Seite - 5 - in Brasilien - Ein Land der Zukunft
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Einleitung
In früheren Zeiten pflegten die Schriftsteller, ehe sie ein Buch an die
Öffentlichkeit gaben, eine kleine Vorrede vorauszuschicken, in der sie redlich
mitteilten, aus welchen Gründen, von welchen Gesichtspunkten aus und in
welcher Absicht sie ihr Buch geschrieben. Es war eine gute Gewohnheit.
Denn sie schuf durch den Freimut und die direkte Ansprache von vornherein
ein richtiges Einverständnis zwischen dem Schreibenden und denen, für die es
geschrieben war. Und so möchte auch ich in möglichster Redlichkeit sagen,
was mich bewog, ein von meinem sonstigen Arbeitskreis scheinbar
weitabgelegenes Thema mir vorzunehmen.
Als ich im Jahre 1936 zum Penklubkongreß in Buenos Aires nach
Argentinien fahren sollte, fügte sich dem die Einladung bei, gleichzeitig
Brasilien zu besuchen. Meine Erwartungen waren nicht sonderlich groß. Ich
hatte die durchschnittliche hochmütige Vorstellung des Europäers oder
Nordamerikaners von Brasilien und bemühe mich jetzt, sie
zurückzukonstruieren: irgend eine der südamerikanischen Republiken, die
man nicht genau voneinander unterscheidet, mit heißem, ungesundem Klima,
mit unruhigen politischen Verhältnissen und desolaten Finanzen, unordentlich
verwaltet und nur in den Küstenstädten halbwegs zivilisiert, aber
landschaftlich schön und mit vielen ungenützten Möglichkeiten – ein Land
also für verzweifelte Auswanderer oder Siedler und keinesfalls eines, von
dem man geistige Anregung erwarten konnte. Zehn Tage daran zu wagen,
schien mir genug für jemanden, der seinem Beruf nach weder fachmäßiger
Geograph, Schmetterlingssammler, Jäger, Sportsmann oder Kaufmann war.
Acht Tage, zehn Tage und dann rasch wieder zurück, so dachte ich, und ich
schäme mich nicht, diese meine törichte Einstellung zu verzeichnen. Ich halte
es sogar für wichtig, denn sie ist ungefähr dieselbe, die noch heute in unseren
europäischen und nordamerikanischen Kreisen im Umlauf ist. Brasilien ist
heute im kulturellen Sinne noch ebenso eine terra incognita, wie sie es den
ersten Seefahrern im geographischen gewesen. Immer wieder bin ich von
neuem überrascht, welche verworrenen und unzulänglichen Vorstellungen
selbst gebildete und politisch interessierte Menschen von diesem Lande
haben, das doch unzweifelhaft bestimmt ist, einer der bedeutsamsten Faktoren
in der künftigen Entwicklung unserer Welt zu werden. Als zum Beispiel auf
dem Schiff ein Bostoner Kaufmann ziemlich abfällig von den kleinen
südamerikanischen Staaten sprach und ich ihn zu erinnern versuchte, daß
Brasilien für sich allein größeres Territorium umfaßt, als die Vereinigten
Staaten, glaubte er, daß ich spaße, und ließ sich erst durch einen Blick auf die
Landkarte überzeugen. Oder ich fand in dem Roman eines sehr bekannten
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Buch Brasilien - Ein Land der Zukunft"
Brasilien
Ein Land der Zukunft
- Titel
- Brasilien
- Untertitel
- Ein Land der Zukunft
- Autor
- Stefan Zweig
- Datum
- 1941
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 200
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 5
- Geschichte 14
- Wirtschaft 57
- Blick auf die brasilianische Kultur 94
- Rio de Janeiro 117
- Einfahrt 121
- Das alte Rio 124
- Spazieren durch die Stadt 128
- Die kleinen Straßen 135
- Kunst der Kontraste 138
- Ein paar Dinge, die morgen vielleicht schon entschwunden sind 140
- Gärten, Berge und Inseln 144
- Sommer in Rio 148
- Blick auf São Paulo 152
- Besuch beim Kaffee 160
- Besuch hei den versunkenen Goldstädten 167
- Flug über den Norden 180
- Daten zur Geschichte Brasiliens 197