verschie- bung dieser Wertigkeiten geschieht langsam und minimal. Im sozialen Kontext sind meist tradierte, bürger- liche Wertvorstellungen ausschlaggebend, wie man wohnt oder zu wohnen hat. Die dennoch vorhandene Heterogenität und Meinungsvielfalt entsteht durch projizierte Wunschvorstellungen, verschiedene Lebens- haltungen oder soziales Prestige.
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AMM ArchitektInnen machen Möbel
Titel
AMM ArchitektInnen machen Möbel
Autor
Judith Augustinovic
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-681-9
Abmessungen
14.8 x 25.0 cm
Seiten
104
Schlagwörter
Architektur, Möbel, Sessel, Tische, Stühle, Holz, Nachhaltigkeit
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort | Irmgard Frank 7
  2. amm ist gestalterische Haltung und Bekenntnis zu Qualität | Judith Augustinovic 8
  3. Lilli Hollein 11
  4. Eva Guttmann 12
  5. Eberhard Schrempf 13
  6. Gebhart Blazek 14
  7. Marion Kuzmany 15
  8. Thomas Benz 16
  9. Marina Hämmerle 17
  10. Ursula Diefenbach und Christoph Adametz 19
  11. Die Wahrnehmung Möbel | Irmgard Frank 20
  12. Entwurf und Werkstück 27
  13. ‚Der Baum wächst nach oben.‘ 31
  14. Wintersemester 2018|19 . Anna-Lülja Praun Möbelwettbewerb 32
  15. Eugen Gross 33
  16. Antje Senarclens de Grancy 34
  17. Markus Bogensberger 35
  18. KARLI und Eugen Gross 37
  19. amm Möbel 38
  20. Austrian Interior Design Award 2018 57
  21. Präsentationen – Ausstellungen – Messen 58
  22. Positionen der Studierenden 64
  23. An den Hobelbänken 68
  24. Sommersemester 2019 . Handwerk trifft Design 72
  25. Paul Streit 76
  26. Margret Rausch 78
  27. Johannes Wohofsky 79
  28. TeilnehmerInnen seit 2017 91
  29. Chronologie 101
  30. Impressum 102
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