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Computer
Zwischen Oberfläche und Tiefe
»A computer is a strange type of machine.«
Wardrip-Fruin 2009: 1
Computer sind, wie Noah Wardrip-Fruin pointiert festgestellt hat, sonderbare Ma-
schinen. Ihr Zweck besteht darin, offen für Zwecke zu sein, die ihnen in Form von
Programmen gegeben werden. Im programmierenden Gebrauch eröffnen Com-
puter einen nahezu universellen Möglichkeitsraum optionaler Funktionen.1 Als
programmierte Maschinen sind Computer hingegen stets auf spezifische Funk-
tionalitäten und Gebrauchsformen festgelegt, welche die medialen Praktiken mit
Computern rahmen.2 Doch auch auf dieser Ebene des gebrauchenden Umgangs er-
öffnen sie einen Möglichkeitsraum vielfältiger Handlungsoptionen zur Artikulation,
Handhabung, Verarbeitung und Distribution medialer Konstellationen. Hierin
besteht eine, wenn nicht sogar die Herausforderung für das medientheoretische
Denken über Computer. Sie entziehen sich nicht nur einer eindeutigen Funktions-
zuschreibung, vielmehr kann nahezu alles, was mit, durch und in Computern getan
wird, auf unterschiedliche Weise getan werden.
Wenn die Bildbearbeitungssoftware Adobe Photoshop ihren Nutzern mehrere
Werkzeuge zur Verfügung stellt, um ein und dieselbe Funktion zu erfüllen, wird
nicht nur die erwähnte Variabilität offensichtlich, sondern auch zwei grund-
legend verschiedene Strategien, wie der nutzerseitige Umgang mit medialen Kon-
1 | Zum Wechselverhältnis von programmierenden Gebrauch und gebrauchenden
Um gang siehe Burkhardt (2011).
2 | Der Begriff des Rahmens wurde von Gregory Bateson eingeführt und von Ervin
Goffman aufgegriffen (vgl. Bateson 1985a; Goffman 1977 [1974]). Rahmen im Sin-
ne Goffmans bezeichnen Erfahrungs- und Interpretationsschemata, die Situationen
definieren und infolgedessen bestimmen, was im Rahmen eines Rahmens vor sich
geht (vgl. Goffman 1977 [1974]: 19). Auf den Kontext digitaler Medientechnologien
gewendet lenkt die Frage nach Rahmungen den Blick auf die Art und Weise, wie der
Umgang mit Computer durch Softwareanwendungen beeinflusst wird.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Titel
- Digitale Datenbanken
- Untertitel
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Autor
- Marcus Burkhardt
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 392
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242