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AMM ArchitektInnen machen Möbel
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2120 In diesem Zusammenhang fasziniert die Entwicklung des Serienprodukts ‚Auto‘. Kein zweites Industrie- produkt der westlichen Welt in diesem Jahrhundert hat einen so bedeutsamen gesellschaftlichen Stellenwert wie das Auto. Bei keinem anderen Produkt herrscht so viel Einigkeit unter sonst sehr verschiedenen gesell- schaftlichen Schichten. Der Prestigewert eines Autos der Luxusklasse ist nicht gekoppelt mit einer bestimm- ten Einkommensschicht. Der damit verbundene ästhetische Code ebenfalls nicht. Einzig der Kaufwert des Fahrzeuges entscheidet über die persönliche Verfügbarkeit. Überträgt man diese Überlegungen auf das Produkt Möbel, so lässt sich – wie oben schon angedeutet – erkennen, dass hier sehr wohl verschiedene gesellschaftliche Gruppierungen jeweils ihre speziellen ästheti- schen Codes besitzen. Der einem Möbel innewohnende Prestigewert und seine ästhetische Codierung sind direkt verknüpft mit der Lebensanschauung und Lebensweise der Benutzer. Die Wiederentdeckung der Moderne auf dem Möbelsektor, die in den 70er Jahren ihren Anfang nahm, führte dazu, dass der Besitz eines bestimmten Möbels zur Prestigefrage avancierte. Der ‚moderne Klassiker‘ wurde zum Kultobjekt erhoben, dessen Besitz dem Eigentümer kulturinteressierte fortschrittliche Lebens- weise bescheinigte. Der Begriff ‚moderne Klassiker‘ trägt den Widerspruch zweier Welten in sich. Zukunftsorientierte Aufbruchsstimmung und etablierte, bourgeoise Wertvorstellungen sind darin vereint. Das Möbel, das Interieur wurde wieder und im verstärkten Maß als inszenatorisches Mittel einer Lebens- auffassung begriffen. Die Kritik der Gruppen Memphis und Alchimia an der Moderne richtet sich vor allem gegen deren Dogmatik und brachte als Gegenstandpunkt Objekte hervor, deren Qualität im spielerischen Umgang mit Metaphern und nicht in deren Funktionalität liegt. Die als Manifest verstandenen Objekte bewirkten jedoch in der Folge eine Unzahl von ‚kreativen Möbeln‘. Je nachdem wer diese kreierte, StardesignerIn, arrivierte/r bildende/r KünstlerIn oder unbekannte Newcomer, erfolgt die Beurteilung des gesellschaftlichen Stellenwerts. Diese Spielart der Inszenierung eigener Lebenswelten bewegt sich innerhalb einer kleinen, finanzkräftigen, News-informierten oder tatsächlich interessierten Schicht. Ein Großteil der Bevölkerung folgt jedoch bei der Auswahl von Produkten des Wohnbedarfs anderen Regeln. In einzelnen Fällen mag es eine geschickte Werbestrategie sein, die den Konsumenten zum Kauf stimuliert. Der ‚allgemeine Geschmack‘, so die Hypothese, wird jedoch viel subtiler über das in Filmen und vor allem in Fernsehfilmserien vorkommende Interieur generiert. Die Filme der 50er hatten entsprechend der Aufbruchs- stimmung und der Zukunftsorientiertheit oftmals äußerst futuristische Interieurs. Die Filme der 80er und 90er Jahre widerspiegeln den Wunsch einer gesättigten Konsumgesellschaft nach noch mehr Sicherheit und damit verbunden, die Scheu vor Veränderungen. Analysiert man in Fernsehfilmen vorkommendes Interieur und vergleicht dies mit dem gängigen Angebot am Möbelmarkt – einen guten Überblick geben hier heimische Möbelmessen –, so liegt der Verdacht nahe, dass die Inszenierung der eigenen Lebenswelt bei einem Großteil der Bevölkerung nach projizierten Wunschvorstellungen via Bildschirm erfolgt.
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AMM ArchitektInnen machen Möbel
Titel
AMM ArchitektInnen machen Möbel
Autor
Judith Augustinovic
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-681-9
Abmessungen
14.8 x 25.0 cm
Seiten
104
Schlagwörter
Architektur, Möbel, Sessel, Tische, Stühle, Holz, Nachhaltigkeit
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort | Irmgard Frank 7
  2. amm ist gestalterische Haltung und Bekenntnis zu Qualität | Judith Augustinovic 8
  3. Lilli Hollein 11
  4. Eva Guttmann 12
  5. Eberhard Schrempf 13
  6. Gebhart Blazek 14
  7. Marion Kuzmany 15
  8. Thomas Benz 16
  9. Marina Hämmerle 17
  10. Ursula Diefenbach und Christoph Adametz 19
  11. Die Wahrnehmung Möbel | Irmgard Frank 20
  12. Entwurf und Werkstück 27
  13. ‚Der Baum wächst nach oben.‘ 31
  14. Wintersemester 2018|19 . Anna-Lülja Praun Möbelwettbewerb 32
  15. Eugen Gross 33
  16. Antje Senarclens de Grancy 34
  17. Markus Bogensberger 35
  18. KARLI und Eugen Gross 37
  19. amm Möbel 38
  20. Austrian Interior Design Award 2018 57
  21. Präsentationen – Ausstellungen – Messen 58
  22. Positionen der Studierenden 64
  23. An den Hobelbänken 68
  24. Sommersemester 2019 . Handwerk trifft Design 72
  25. Paul Streit 76
  26. Margret Rausch 78
  27. Johannes Wohofsky 79
  28. TeilnehmerInnen seit 2017 91
  29. Chronologie 101
  30. Impressum 102
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